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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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mittlerweile verstorbenen Gatten beim Tee im Garten fotografiert habe. Aber am schlimmsten seien diese Tredowns. Ihrer Überzeugung nach sei es gesetzeswidrig, wenn ein Mann mit zwei Frauen zusammenlebe. Und wenn es dagegen kein Gesetz gebe, dann müsse man unbedingt eines erlassen. Der Anfang vom Ende sei es gewesen, als die erste Mrs. Tredown zurückgekommen sei, um mit ihm und der zweiten Mrs. Tredown zusammenzuleben. Damals hätten sie und Mr. McNeil erstmals ernsthaft über einen Umzug nachgedacht, auch wenn es ihnen in der Seele weh getan hätte, ein Haus zu verlassen, das sie unmittelbar nach ihrer Hochzeitsreise bezogen hatten. Sie bat Damon, oder besser gesagt, sie forderte ihn auf, ihr die gerahmte Fotografie von einem Chippendale-Tischchen zu reichen.
    »Das war Ronald.«
    »Ihr Mann?«
    »Ja, natürlich«, erwiderte Mrs. McNeil. »Wer denn sonst?«
    Damon vertiefte sich in das Foto eines älteren Herrn mit Schnurrbart, der aber immer noch gut aussah und sich, wie Damon insgeheim fand, ziemlich übertrieben in Schale geworfen hatte. Er trug den obligatorischen Reiterdress für die Fuchsjagd, mit einer Art Kappe auf dem Kopf und einer roten Jacke. Vage erinnerte sich Damon daran, dass er eigentlich von einem roten Rock hätte sprechen müssen.
    »Sehr hübsch«, sagte er.
    Offensichtlich war seine Reaktion unpassend gewesen, denn Mrs. McNeil entriss ihm die Fotografie mit der Bemerkung: »Ronald war ein wunderbarer Mann.«
    Davon sei er überzeugt, erwiderte Damon, auch wenn das Gesicht auf dem Foto einen leicht brutalen Zug hatte und die Hände zu Fäusten geballt waren. »Kannten Sie Mr. Grimble?«
    »Den alten?«, fragte Mrs. McNeil. »Er gehörte zwar nicht zu jener Sorte Menschen, die man als Anwohner der Pump Lane erwartet, aber im Vergleich zu seinem Sohn war er wahrlich ein Lichtblick. Eigentlich müsste ich ja von seinem Stiefsohn sprechen. Mit richtigem Namen, also mit dem Namen seines leiblichen Vaters, hieß er Darracott, und wir wissen ja alle, was diese Darracotts sind.« Geduldig hörte sich Damon, der es nicht wusste, die nun folgende Schimpftirade auf Mr. John Grimble – »Für mich heißt er nur Darracott« – an. Der Gipfel war das ungeheuerliche Verhalten eines Sohnes, der den Garten seines Stiefvaters umgrub, obwohl dieser praktisch noch warm in seinem Grabe lag.
    »Erzählen Sie mir mehr davon«, bat Damon.
    »Da gibt es nichts zu erzählen«, beschied ihn Mrs. McNeil mit jenem Satz, der jeden Polizisten gehörig ärgert, wenn er ihn nicht gar zur Verzweiflung treibt. Zum Glück merken die meisten Leute recht schnell, dass sie doch viel zu erzählen haben, und zu dieser Sorte gehörte auch Mrs. McNeil. »Er und sein sogenannter Freund hatten begonnen, eine tiefe … na ja, eine tiefe Rinne oder einen Graben auszuheben. Wissen Sie, es war Hochsommer, und die beiden haben absolut wirr gegraben, quer durch den Garten des alten Mr. Grimble. Dabei haben sie eine wunderschöne Rosa hugonis und ein Beet mit Callas ruiniert. Sie haben vielleicht keine Ahnung, was das ist, aber das ist auch egal. Und dieser Freund hat den Graben dann wohl fertiggestellt. Er hat nur abends gearbeitet, wenn man da überhaupt von Arbeit sprechen kann. Und dann ist der alte Grimble natürlich gescheitert und hat keine Baugenehmigung bekommen, jedenfalls hat das der junge Mr. Pickford meinem Mann erzählt. Und dann mussten sie alles wieder auffüllen.«
    »Das hat Sie vermutlich gefreut.«
    »Aber ganz gewiss. Vier Häuser direkt gegenüber meinem Anwesen wären das Letzte gewesen, was ich gewollt hätte. Eines hätte ausgesehen wie das andere, alle mit rotem Klinker und diesen sogenannten Panoramafenstern. Das Ganze geschah natürlich, bevor wir wussten, dass wir aufgrund der widerwärtigen Vorfälle bei den Tredowns ausziehen würden.«
    »Sie haben gesehen, wie man den fertigen Graben wieder aufgefüllt hat?«
    »O ja, ich habe diesen Mann dabei beobachtet. Die ganze Zeit über hat er sein Transistorradio laufen lassen, auf voller Lautstärke. Ich konnte es in Flagford Hall trotz geschlossener Fenster hören. Solche Leute können keinen Handstreich ohne diese Popmusik tun. Ohne Musik im Hintergrund würden sie sich unsicher fühlen, pflegte Ronald immer zu sagen.«
    »Mrs. McNeil, haben Sie damals irgendetwas Merkwürdiges beobachtet? Irgendetwas, das Ihnen damals … nun ja, seltsam vorgekommen ist? Und wenn es auch nur eine Kleinigkeit gewesen ist.«
    »Außer dem Transistorradio dieses Menschen nichts. Aber

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