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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Sonnenschirme eventuell auch gegen Regen gute Dienste leisten würden.
    »Ich sitze nicht gerne draußen«, verkündete Wexford, womit er sämtliche Gelüste Burdens auf einen Drink im Freien bereits im Keim erstickte. »Das war noch nie mein Fall. Nichts deprimiert mich an einem Feiertag mehr als die Aussicht auf ein Picknick. Diese ganzen Fliegen und Wespen. Ich erinnere mich noch an ein gemeinsames Picknick mit Dora, als die Mädchen noch klein waren. Das ganze Essen lag fein säuberlich auf einer rotkarierten Tischdecke. Komisch, dass man sich noch an diese Details erinnert. Und da kam dieser junge Hund, ein Basset oder ein Beagle oder sonst eine Rasse, angerannt, schnappte sich ein Stück Biskuitroulade und sauste damit davon. Die Mädchen waren ganz aus dem Häuschen. Sheila dachte, wir hätten die Szene tatsächlich arrangiert.« Er musste lachen. »Sie hat geglaubt, wir hätten diesen doofen Köter bestellt, damit sie ihren Spaß hatten. Wäre gar nicht so übel gewesen.«
    »Klingt fast wie Weihnachten«, meinte Burden, während er ihre Getränke bestellte, »nur umgekehrt. Ich meine, den Weihnachtsmann bestellen wir doch tatsächlich. Die Kleinen glauben, er sei wirklich ein alter Mann aus Lappland, während es sich in Wirklichkeit um den verkleideten Papa handelt. Eine Weile glauben sie jedenfalls daran.«
    Noch immer konnte Mike ihn mit seinen Einsichten überraschen, die er ab und zu zum Besten gab. Wexford lächelte. »Muss ein ziemlicher Schock gewesen sein, als ihr diese … äh, Überreste in Grimbles Keller gefunden habt. Dein erster Gedanke war doch sicher, dass es der Untermieter des alten Mannes war.«
    »Mein zweiter und dritter auch.«
    »Trotzdem, ist es nicht ein bisschen viel? Der alte Mann – wie alt war er übrigens? Achtzig? – ermordet seinen Mieter und verfrachtet die Leiche in den Keller. Oder, weil er dazu nicht genug Kraft hat, lockt er ihn in den Keller hinunter und bringt ihn dort um. Innerhalb von sechs Monaten ist der alte Mann selbst tot, und wenige Wochen nach seinem Tod ermordet sein Sohn noch einen Mann und verscharrt ihn keine hundert Meter von der anderen Leiche entfernt in einem Graben.«
    »Es sind mehr als hundert Meter, Reg. Eher zweihundert.«
    »Das macht doch keinen Unterschied. Ist Mord in dieser Familie erblich? In dem Fall müssen wir davon ausgehen, dass Grimble senior damit nicht erst bis zum achtzigsten Lebensjahr gewartet hat, als er selbst praktisch an der Schwelle des Todes stand. Wie viele andere ungelöste Morde gibt es dann noch in diesem Leben? Und welche Motive stecken dahinter? Cui bono? «
    »Wir wissen nicht, wem es nützt, oder?«, meinte Burden. »Genauso wenig wie wir bisher wissen, wer die beiden Männer sind. Von des Rätsels Lösung sind wir noch weit entfernt. Vielleicht ist der alte Mann auch schon tot gewesen, bevor einer von ihnen starb. Wir wissen nicht, welche Verbindung zwischen ihnen bestanden hat, wenn es überhaupt eine gegeben hat. Ist es nicht ziemlich merkwürdig, dass dir Mrs. McNeil in einem Brief von diesem Untermieter erzählt hat? Bei Damons erster Befragung hatte sie ihn nicht erwähnt. Außerdem klingt ihre Geschichte bei näherem Nachdenken ziemlich dürftig. Ich kann verstehen, dass ihr langweilig war und sie nichts Besseres zu tun hatte, als von früh bis spät die Nachbarhäuser zu beobachten. Aber warum hat sie genau dieses Ereignis aufgegriffen? Warum hat sie aus der Tatsache, dass sie nicht gesehen hat, wie ein Mann ausgezogen ist, voreilig den Schluss gezogen, er sei verschwunden? Ein ihr unbekannter Mann, von dem sie vermutet, er heiße Chapman. Ende. Kein Vorname.«
    »Glaubst du, sie weiß mehr, als sie sagt?«
    »Na, du etwa nicht? Ein weiteres komisches Detail sind diese tausend Pfund. Es waren schäbige Kleidungsstücke, und die Jeans wäre ihm demnächst sowieso vom Leib gefallen.« Als Burden merkte, was er gesagt hatte, lachte er. »Trotzdem steckten in der Tasche tausend Pfund?«
    »Und das schon ein ganzes Jahrzehnt.« Wexford zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht behaupten, dass ich mich auf das Verhör von John Grimble morgen früh freue. Und das ganz ohne seine Frau, die ihn mit ihrem ›Ach, John‹ bändigt.«
    »Sei dir nicht allzu sicher«, erwiderte Burden. »Wetten, dass er sie mitbringt? Möchtest du noch ein paar Schluck von diesem roten Gesöff?«
    Wexford saß in seinem Büro an dem Rosenholzschreibtisch – er war sein Eigentum und gehörte nicht der Polizei von Mid-Sussex – und

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