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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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sagte Burden, wobei er bewusst nicht auf diese Knöchel schaute.
    »Ich habe dieses Haus nie betreten. Wie kommen Sie darauf?«, rief Irene McNeil eine Idee zu schnell.
    »Nie? Nicht einmal nach dem Tod von Mr. Grimble? Hat vielleicht sein Sohn Sie gebeten, ob Sie oder Ihr Mann sich dort nicht umsehen und sich zur Erinnerung an Mr. Grimble irgendeine Kleinigkeit aussuchen möchten? Schließlich sind Sie ja lange Nachbarn gewesen.«
    »Das soll mich Grimble fragen?« Sie klang ehrlich empört. »Dieser Mann ist durch und durch ein Rüpel. So ein Angebot hätte er mir nie und nimmer gemacht, genauso wenig, wie er für mich ein freundliches Wort übrig gehabt hätte. Wie gesagt, ich habe dieses Haus nie betreten, und dabei bleibe ich auch. Ich bin äußerst müde. Ich hoffe, diese Streitereien dauern nicht noch länger.«
    »Ich bedauere, Mrs. McNeil, dass Sie es als Streiterei betrachten«, meinte Burden. »Wir wollen schlicht und einfach zum Kern der Wahrheit vordringen, und dazu müssen wir Ihnen leider Fragen stellen. Wir werden versuchen, Sie nicht unter Druck zu setzen.«
    »Dann sollten Sie mir wirklich glauben, wenn ich sage, dass ich dieses Haus nie betreten habe. Ich hätte keinen Grund dazu gehabt. Es wäre mir nie eingefallen, dort hineinzugehen. Außerdem hatte ich gar keinen Schlüssel. Weshalb hätte ich hineingehen sollen?«
    Burden fiel auf, dass sie zu stark protestierte. »Mrs. McNeil,was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzählte, dass man Sie beim Betreten dieses Hauses beobachtet hat?«
    »Dass derjenige, der Ihnen das erzählt hat, gelogen hat. Das würde ich sagen.« Für diese Antwort hatte sie ihren massigen Körper mühsam im Sessel aufgerichtet. Erschöpft sackte sie nach hinten und sagte: »Ich fühle mich gar nicht wohl. Bitte, geben Sie mir einen Schluck Wasser.«
    Damon goss aus einer Karaffe auf einem Beistelltischchen Wasser ein und reichte es ihr. Ohne ein Wort des Dankes starrte sie ihn an, als hätten sie sich noch nie gesehen. Die Putzfrau kam herein und schwang sich geschäftig zu Mrs. McNeils persönlicher Betreuerin auf, fühlte ihrer Chefin die Stirn, verkündete, sie würde frisches Wasser holen, und funkelte die beiden Polizisten drohend an. Sie gingen.
    »Warum ist sie hineingegangen?« Burden warf einen Blick auf das Haus zurück, als könnte es ihm die Antwort liefern.
    » Falls sie hineingegangen ist, Sir«, widersprach Damon.
    »Sie ist garantiert hineingegangen.«
    Vincenzo Bellini, einer der vier Großen der Italienischen Oper, war Barry Vines Lieblingskomponist. Oft machte Barry sich Gedanken, welche großartige Musik die Welt verloren hatte, weil dieser Komponist bereits im Alter von dreiunddreißig Jahren an Gastroenteritis gestorben war. An einem schönen Samstagabend – seine Frau weilte zu Besuch bei ihren Eltern – schwelgte er im Genuss der Oper I puritani . Doch kaum waren die letzten zart-pathetischen Töne verklungen, kaum war Riccardo begnadigt worden, fiel ihm wieder jener Zeitungsartikel ein, den er in seinen Schreibtisch verbannt hatte. Wie war er ihm vorgekommen? Als viel zu weit hergeholt? Doch plötzlich erschien er ihm ungemein wichtig. Wie hatte er ihn nur so lange vernachlässigen können? Fast eine ganze Woche. War er wirklich so verantwortungslos?
    Seine Schwiegereltern wohnten nur eine Straße weiter, und seine Frau war nicht mit dem Auto gefahren. Gott sei Dank. Ohne eine Transportmöglichkeit zum Polizeirevier hätte er die ganze Nacht wach gelegen und hätte sich über Spurlos verschwunden den Kopf zerbrochen. Zu seiner großen Erleichterung fand er das ominöse Blatt Papier genau dort, wo er es hingelegt hatte. Sofort machte er es sich zum Lesen in dem leeren Büro bequem.

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    The Sunday Times , Buchbeilage
    29. Oktober 2006
    Spurlos verschwunden: Der verlorene Vater
    Der Tag, an dem er fortging, wird mir für immer in Erinnerung bleiben, und das nicht nur, weil ich an jenem Tag meinen Vater verlor. Jener Tag zog auch einen Strich zwischen meiner glücklichen und sorglosen Kindheit und dem Rest meines Lebens. Ein präziser Einschnitt, genau in der Mitte. Ich war zwölf, und jetzt bin ich dreiundzwanzig. Und wegen dieses Teilungsstrichs schreibe ich mein Buch, aber auch weil mein Vater in meinen Augen ein Denkmal verdient, wo auch immer er sich jetzt befindet, egal was ihm zugestoßen ist.
    Mit zwölf hat man ein Alter erreicht, in dem man die innere Verfassung anderer Menschen ziemlich genau einschätzen kann und weiß, wie

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