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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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zwei Ehefrauen um. Andererseits – wie hätte er sonst damit umgehen sollen?
    »Eigentlich haben sie Ihnen alles erzählt, was wir wissen, zum Beispiel wie dieser Graben entstanden ist, dass damals bei uns eingebrochen wurde und … ach ja, natürlich auch, wie man diesen Graben wieder aufgefüllt hat, als die Baugenehmigung nicht erteilt wurde. Wissen Sie, die beiden tun nichts lieber, als mir Probleme zu ersparen. Sie schützen mich vor der Schlechtigkeit der Welt.«
    Tredown lachte. Sein schrilles Gewieher kam unerwartet und bildete einen Kontrast zu seiner weichen melodiösen Stimme. Nachsichtig lauschten sie seinem Gelächter, bis es verebbte, obwohl kein Wort gefallen war, das auch nur einen Hauch amüsant gewesen wäre. Wexfords Verdacht hatte sich lediglich bestätigt. Er warf Burden einen Blick zu, und Burden fragte: »Welcher Einbruch ist das denn gewesen, Mr. Tredown?«
    Tredown steckte sich die Pfeife zwischen die Lippen und sog daran. Dabei zitterte er ein bisschen. »Ach, haben die beiden Ihnen das nicht erzählt? Man hat nicht viel entwendet. Ich habe eigentlich gar nichts davon mitbekommen. Ich lag im Bett und schlief. Erst geraume Zeit später hat mir Miss Ricardo erzählt, dass tatsächlich eingebrochen wurde. Sie und meine Frau sind ja so nett. Sie möchten mir stets Sorgen ersparen.«
    »Sir, wann genau ist das gewesen?«, wollte Wexford wissen.
    »Lassen Sie mich mal nachdenken. Ich würde sagen, es müsste irgendwann in den Wochen zwischen dem Tod des älteren Mr. Grimble und dem Grabenbau des jüngeren Mr. Grimble gewesen sein. Aber meine Frau und Miss Ricardo müssten es genau wissen.«
    Burden erkundigte sich, was man gestohlen hatte.
    »Ach, nur ein paar Besteckteile, nichts Wertvolles, nicht einmal Silber, und dann noch irgendwelche Bettwäsche, was mir damals ziemlich seltsam vorkam.«
    Irgendetwas lenkte Wexfords Blick auf die Terrassentüren. An einem sonnigen Tag – die Sonne war noch nicht untergegangen – konnte man durch Glasscheiben unmöglich erkennen, was sich dahinter tat. Er konnte lediglich zwei Gestalten ausmachen, die sie beobachteten, und dann ging eine davon weg.
    »Hier kommt gerade Miss Ricardo«, rief Tredown. »Sie kann es Ihnen besser erzählen als ich.«
    Claudia spazierte über den Rasen, ihr langer schwarzer Spitzenrock schleifte durchs Gras. Welcher Ring an Tredowns langen Fingern war für sie bestimmt? Oder gab es gar keine Beziehung zwischen den Ringen und den zwei Frauen?
    »Cee, ich denke, du kennst die beiden Herren bereits. Ich habe Ihnen gerade von unserem Einbruch berichtet.«
    »Einbruch? Ich dachte, man müsste ein Fenster einschlagen, damit es als Einbruch gilt. Irgendein Obdachloser hat sich Zutritt verschafft. Ich hatte im Erdgeschoss ein Fenster gekippt gelassen. Er hat ein paar Messer und Gabeln mitgehen lassen und ein Bettlaken.«
    »Könnte das ein lilafarbenes Bettlaken gewesen sein, Miss Ricardo?«
    »Um alles in der Welt, woher wissen Sie das?« Ihre Stimme schraubte sich eine Oktave höher. »Es hat tatsächlich mir gehört. Bei meinem Einzug hatte ich ein bisschen alte Bettwäsche mitgebracht. Wissen Sie, ich war ein Hippie, das werden Sie mir sicher glauben, und ein wenig bin ich es immer noch. Dieses ganze, wunderbar freie Liebesleben. Wie Sie sich denken können, habe ich ein bisschen Erfahrung gesammelt.« Jetzt fiel ihr offenbar wieder ein, dass man ihr eine Frage gestellt hatte. »Ach ja, solches Zeug hatten wir eben, schwarze und rote und lila Bettlaken, ziemlich verrückt.«
    »Dann lesen Sie also keine Zeitung?«, warf Burden ein.
    »Nein, wahrlich nicht. Da stehen immer nur Horrorgeschichten drin. Krieg und Mord und Folter – ach ja, und natürlich Vergewaltigungen.« Diese Litanei menschlichen Leids rief bei ihr sogleich einen Kicheranfall hervor. »Ach, ich bitte um Verzeihung. Das ist nicht spaßig, nicht wahr?«
    »Ich habe deshalb gefragt, weil wir zur Identifizierung eines lila Bettlakens die Öffentlichkeit um Mithilfe gebeten hatten«, sagte Burden so dröge, humorlos und schwerfällig wie nur möglich. Dieses Verhalten hatte er sich angewöhnt, um dahinter seinen Ärger zu verbergen.
    Maeve tauchte auf. Geräuschlos. Anscheinend setzte sie nicht einmal die reglose Luft in Bewegung. Als Wexford den Kopf wandte, sah er sie direkt hinter sich stehen, so dicht, dass ihm unbehaglich wurde. Die sinkende Sonne beschien ihre gelben Haare. Sie duftete nach Vanille. Ihr starkes Parfüm konnte es tatsächlich mit dem immer noch

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