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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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war, während sie auf die fünfzig zuging. Komischerweise hat sie behauptet, dass er ihr Gedichte geschrieben habe. Das sei romantisch, hat sie gesagt. Jedenfalls sind sie ein paar Tage geblieben, und dann sind sie in dieses Flagford gefahren, alle drei.«
    Lyn traute der Sache nicht. »Mrs. Riley, wieso erinnern Sie sich noch an all das?«
    Lily Riley klang beleidigt. Lyns Tonfall hatte ihr etwas unterstellt, was ihr gar nicht gepasst hatte. »Ich werde Ihnen sagen, wieso . Er hat Bridget verlassen, dieser Dusty. Sie wollten heiraten, das Datum stand schon fest und alles. Zu mir haben sie gesagt, Lily, du musst unbedingt zu unserer Hochzeit kommen, und ich hab ja gesagt, ich würde kommen. Also, sie hatten auf Morella’s den ganzen Tag Pflaumen gepflückt, hat Michelle gesagt, und als sie zum Wohnwagen gekommen sind, hat Dusty gesagt, er müsste noch weg. Es würde höchstens eine Stunde dauern, und fort war er. Aber er ist nie wiedergekommen . Michelle hat sich so aufgeregt. Hat ein weiches Herz, mein Mädel, und hat geheult. Der Mann hat der armen Bridget das Herz gebrochen.«
    Barry kam zur entscheidenden Frage: »Mrs. Riley, wissen Sie, wie er sonst noch hieß? Könnte er Sam geheißen haben?«
    »Dusty haben sie ihn gerufen. Keine Ahnung, wie er sonst hieß. Ich hab den Namen nie gehört. Ich weiß, dass er irgendwo aus London stammte. Genau wie Bridget, irgendwo aus London.«
    »Das hat uns nicht viel weitergeholfen, Sarge«, meinte Lyn draußen vor dem Haus.
    »Lyn, es war toll von Ihnen, dass Sie diese Mrs. Riley aufgetrieben haben«, widersprach Barry, »aber jetzt liegen Sie falsch. Wenn man einen Mann Dusty nennt, dann heißt er mit Nachnamen Miller. So wie ein Mensch namens Grey meistens Smoky heißt, und einer namens White Chalky oder Snowy gerufen wird. Aber ein Mensch namens Miller heißt immer Dusty. Jetzt wissen Sie’s.«
    »Wenn Sie meinen, Sarge. Ich dachte, es könnte damit zu tun haben, weil er, laut Aussage von Mrs. Riley, schmutzig ausgesehen hat.«
    Das Zentralregister der Standesämter wies eine stattliche Anzahl von Millers auf, da es sich aber um einen Vierzigjährigen handelte, ließ sich der Kreis auf die Geburten zwischen Ende der Fünfziger- und Anfang der Sechzigerjahre beschränken.
    »Vermutlich kann ich jeden davon ins Web eingeben«, sagte Lyn, »und ihn durch eine Suchmaschine ermitteln lassen. Wenn es sich aber um den von uns Vermuteten handelt, dann ist unser Mann tot . Und das seit acht Jahren. Damit wird er in keinem Wahlregister mehr auftauchen. Vielleicht wäre es besser, nach toten Millers zu suchen.«
    »Suchen wir nach einer Verbindung zwischen diesen beiden Männern?«, wollte Burden wissen. »Ich meine, gehen wir von der Voraussetzung aus, dass der Typ aus dem Keller nicht das einzige Mordopfer von Ronald McNeil gewesen ist? Dass er auch Alan Hexham erschossen hat?«
    »Genau deshalb werde ich Irene McNeil noch einmal einen Besuch abstatten, denn jetzt ist sie wieder zu Hause«, sagte Wexford. »Aber eigentlich glaube ich nicht daran, du etwa? Hexham hat ganz sicher nirgendwo unerlaubt fremden Grund und Boden betreten.«
    »Adam hat mit sämtlichen Taxifirmen gesprochen, die vor elf Jahren hier waren. Er hat ganze Arbeit geleistet, muss ich sagen. Aber das war immer schon eine aussichtslose Schiene. Wer kann sich schon so weit zurückerinnern? Der Mensch müsste ja ein Gedächtnisgenie sein.«
    »Keine Ahnung. Ich sehe da keine Verbindung; meines Erachtens wäre das ein viel zu großer Zufall. Von einem bin ich allerdings überzeugt: Hexham kam hierher, um sich mit Tredown zu treffen. Zum Beispiel, weil er für Tredowns Buch Der erste Himmel recherchieren wollte. Ich habe Selina Hexham eine Nachricht auf ihre Mailbox gesprochen« – Wexford war ganz stolz, dass er diesen Ausdruck kannte und ihn so beiläufig einflechten konnte –, »aber bisher hat sie mich nicht zurückgerufen.«
    Irene McNeil hatte nach ihrem »Martyrium auf dem Kingsmarkhamer Polizeirevier«, wie sie es nannte, zwei Tage in einem privaten Pflegeheim verbracht. Seit sie wieder zu Hause war, wollte sie beweisen, dass sie nicht nur ein hilfloses Wesen war, das offensichtlich zu nahe am Wasser gebaut hatte, und hatte sich eine Vollzeitpflegekraft organisiert, einen beängstigend tüchtigen jungen Mann, der das seelenlose Haus mit den Einbauschränken durch Vasen voller Blumen und Zimmerpflanzenständer verwandelt hatte. Einen jungen Mann in Jeans und T-Shirt, der sich um sie kümmerte, hätte

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