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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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und dann können wir weiter darüber reden. Sitzt Melody Sam noch in seiner Löwenhöhle?«
    »Vor einer halben Stunde war er noch drin. Was ist das denn eigentlich für ein Loch?«
    Harmon lachte. »Den Gasthof hat er vor über fünfzig Jahren errichtet, und er baute im Hof auch gleich diese Zelle, weil es im Ort keine gab und auch noch keine Polizei. Und jetzt wird er selber da eingebuchtet! Kümmern Sie sich um ihn? Kurieren Sie ihn auch?«
    »Er ist wie der Hengst, von dem Sie eben sprachen – noch urwüchsig wild.«
    »Ich glaube, wir werden uns ganz gut verstehen, Bonnar«, sagte er, und Bony spürte sofort, daß jetzt ein anderes Thema an die Reihe kommen sollte. »Mein Fährtensucher ist tatsächlich nicht viel wert. Die Eingeborenen in dieser Gegend leben ja noch beinah wie Wilde und sind meistens, wenn man gerade einen Fährtensucher braucht, weit weg – auf Wanderung, oder was sie sonst treiben mögen. Von den Mordfällen hier im Ort haben Sie gewiß schon gehört?«
    »Viel nicht«, antwortete Bony. »Scheint ein gerissener Kerl zu sein, der Täter.«
    »Wohl kaum schlauer als andere auch. Wissen Sie, Bonnar, Sie könnten uns nützlich werden, falls noch ein Mord passiert. Kennedy in Hall’s Creek hat mir über Sie sehr gute Auskünfte gegeben. Auf Ihrem Posten als Hausdiener und Schankkellner könnten Sie mal zufällig einen Anhaltspunkt entdecken. Man weiß so was nie. Dieser Mörder befindet sich nach wie vor in Daybreak, davon bin ich überzeugt. Ich muß ihn also kennen. Jeder kennt ihn.«
    »Aber nicht als Mörder«, ergänzte Bony.
    »Sehr richtig. Es ist für uns sehr schwer, weil wir keinerlei wirklichen Hinweis haben. Der erste Mord wurde am Ende der Hauptstraße verübt, direkt vor dem Pfarrhaus. Eine junge Eingeborene, die im Pfarrhaus gearbeitet hat. Zumindest hat die Frau des Pastors sich um sie gekümmert, hat sie Englisch gelehrt und ihr allerhand Hausarbeiten beigebracht.
    Tags zuvor, schon früh, war der Stamm auf Wanderung gegangen, auch mein Fährtensucher zog mit. Es gab bei den Eingeborenen einige Aufregung über den Tod des Mädchens, und ich hielt den Mord für eine Angelegenheit des Stammes. Die Tote lag auf weichem Boden, aber Fußspuren von Eingeborenen fand man nicht. Sie wissen ja, wie die es verstehen, ihre Spuren auszulöschen.
    Als der zweite Mord passierte, änderte ich meine Ansicht, daß der erste mit den Eingeborenen zu tun haben könnte. Fünf Meilen vor dem Ort, in Richtung Laverton, hatte ein gewisser Lorelli sein Haus. Als er mal abends spät aus dem Ort zurückkam, fand er seine Frau erdrosselt in der Küche. Ringsum auf dem Grundstück wurden Fußspuren von gewöhnlichen Flechtschuhen gefunden, Männerschuhe Größe zweiundvierzig, und zwar von einem Mann, der rechts etwas hinkt. Und die Eingeborenen waren wieder mal auf Wanderung, so daß ich ohne Fährtensucher dasaß.
    Wir Polizeibeamten hier in der Gegend sind ja nicht gerade Neulinge im Spurenlesen, Bonnar, aber dieser Kerl ist bei seiner Flucht über Steine gesprungen, von einem zum andern. Mein Kollege in Laverton konnte erst zwei Tage später einen Fährtensucher herbringen, der aber auch nichts Neues herausfand. Außerdem hatten wir die Tage viel Wind.«
    »Hatte dieser Lorelli gar kein Personal im Haus?« warf Bony ein, indem er den Ahnungslosen spielte.
    »Einen Gehilfen, doch der war gerade auf Urlaub in Kalgoorlie. Ich machte Gipsabdrücke von den beim Haus entdeckten Spuren, und weiter stellten wir nichts fest. Das war im vorigen August. Und dann wird plötzlich einem jungen Burschen, der in Dryblowers Flat wohnte und zu der Garage, wo er arbeitete, immer mit dem Rad fuhr, die Kehle durchschnitten. Und überall um die Leiche herum fanden wir die Schuhabdrücke der Schuhe des Täters, und die Eingeborenen, Bonnar, die waren wieder auf Wanderung, mitsamt dem Fährtensucher!«
    »War es wirklich derselbe Täter?«
    »Ich machte ja Gipsabgüsse, die von Fachleuten mit den ersten verglichen wurden. Es gab keinen Zweifel, Bonnar.«
    »Das gibt keinen Sinn, Mr. Harmon.«
    »Kann man wohl behaupten«, bekräftigte der Wachtmeister mit düsterer Miene. »Kein Motiv. Keine vorhergehenden Streitigkeiten, Schlägereien oder dergleichen. Passen Sie auf, woran ich schon mal gedacht habe. Ich habe einen Satz von den Gipsabgüssen hierbehalten, und wenn ich nun davon mal Abdrücke mache – glauben Sie, daß Sie sich an deren Form später erinnern könnten, wenn Sie von demselben Mann Abdrücke zu sehen bekämen?

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