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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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Lügner. Sitzt Melody Sam drüben noch hinter Schloß und Riegel?«
    »Bis er sich wieder vernünftig benimmt«, erwiderte Bony. »Er hat’s da ganz gemütlich.«
    »Daß seine Enkelin sich so viel von ihm gefallen läßt, ist mir schleierhaft. Ach, überhaupt, was wir alle uns von ihm bieten lassen, verstehe ich nicht«, kommentierte Miss Harmon, indem sie, ohne sich um ihr lahmes Bein zu kümmern, wieder den Besen schwang. »In meinen Augen ist er bloß ein niederträchtiger alter Tyrann. Habe ich ihm schon ein paarmal auf den Kopf zugesagt. – Von den Mordgeschichten haben Sie gewiß schon gehört?«
    »Ja, flüchtig. Drei waren es, nicht wahr?«
    »Drei, und es kommen sicher noch drei oder vier dazu. So haben wir wenigstens Gesprächsstoff im Ort. Die Leute sagen’s zwar nicht, aber alle denken, daß es Tony Carr gewesen ist … in allen drei Fällen. Hier sind die Menschen ja blind wie die Fledermäuse. Tony und Joy Elder haben doch Sie da draußen entdeckt, nicht wahr? Meinen Sie auch, daß der Junge das Eingeborenenmädchen und die Frau des Viehzüchters und den Schlosserlehrling getötet haben kann? Glauben Sie das im Ernst?«
    »Stark genug dazu wäre er, Miss Harmon.«
    Ihre dunklen Augen glänzten, als sie sich auf den Besenstiel stützte, Bony scharf ansah und sagte: »Ja, die Kräfte hätte er Wohl. Wenn ich mir nur über ihn klarwerden könnte! Ich wünschte – ach, gehen Sie nur und lassen Sie mich meine Hausarbeit machen.« Das lahme Bein beschrieb einen Bogen, als sie Bony den Rücken drehte und weiterfegte.
    Er sagte: »Ich würde mich gern mal wieder mit Ihnen unterhalten, Miss Harmon.«
    Sie gab darauf keine Antwort, und als er auf der Straße war und sich kurz umschaute, fegte sie noch, aber noch immer auf demselben Fleck.

6

    Zwischen seinen zwei ›Touren‹ im Jahr trank Melody Sam nie etwas anderes als starken Tee. Diesmal dauerte seine ›Genesung‹ nicht länger als drei Tage, nach denen er wieder seine üblichen Geschäfte aufnahm. Wenn ihn fortan jemand zu einer Runde einlud, goß er sich aus einer Whiskyflasche ein, die Tee von täuschend ähnlicher Färbung enthielt.
    Bony erfüllte seine Pflichten hinter der Theke länger, als man von einem Kriminalinspektor erwarten konnte. Aber diese Tätigkeit machte ihm wirklich Freude und brachte ihn in persönlichen Kontakt mit nahezu allen Bewohnern von Daybreak. Da war zunächst einmal der ›Ratsdiener‹, dieser schlaksige, müde wirkende und ewig durstige Bert Ellis. Er verkörperte den ganzen ›Stab‹ des Magistrats, der wiederum allein aus Melody Sam bestand, denn der war zugleich auch Stadtbaumeister, Stadtschreiber und so weiter. Dann gab es da Leslie Thurley, Friedensrichter und zugleich Posthalter, einen Mann von etwa sechzig Jahren, dessen kurzsichtige blaue Augen durch eine Brille mit sehr dicken Gläsern blickten. Fred Joyce, der Fleischermeister, war ein stattlicher Mann in mittleren Jahren von etwas schwammiger Korpulenz. Noch viele kleine Stützen der Gesellschaft von Daybreak besuchten das Lokal. Die Goldwäscher von Dryblowers Flat kamen auch hin.
    Die Gesprächsthemen reichten von Wachtmeister Harmons grauem Hengst bis zu der Weltreise, die zur Zeit der Ministerpräsident unternahm. Und zwischen hoffnungslosen Äußerungen über die Entwicklung des erwähnten Pferdes und scharfer Kritik am Präsidenten waren die im Ort passierten Morde, die Ausbeuten an Gold und Zinn sowie Tony Carr besonders beliebte Gesprächsthemen.
    An dem Tag, an dem Joy Elder von Schwester Jenks die Erlaubnis bekam, zu ihrem Vater zurückzukehren, fand Bony Gelegenheit, sich mit Tony unter weniger dramatischen Umständen als beim erstenmal zu unterhalten. Als er gerade den Hengst longiert hatte, sah er den jungen Carr drei Rinder zum Schlachthaus treiben.
    Es war ein Nachmittag Anfang April, die Sonne brannte scharf auf Gesicht und Arme, und die Fliegen wurden so lästig, daß er einen Zweig nehmen mußte, um sie zu verscheuchen. An den Abhängen von Bulow’s Range reflektierten die Glimmerschichten blitzend das Sonnenlicht, und weiter westlich lag grüngrau der Mulgawald, ohne einen einzigen Fleck anderer Farbe. Der am Förderturm und am Hof des Fleischers mit geringem Gefälle vorbeiführende Fahrweg war sichtbar bis nach Dryblowers Flat, wo die Häuser im Schatten der leuchtend hellgrünen Sandelholzbäume und in einem Farbspiel von Hellrot, Rostbraun und dem Silbergrau des Spinifexgrases lagen. Hin und wieder trug der Wind wunderbare Düfte

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