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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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schon vor über zwei Wochen, und Sie haben ihn nicht gekriegt.« Harry lächelte. »Ich sehe also keinen Grund, wieso Sie ihn jetzt kriegen sollten. Überhaupt, Sie wurden sogar angewiesen, sich nicht auf weniger als hundert Meter meinem Haus zu nähern, stimmt’s?«
    »Ganz recht.«
    »Na, dann passen Sie mal auf, sonst verpetze ich Sie. Als ich an dem Abend damals nach Hause kam, war mir sofort klar, dass Sie dort herumgeschnüffelt hatten. Deshalb wollten Sie auch, dass Ihr Kumpel mich ablenkt. Ich muss schon sagen, sehr schlau.«
    Jury kicherte. »Welcher Kumpel?«
    »Sie wissen schon, dieser Niels-Bohr-Typ.«
    »Ach, der. Das war bloß so ein Irrer. Wieso? Wollen Sie noch mal ein Schwätzchen mit ihm halten?« Jury sah auf die Uhr. »Ich muss gehen.« Er rutschte von seinem Barhocker. »Wissen Sie, welche Schurken zuerst gefasst werden? Die schlauen.«
    Eigentlich waren das diejenigen, die zuletzt gefasst wurden.

39
    Tu es nicht, gebot er sich, er könne immer noch weglaufen, sagte er sich, wohl wissend, dass er weder wollte noch konnte.
    Jury parkte, wo er schon einmal geparkt hatte, beim St. James’ Green. Er stieg aus und schloss den Wagen ab. Dann schloss er noch einmal auf, warf sein Handy auf den Sitz und verriegelte den Wagen wieder.

    Sie saß allein an der Bar, diesmal ohne den Barkeeper zu bequatschen. Der war momentan nirgends zu sehen. Ein Glas mit einem Fingerbreit Whiskey stand vor ihr. Sie rauchte eine Zigarette und schaute, so wie Harry zwanzig Minuten vorher in der Weinbar, starr geradeaus auf die Flaschen auf dem Glasregal oder den Spiegel. Sie sah ihn erst, als er sich den Barhocker neben ihr heranzog.
    Sie schenkte ihm das, was bei Lu als großzügiges Lächeln gelten konnte, da sie überhaupt selten lächelte. Er hätte gern gewusst, weshalb sie immer alles so ernst nahm. Sie drückte ihre Zigarette aus und wedelte das bisschen Rauch fort, das zwischen ihnen in der Luft hing.
    »Du bist nach Rye gefahren.«
    Es war keine Mutmaßung. Lu wollte über Geschäftliches reden, obwohl der Grund für ihren Anruf kein geschäftlicher gewesen war. »Du hast mit der Familie Maples gesprochen.« Dies war auch keine Frage. Sie nahm eben an, dass er seine Arbeit machte.
    »Ja, und die Parameter neu gezogen – was deins ist und was meins.«
    Sie drehte sich auf dem Hocker so hin, dass er ihr frontal ins Gesicht sehen konnte. »Hier ist alles unseres.« Ihr Blick war ruhig und fest. »Wir stehen nicht in Konkurrenz. Habe ich dir aber gesagt.«
    »Ach ja? Wo steckt eigentlich Ty oder sonst einer, der hier ein paar Minuten für die Gäste übrig hat?«
    Lu schob ihm ihr Glas hin. »Hier.«
    Jury nahm es nicht. »Hast du mich hierherbestellt, damit wir unsere Notizen über Roderick und Olivia Maples vergleichen?«
    »Nein.« Sie ließ ein kehliges Geräusch hören – Verärgerung, oder war es bloß ein Räuspern. »Du weißt, warum ich dich angerufen habe. Aber in der Zwischenzeit können wir ja reden.«
    »In der Zwischenzeit vor was?«
    Lu verdrehte die Augen. »Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du schrecklich kindisch sein kannst?«
    »Ja. Was sagtest du gerade?« Er reichte herüber und schob mit dem Finger eine verirrte Haarsträhne von ihrer Wange.
    »Maples. Ich hielt nicht viel von Olivia, außer dass sie geltungssüchtig ist. Schwer zu glauben, dass Billy Maples sie sonderlich liebenswert gefunden hat.«
    »Wer sagt denn, dass er das tat?«
    »Sie selbst. So wie sie es darstellt, konnte er kaum die Finger von ihr lassen«, sagte Lu.
    »Das bezweifle ich. Du warst bei Rose Ames, aber mit Billys Großvater hast du noch nicht geredet, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf und trank den restlichen Whiskey aus. Viel war nicht mehr drin. »Du kennst ihn doch von früher. Du wolltest es tun.« Sie legte die Finger auf Jurys Handgelenk, seine Hand lag auf der Theke. »Ist das wichtig, was er dir gesagt hat?«
    »Unbedingt. Das Allerwichtigste.«
    »Erzähl’s mir.« Sie lehnte sich zu ihm herüber.
    »Sir Oswald Maples war während des Krieges eine bedeutende Persönlichkeit in Bletchley Park.«
    »Bei den Code-Spezialisten.«
    Jury nickte. »Roderick ist gar nicht sein leiblicher Sohn. Er ist der Sohn eines hochrangigen SS-Offiziers …«
    »Was?« Sie rutschte fast vom Hocker, die Augen erschrocken geweitet.
    Er erzählte es ihr.
    »O Gott! Bist du sicher, dass es Brunners Bruder war?«
    »Sir Oswald ist sich ziemlich sicher und sehr sorgfältig, was das Sammeln von Beweisen

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