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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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hatte. »Haben Sie vielleicht ein Handy?«
    »Hier.« Kurt reichte ihm seines.
    Jury rief Phyllis an, die sich aber nicht meldete, und hinterließ eine Nachricht voller Entschuldigungen und Ausflüchte: Der Fall, an dem er arbeitete, habe ihn in Rye festgehalten. Er wollte sie am nächsten Morgen anrufen oder noch besser treffen. Dann klappte er das Gerät zu und gab es Kurt zurück.
    »Verpasstes Rendezvous?« Kurt hielt die Tür auf, und sie traten auf die Straße hinaus.
    »Ich weiß auch nicht, wie ich das hatte vergessen können. Verdammt.«
    »Vielleicht wegen der reizvollen Vorstellung, mir Handschellen anzulegen.«
    »Das könnte es sein.«
    »Oder ganz einfach wegen dieser teuflisch faszinierenden Unterhaltung.«
    Jury lächelte. Er stellte fest, dass er inzwischen von der Position abgerückt war, Kurt Brunner als Hauptverdächtigen zu betrachten.
    Entweder war Brunner ein begabter Schauspieler, oder Jury irrte sich gründlich.

Die Lektion
des Meisters

38
    »Es wäre ja nicht das erste Mal«, sagte Harry Johnson und erhob sein Glas.
    Es war halb zwölf Uhr abends im Old Wine Shades.
    »Sehr witzig, Harry. Sie waren schon immer ein Spaßvogel. Aber was Sie betrifft, irre ich mich nicht.« Er erhob sein Glas nicht.
    Er hatte Phyllis nicht erreichen können. Inzwischen war sein Handy aufgeladen und eingeschaltet. Kaum hatte er es zugeklappt, klingelte es. Das musste sie sein.
    Harry hob eine Augenbraue. »›Three Blind Mice‹?«
    »Genau. Da fehlt uns nur noch eine.« Er drückte das Gerät ans Ohr. »Jury.«
    Es herrschte Schweigen. Bloß kein verärgertes, hoffte er. »Phyllis?«
    »Hier ist nicht Phyllis«, sagte Lu Aguilar. »Wo die ist, weiß ich nicht, tut mir leid. Aber ich bin im Dust.« Die Verbindung war weg, bevor Jury etwas sagen konnte.
    Es hätte sowieso nichts genützt. Er klappte das Gerät zu. Sein Kopf fing an zu pochen. Er rieb sich die Schläfe.
    »Stimmt was nicht?«
    Er schüttelte den Kopf. Er spürte den starren Blick. Es war aber nicht Harry, Harry hatte sich abgewandt, betrachtete die aufgereihten Weinflaschen und paffte fröhlich vor sich hin.
    Jury senkte den Blick. Mungo war unter dem Barhocker hervorgekommen. Mungos Augen bohrten sich in die von Jury.
    »Na? Wenn du was zu sagen hast, dann sag es. Nicht Sie«, sagte Jury, als Harry sich herdrehte.
    Harry sah zu Mungo hinunter und schnaubte. »Der guckt Sie an, als wollte er sagen, na, los, mach schon, wird’s bald. So schaut er mich am Blackjacktisch auch immer an.« Jurys Gesichtsausdruck musternd, fügte er hinzu: »Und meistens hat er recht.«
    »Danke.«
    »Verschwenderisch mit Worten sind Sie ja nicht, wenn der Anruf grade eben typisch ist.«
    Worte , dachte Jury, zwischen ihm und Lu Aguilar, was würden Worte schon nützen?
    »Ihrer Reaktion nach vermute ich mal, es war der Kidnapper mit der Lösegeldforderung.«
    Jury deutete ein Lächeln an. »Nein, Harry. Ich würde sagen, Kidnapping ist eher Ihre Domäne. Und Mord natürlich, das wollen wir doch nicht vergessen.«
    »Ach, je. Sie schaffen es doch immer wieder, dieses abgedroschene Thema einzuflechten.« Er tauschte seine Zigarette gegen einen Zigarillo aus und zündete ihn an.
    Verdammt, auf der ganzen verdammten Welt rauchten sie, alle außer ihm, sogar Kette rauchten sie. Es würde ihn nicht wundern, wenn Mungo sich auch eine ansteckte.
    »Es muss verdammt frustrierend sein, nicht das geringste Fitzelchen an Beweisen zu haben.« Harry hob die Hand, um Trevor ein Zeichen zu machen, der sein Gläsertuch über die Schulter klatschte und von der Theke herüberkam. »Ich hätte gern einen Chevalier-Montrachet, Trev. Das Zeug hier ist nicht so nach meinem Geschmack.« Er hielt sein Glas hoch. »Der hat doch wohl keinen Korken, oder?«
    Trevor fixierte Harry mit einem so entsetzten Blick, dass Jury lachen musste. Als könnte er, Trevor, einen Wein in weniger als perfektem Zustand kredenzen. »Das ignoriere ich jetzt einfach, Mr. Johnson.«
    »Aber vergessen werden Sie’s nicht, oder?«, sagte Jury.
    »O nein. Mein Ruf steht auf dem Spiel.«
    Harry lächelte. Trevor unterdrückte ein Lächeln und ging, um Harrys Wein aufzutreiben.
    Jury sagte: »Sehen Sie, genau das ist es, was Sie am Ende erledigen wird, Harry. Mit Trevor sollten Sie es sich lieber nicht verderben, sonst kriegen Sie am Ende noch Zyankali in Ihren Chevalier-Montrachet.«
    »Nur nicht so hoffnungsfroh.«
    »Oh, ich bin sehr hoffnungsfroh. Mir fehlt bloß noch der Durchsuchungsbefehl.«
    »Der fehlte Ihnen

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