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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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Jury erzählte ihm die Geschichte, wider besseres Wissen. Er fühlte sich fast zwanghaft dazu verleitet. Harry gehörte zu den Leuten, die andere dazu brachten, Geschichten zu erzählen, obgleich keiner ein besserer Geschichtenerzähler war als Harry selbst. Bei Harry ging es um nichts anderes als um Geschichten.
    Harry musterte den hohen Spiegel hinter dem Tresen und blies Rauchkringel, während Jury erzählte. Bei Harry ging es auch um nichts anderes als um Rauch und Spiegel.
    Dann fragte er: »Maples, der Großvater, arbeitete in der Codier- und Dechiffrierabteilung, sagten Sie?«
    »In Bletchley Park.«
    »Woher sind Sie sich so sicher, dass er die Wahrheit sagt?«
    Jury lachte. »Weil nicht alle so sind wie Sie, Harry.«
    »Im Ernst«, als ob Jury die Antwort anders gemeint hätte, »wie können Sie sich so sicher sein, dass es sich nicht um ein Verbrechen en famille handelt, sozusagen? Vielleicht gibt es da einen völlig anderen Aktionsplan. Hört sich ganz danach an.«
    »Harry, wenn es überhaupt jemanden gibt, der eine Menge heißer Luft zu Bedeutsamkeit aufblasen kann, dann Sie.«
    »Ich will damit bloß sagen, dass es vielleicht größere Zusammenhänge gibt.«
    »Zum Beispiel?« Er machte Trevor ein Zeichen.
    Trevor kam herüber, nahm unterwegs Harrys Flasche mit.
    »Die Codier- und Dechiffrierabteilung ist doch eine Nebenstelle der Geheimdienste, nicht? Es könnte doch sein, dass dort was läuft –«
    »Irgendwo läuft immer etwas, Harry.« Jury sah zu, wie Trevor den Wein einschenkte, den letzten Rest für Harry. »Und woher zum Teufel wissen Sie Bescheid über die Codier- und Dechiffrierabteilung?«
    Harry schenkte sich die Antwort. Er sagte: »Sie sollten im Lichte dessen noch mal mit ihm reden.«
    Jury wurde unverhältnismäßig wütend. »Im Lichte wessen ?«
    Dies trug ihm einen herablassenden Blick und ein Kopfschütteln ein. »Haben Sie etwa Schwierigkeiten, mir zu folgen? Schlecht für einen Bullen.« Harry zündete sich wieder eine Zigarre an. Die Dinger waren klein und hielten nicht viel länger als Zigaretten. »Im Lichte dessen, dass Sie sich vielleicht zu früh einen Reim darauf gemacht haben, dass Sie sich auf die falsche Sache konzentrieren. Vielleicht gibt es einen anderen Aktionsplan.«
    Jury stellte sein Glas ab und starrte Harry wütend an. »Das ist doch eher Ihr Ressort, Harry. Und genau das haben Sie getan. Dafür gesorgt, dass ich mich auf die falsche Sache konzentriere.«
    Harry lächelte. »Ich weiß gar nicht, was Sie meinen.«
    »Quatsch! Sie wissen ganz genau, was ich meine. Na los, wir sind doch unter uns.«
    »Wir sind nie unter uns.«
    »Wenn Sie glauben, ich höre Sie ab –« Jury machte sein Jackett weit auf. »Ich sagte Ihnen doch, ich bin nicht verkabelt.«
    »Ich traue Ihnen nicht, Freundchen. Eher würde ich Mungo trauen.«
    »Mann, ich auch.«
    Mungo wand sich unter dem Hocker hervor und saß da, den Blick auf Jury gerichtet. Guckte zwischen beiden hin und her.
    »Gehen wir doch raus und machen einen Spaziergang. Trev?« Harry hielt einen Zehnpfundschein wie eine kleine Fahne in die Höhe. Trevor nickte. Harry ließ den Schein auf die Theke fallen.
    Jury sah auf die Uhr. In einer Stunde war er mit Phyllis bei Ruiyi verabredet.
    »Dann kommen Sie.« Harry war aufgestanden und schlüpfte in seinen Mantel, den aus schwarzem Kaschmir. Die zehn Pfund waren offensichtlich als Trevors Trinkgeld gedacht. Die Flasche würde auf Harrys Konto angeschrieben. Jury konnte sich denken, dass er eines hatte. Er ließ hier bestimmt Tausende liegen, wenn man den Preis der Weine bedachte, die Trevor gewöhnlich aussuchte. Das Lokal war offenbar Harrys Stammlokal, obwohl es ziemlich weit entfernt von seinem Wohnort in Belgravia lag.
    Jury zog seinen Mantel an, der definitiv nicht aus Kaschmir war, sondern bloß sein alter Burberry mit dem Innenfutter gegen die Kälte. Für April war es immer noch recht frisch.
    Mungo folgte ihnen nach draußen.
    Sie gingen die Cannon Street entlang, die nach dem rauchigen Ambiente des Old Wine Shades und dem antiquierten Flair von Martin’s Lane auf krasse Art modern und modisch anmutete.
    »Also, was machen wir, einfach hier draußen herumspazieren?«
    »Einfach hier draußen herumspazieren.«
    »Welche Erleuchtung! Und wieso ?«
    »Beim Spazierengehen lässt sich’s gut reden.«
    »Ich finde, auf einem Barhocker sitzend geht es besser.«
    Harry schüttelte den Kopf, offenbar über Jurys Begriffsstutzigkeit. »Kommt darauf an, wer neben einem auf

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