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Inspektor Jury lichtet den Nebel

Inspektor Jury lichtet den Nebel

Titel: Inspektor Jury lichtet den Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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anzuleg’n.»
    «Wie geht’s Sam?» fragte Jury.
    «Gut. Es geht ihm gut. Noch ein paar Wochen, und er kann aus dem Krankenhaus.» Macalvie rauchte und starrte in sein Bierglas.
    «Woher hat er’s gewußt, Brian? Daß Jessica Gefahr drohte?»
    Macalvie drehte sein Glas in den Händen herum und antwortete: «Das Scheißwappen. Der Brief, den Plant Ihnen geschrieben hat. Und das Foto. Sie wissen doch, er hatte ihren Schreibtisch durchsucht. Der nicht identifizierte Mann. Sammy hat Robert Ashcroft im ‹George› in Wynchcoombe gesehen. James und Robert sehen sich mächtig ähnlich. Zuerst hat er bloß gedacht, der Kerl sieht dem Mann auf Roses Schnappschuß aber verdammt ähnlich. Erst bei dem Wappen, das er zuvor schon einmal auf einem Stück Papier auf Roses Schreibtisch gesehen hat, da hat’s endlich geklingelt. Jedenfalls hat er Ashcroft von da an im Auge behalten.»
    «Sie hatten also recht. Ziemlich unvorsichtig von James Ashcroft, Rose Mulvanney zu schreiben.»
    «Ach, wenn’s nur das wäre. Er hat Sammys Leben ruiniert, dieser Dreckskerl.»
    Plant sagte: «Robert Ashcroft wird sich sicher erkenntlich zeigen.»
    Macalvie funkelte ihn böse an. «Und kauft ihm vielleicht ein Auto. Sam hat mir erzählt, daß er im Freien kampiert und das Haus vom Moor aus beobachtet hat. Er hatte es im Gefühl, daß etwas passieren würde.» Er schwieg. «Und es ist etwas passiert.»
    Ein großer, fleischiger Mann steckte Geld in die Jukebox. «Ein paar goldene Oldies bitte, ja?» brüllte Macalvie.
    Der Unbekannte sah sich um, und das nicht eben freundlich. «Ich spiele, was mir paßt, Kumpel.» Und er spannte die Muskeln, so gut das unter der Lederjacke ging. «Wer zum Teufel sind Sie überhaupt?»
    Schon wollte Macalvie aufspringen, aber Jury zog ihn auf den Sitz zurück. «Lassen Sie, Brian.»
    «Noch vier von der Sorte, aber diesmal ohne Leitungswasser», brüllte Macalvie zu Freddie.
    «Sofort, Herzchen», übertönte Freddie die Musik und das laute Gerede der Gäste. Das Pub war heute überraschenderweise gerammelt voll, sogar an den Dartscheiben war mächtig was los.
    Und dann sang eine Stimme aus der Jukebox, dünn und silberhell (der Mann in der Lederjacke schien eine sentimentale Ader zu haben):
     
    In einem kühlen Grunde
    Da geht ein Mühlenrad –
     
    Macalvies Zigarre verharrte auf halbem Weg zum Mund. Er starrte ins Leere.
     
    Mein Liebchen ist verschwunden,
    Das dort gewohnet hat –
     
    Macalvie hatte seine Brieftasche herausgeholt und blickte enttäuscht hinein. «Da Sie ein Graf sind», sagte er zu Melrose, «und Ihnen vermutlich ein großer Teil Englands gehört, hätten Sie da die Freundlichkeit, mir, sagen wir, achtzig Pfund zu leihen, ja?»
    Anstandslos zückte Melrose seine Geldbörse, zog vier Zwanziger heraus und reichte sie Macalvie.
     
    Sie hat mir Treu’ versprochen,
    Gab mir ein’ Ring dabei
     
    Macalvie ging zur Theke und blätterte Freddie, die mitsang, hundertdreißig Pfund hin.
     
    Hör’ ich das Mühlrad gehen,
    Ich weiß nicht, was ich will –
    Ich möcht’ am liebsten sterben,
    Dann wär’s auf einmal still.
     
    Freddie brüllte: «He, Mac, was haste denn nun schon wieda vor?»
    Doch da war Macalvie schon in Stellung gegangen und warf sich mit voller Wucht gegen die Jukebox.
    Es war, als zersplittere das Lied wie eine berstende Windschutzscheibe. Alle im Raum erstarrten.
    Macalvie ging zu seinem Stuhl zurück und schnappte sich seinen Mantel. Er blickte auf die Runde am Tisch und sagte: «Macalvie gegen Mulvanney, null zu null.»
    Dann zog er sich an, drehte sich um und ging hinaus ins Dunkel. In nicht allzu weiter Ferne erhob sich das Gefängnis aus dem Dartmoor-Nebel, bedrohlich wie ein großer schwarzer Rabe.

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