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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Schließlich sagte er: «Das Stück, Inspektor. Das Stück ist die Antwort.»
    «Ich bitte Sie, Sie wollen doch nicht behaupten, Sie wüßten, wie er es gemacht hat?»
    «Doch. Aber ich würde es Ihnen lieber zeigen als erklären; ich muß nur noch ein paar Vorbereitungen treffen. Entschuldigen Sie also, wenn ich gleich mal Ruthven anrufe.» Und bevor Jury protestieren konnte, hatte Plant sich auch schon das Telefon geschnappt.

    Eine halbe Stunde später setzte Pluck Jury vor dem Polizeirevier in Long Piddleton ab. Drinnen traf er auf Wiggins, der sich gerade seine Tropfen in die Nase flößte.
    «Ich werde auf Ardry End sein, Wiggins.»
    «Ja, Sir. Aber Kriminaldirektor Racer ist hier – ich meine, er war hier. Er ist mit Superintendent Pratt nach Weatherington gefahren.»
    «Machen Sie sich da keine Sorgen. Hören Sie, statten Sie doch mal der Pandorabüchse einen Besuch ab und beschatten Sie Matchett. Lassen Sie ihn nicht aus den Augen, aber so, daß er nichts merkt.»
    Wiggins war überrascht. «Sie meinen, Sie haben ihn im Verdacht?»
    «Richtig, Wachtmeister. Und noch was –» Jury bekam einen Hustenanfall. Er hoffte nur, daß er sich keine von Wiggins namenlosen Krankheiten zugezogen hatte. Er schneuzte sich und fuhr fort: «Noch was, wenn Kriminaldirektor Racer zurückkommt und Sie sich nicht mehr erinnern können, wohin ich gegangen bin, würde ich Ihnen das nicht verübeln.»
    Wiggins grinste übers ganze Gesicht. «Ich hab ein miserables Gedächtnis, Sir. Aber hier –» Er wühlte in seinen Taschen und brachte eine nagelneue Packung Hustenbonbons zum Vorschein. «Nehmen Sie die mal. Einen Husten wie Ihren darf man nicht vernachlässigen.» Wiggins teilte mit Vergnügen seine Taschenapotheke mit seinem Vorgesetzten.
    Jury versuchte, sie ihm zurückzugeben. «Eigentlich brauche ich sie gar nicht –»
    Aber Wiggins, der sich sonst so leicht abwimmeln ließ, zeigte sich unnachgiebig. «Ich bestehe darauf. Stecken Sie sie ein.»
    Jury gab sich geschlagen und tat, wie ihm geheißen wurde.

XVIII

    Als sie den Salon von Ardry End betraten, erblickte Jury zu seinem Erstaunen sowohl Lady Ardry wie auch Vivian Rivington.
    Agatha schien genauso erstaunt zu sein, den Oberinspektor zu sehen. «Hier sind Sie also! Ich nehme an, Sie wissen, daß Kriminaldirektor Racer – ein äußerst unangenehmer Mann, muß ich sagen – schon seit seiner Ankunft hinter Ihnen her ist.» Offensichtlich kämpfte sie mit sich, ob sie nun Racers Sache vertreten oder ihre Informationen für sich behalten sollte. Sie nahm sich Melrose Plant vor. «Plant, als du angerufen hast, habe ich dich nach dem Oberinspektor gefragt, und du hast gesagt, du hättest ihn den ganzen Tag nicht gesehen.»
    «Ich habe gelogen.»
    «Und wo steckt Kriminaldirektor Racer nun?» fragte Jury, der sich vergewissern wollte, um welche Orte er einen Bogen machen mußte.
    «Mich dürfen Sie das nicht fragen. Ich hatte schon alles für ihn hergerichtet – wenn ich kann, helfe ich gern aus – und der schreckliche Mensch kommt herein, schaut sich einmal um und macht dann auf der Stelle wieder kehrt. Kein Wunder, daß es in diesem Staat drunter und drüber geht –»
    «Mit Verlaub, Sir», sagte Ruthven diskret hüstelnd. «Aber ich glaube, der Kriminaldirektor hat sich in der Pandorabüchse einquartiert. Ich glaube, er wollte am Ort des Verbrechens sein.» Ruthven wirkte fast aufgeregt.
    «Vielen Dank, Ruthven.» Am Ort des Verbrechens oder vielmehr dort, wo es den besten Wein gab. Matchetts Weinkeller war mit Abstand der beste in der Gegend, und auch seine Küche war exzellent.
    «Ist Martha soweit?» fragte Plant. Ruthven nickte. «Und Sie haben auch den Nebenraum hergerichtet, wie ich sehe. Sehr gut.»
    Jury bemerkte, daß der Nebenraum am andern Ende des Salons mit einem kleinen Vorhang versehen worden war, als wäre er eine kleine Bühne. Die Flügeltüren führten in den Garten, der unter einer dicken Schneedecke lag. Aber an Stelle des Tischs und der antiken Stühle, die gewöhnlich vor dieser Tür standen, war eine Art Chaiselongue aufgestellt worden, auf der so viele Kissen und Samtdecken lagen, daß sie schon eher wie ein Bett aussah.
    «Was ist denn hier los?» fragte Jury.
    «Fragen Sie mich nicht», sagte Agatha und schlug sich mit der Faust gegen den üppigen Busen. «Einer von Melroses verrückten Einfällen. Er hat schon immer ein Faible für Theatralisches gehabt.»
    «Wenn Sie nur aufhören würden, sich zu beklagen», sagte Vivian, «könnten wir

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