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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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frage: ‹Kann ich Ihnen sonst noch was bringen?› Sie sagt: ‹Nein, vielen Dank› und macht sich wieder an die Arbeit. Sie erledigte die ganze Buchführung. Eine gescheite Frau, aber ziemlich kalt. Ganz und gar nicht wie Mr. Matchett. Ein netter Mensch! Und sehr beliebt bei den Damen, was nicht verwunderlich war, wo er doch so gut aussah. Wahrscheinlich hat sie sich darüber geärgert. Dieses Büro hat sie auch nur deswegen gleich neben der Bühne eingerichtet – er sollte wissen, daß sie immer aufpaßte. Sie führte ein strenges Regiment, das kann ich Ihnen sagen. Eifersüchtig. Ich hab noch nie eine so eifersüchtige Frau gesehen.»
    «Wer hat Ihrer Meinung nach Mrs. Matchett umgebracht?» fragte Jury.
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. «Was glauben denn Sie, ein Einbrecher natürlich. Die Polizei hat das auch gesagt. Er stieg durch das Fenster ein und hat alles mitgenommen.» Sie senkte die Stimme. «Wenn ich ganz ehrlich bin, ich dachte auch an diesen Smollett und an Ansy-Hansi. Den beiden hätte ich so was zugetraut. Aber ich hütete mich natürlich, was zu sagen. Wegen Rose, Sie verstehen.»
    «Alle, die damals mit von der Partie waren, hatten ein Alibi, Miss Trump, einschließlich der Küchenhilfe.»
    Sie schnaubte nur, offensichtlich nicht überzeugt.
    «Haben Sie denn nicht auch an ihren Mann, Mr. Matchett, gedacht?»
    Mit bewundernswerter Offenheit sagte sie: «Natürlich. Rosie und ich hörten, wie sie die ganze Zeit über stritten – in dem Zimmer direkt über der Küche. Er wollte sich immer scheiden lassen. Und sie fing unglaublich zu brüllen an, wenn sie mal richtig in Fahrt kam. Ja, so war sie, die Gnädigste, sie hatte die Hand auf dem, was ihr gehörte. Und sie war entschlossen, sie auch drauf zu lassen, da war nichts zu machen. Ich erinnere mich noch, daß Rose und mir derselbe Gedanke durch den Kopf schoß, als wir erfuhren, daß sie tot war. ‹Jetzt hat er ihr also doch den Hals umgedreht.› Aber die Polizei meinte, weder er noch seine Freundin könnte es getan haben. Wie sagen die Franzosen? Crime – und noch was?»
    «Crime passionnel» , ergänzte Jury lächelnd.
    «Klingt hübsch. Irgendwie haute es zeitlich nicht hin: Es muß passiert sein, nachdem ich ihr die Schokolade gebracht habe und bevor Rose das Tablett wieder abholte und die Leiche entdeckte. Sie hatten es beinahe bis auf die Minute genau festgelegt. Und da beide die ganze Zeit über auf der Bühne standen, konnten es weder Mr. Matchett noch seine meschuggene Freundin gewesen sein. Die arme Rose war wirklich völlig fertig –»
    Etwas in Jurys Kopf wurde umgeschlagen wie die Seite eines alten Buches: Devon. Dartmouth lag in Devon. Konnte er wirklich so blind gewesen sein? Rose. Rosie. Mrs. Rosamund Smollett. Will Smollett. «Sie wollte ihre Tante Rose und ihren Onkel Will besuchen.» Mrs. Judds Worte fielen ihm wieder ein. Will Smollett. William Small. Es bedurfte keiner großen Kombinationsgabe, um diese Verbindung herzustellen.
    Er nahm die Fotos von Small und Ainsley aus der Mappe und schob sie ihr hinüber. «Miss Trump, kennen Sie diese Männer?»
    Sie nahm Smalls Foto in die Hand und studierte es eingehend. «Ich glaub schon … ja, das ist doch Will, wie er leibt und lebt. Nur hatte er damals einen Schnurrbart.» Ihre Augen wanderten zu dem zweiten Foto. «Du meine Güte, wenn das nicht Ansy-Hansi ist. Nur trug er keinen Schnurrbart.»
    «Nicht Andrew», sagte Jury. «Ainsley. ‹Ansy› stand für Ainsley.»
    Daisy starrte ihn an. «Ainsley. Ja, richtig. Wir zogen ihn immer damit auf, daß der das H nicht richtig aussprach. Sein Name war Hainsley. Rufus Hainsley. ‹Nicht einmal deinen Namen kriegst du auf die Reihe›, ärgerten wir ihn.»
    Und Smollett hat sich einfach Small genannt, dachte Jury.
    «Woher haben Sie denn diese Bilder, Sir?»
    Jury gab ihr keine Antwort darauf. «Hatten die Smolletts nicht auch eine Nichte, die manchmal für längere Zeit bei ihnen zu Besuch war?»
    «Und ob!» Daisy hob mit gespieltem Entsetzen die Hände. «Ruby. Das kleine Fräulein Naseweis. Sie war immer mit von der Partie. Gewundert hat’s mich nicht: bei solchen Eltern – bei jeder Gelegenheit haben sie sie abgeschoben – was konnte man da von der Kleinen schon anderes erwarten?»
    Jury hielt das Armband hoch. «Vielleicht hat sie das dann gestohlen?»
    «Das Armband? Würde mich wundern, Sir. Mrs. Matchett hat es die ganze Zeit getragen, so hing sie daran. Wie manche Frauen an ihrem Ehering. Oh, nein,

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