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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Unannehmlichkeiten; es bestand aus Nierenpasteten, heißen Hammelfleischpasteten, Krügen mit Bier, Gebäck und Tee, pochierten Eiern und dicken Speckscheiben.
    Wer ist noch nicht mit Mr. Pickwick im Hof des Blauen Löwen in Muggleton abgestiegen; wer hat noch nicht mit Tom Jones in der Glocke in Gloucestershire Austern geschlürft oder mit Keats in dem Gasthof in Burford Bridge gelitten? Wer ist noch nie eingekehrt, um seinen Hunger und Durst mit einem bitteren Ale und einer Scheibe blaugeädertem Stilton, abblätterndem Chester oder einem Stück Cheddar zu stillen? Und wer erwartet schon etwas anderes als schimmerndes Messing, auf Hochglanz poliertes Holz, dunkles Bier, einen in Tweed gekleideten Wirt, enge, dunkle Gänge auf dem ersten Stock, ein gemütliches Zimmer, das unauffindbar zu sein scheint – zwei Stufen hinauf, drei runter, dann rechts, wieder fünf Stufen hoch und zehn Schritte bis zur Tür –, ein Versteckspiel oder ein Abzählspiel für Kinder. Auch wenn sich die Bänder von den weißen Hauben gelöst haben und der Wirt eher im Geist als tatsächlich vorhanden ist – ein Lächeln, das in der Luft hängt –, lassen einen diese Schatzkammern der Erinnerung nicht beinahe vergessen, daß das Pfund so tief gesunken ist?

    Die Büchse der Pandora war keine Ausnahme – ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert, durch dessen Torbogen Melrose Plant gerade seinen Bentley chauffierte, um ihn in einem der nicht mehr benutzten Ställe abzustellen. Hier hätte auch die Kutsche von Barnet hereinrumpeln und auf dem gepflasterten Hof haltmachen können. Und von der Galerie hätte Molly Mog mit den Bediensteten flirten können. Für Lady Ardry war es der Inbegriff eines englischen Gasthofs. Im Sommer wucherte Clematis im Wettstreit mit den Kletterrosen über die Fassade des Hauses. Der Gasthof lag auf einer kleinen Erhöhung und blickte nach Süden, ein längliches Gebäude, das eine schlingernde Linie bildete, die sich aus mehreren Teilen zusammenzusetzen schien. Das strohbedeckte Dach legte sich um die Fenster wie ein Kragen. Umgeben von Feldern, die im Sommer üppig grün und leuchtend und im Winter grau und verhangen waren, blickte er mit seinen rautenförmigen Fenstern auf die Häuser von Long Piddleton.
    Als Lady Ardry und Melrose Plant ankamen, war es bereits dunkel, und das erleuchtete Innere des Gasthofs wirkte um so einladender. Der Gasthof war an keine Brauerei gebunden, und sein Besitzer war auch entschlossen, das mit allen Mitteln zu verhindern.
    Dieser Mann, Simon Matchett, war zu ihrer Begrüßung an die Tür gekommen; eine Begrüßung, die bei Agatha ziemlich überschwenglich, bei Melrose wesentlich kühler ausfiel. Er bedachte ihn mit einem kurzen Nicken und einem sehr zurückhaltenden Lächeln. Melrose mochte ihn nicht; er hielt ihn für geldgierig und ehrgeizig, und hinter der ansprechenden Fassade vermutete er einen gemeinen, rohen Charakter. Aber fair, wie er war, fragte er sich auch, ob er nicht einfach eifersüchtig war. Matchetts Erfolg bei Frauen war atemberaubend. Er brauchte nur durch eine Tür zu schreiten, um sie zum Tor zu machen. Sein offenkundiges Interesse für Vivian Rivington war Melrose ein Dorn im Auge.
    Wahrscheinlich hatte selbst die Tragödie in Matchetts Vergangenheit – seine verstorbene Frau und eine andere Frau spielten dabei eine Rolle – wie die Narbe im Gesicht eines Duellanten seine romantische Aura nur noch verstärkt. Es lag jedoch schon so lange zurück, daß selbst Lady Ardry nicht mehr alle Einzelheiten in Erfahrung bringen konnte.
    Sie waren inzwischen in der niedrigen, schwachbeleuchteten Halle angelangt, die mit Sportlerfotos und ausgestopften Vögeln dekoriert war; seine Tante und Simon Matchett tauschten Belanglosigkeiten aus, die sie noch belangloser werden ließen. Melrose lehnte sich einfach gegen die Wand, und sein Kopf berührte die Stange eines ziemlich mitgenommenen, ausgestopften Fasans. Er studierte die verstaubten Drucke alter Kutschen auf der gegenüberliegenden Wand. Auf einem flogen die Passagiere in hohem Bogen in einen Schneehaufen, während die Kutsche fröhlich umkippte. Auf einem andern fuhr die Belegschaft mit großem Hallo in den Hof ein, während ihnen Betsy Bunt von der oberen Galerie aus zuwinkte. Melrose fragte sich, wieso das Kutschenfahren früher als Sport betrachtet wurde, vergleichbar mit Fußball oder Kegeln. Er sah, wie seine Tante und Matchett durch die Halle zur Bar schlenderten, ohne sich weiter um ihn zu kümmern, und

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