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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Knie. «O nein, doch nicht. Wie konnte ich nur unseren Antiquitätenhändler, Marshall Trueblood, vergessen! Die gute Marsha, wie wir ihn nennen. Sie verstehen. Rosa Hemden und getönte Brillengläser.»
    «Hmmm. Nach meinen Informationen war das Schloß an der Kellertür aufgebrochen. Haben Sie das zufällig bemerkt?»
    Sie antwortete nicht sofort. «Hätte ich eigentlich bemerken müssen», meinte sie dann ausweichend.
    Jury insistierte nicht weiter. «William Small kam in den Speiseraum, als alle übrigen schon versammelt waren, stimmt das?»
    «Ich glaube, ich erinnere mich an ihn. Hat ihm nicht jemand Drinks spendiert? War das nicht Marshall Trueblood?»
    «Hmmm. Erinnern Sie sich, wann das war?»
    Sie zögerte und schien von Jurys Gesicht den Zeitpunkt – irgendeinen Zeitpunkt – ablesen zu wollen, an dem sie Small erscheinen lassen könnte. «Nein, nicht … genau. Auf jeden Fall vor dem Essen, und das begann gegen neun. Ich erinnere mich noch, daß ich einen Riesenhunger hatte. Als Horsd’œuvre gab es Krabbencocktail, nicht besonders frisch –»
    «Haben Sie Small dann noch einmal gesehen, bevor Sie in den Keller gingen?»
    «Nein.» Schnell fügte sie noch hinzu: « Niemand hat ihn mehr gesehen. Er muß auf sein Zimmer gegangen sein … ach ja, Marshall Trueblood hat gesagt, er – das heißt Small – sei etwas angeheitert gewesen –»
    «Vielleicht kann mir Mr. Trueblood in diesem Punkt weiterhelfen.» Jury bezweifelte, daß sie sich an das, was sich vor ihrem gräßlichen Fund zugetragen hatte, noch erinnern würde. Er wechselte das Thema. «Was diesen Ainsley betrifft –»
    «Oh, der.» Sie zuckte mit den Schultern. Jury nahm an, daß sie diese Leiche für unwichtig hielt, da sie bei ihrer Entdeckung nicht dabeigewesen war.
    «Waren Sie auch in der Hammerschmiede an diesem Abend?»
    «Nein. Aber am Nachmittag hab ich mal kurz reingeschaut und ein paar Worte mit Scroggs gewechselt –»
    «Sie können sich also zu dieser Sache nicht weiter äußern?»
    «Nein.» Ihre Stimme hatte einen grollenden Unterton.
    «Ich danke Ihnen, Lady Ardry.» Jury erhob sich, Wiggins klappte sein Notizbuch zu und verlangte eine Tasse Tee. Pluck beehrte ihn mit dem Bodensatz.
    «Lady Ardry, entschuldigen Sie, wir haben versäumt, Ihnen etwas anzubieten», sagte Jury.
    Sie klopfte ihren Rock aus und baute ihren Stock vor sich auf. «Schon gut. Ich hab keine Zeit, herumzusitzen und Tee zu trinken, nicht wenn hier die Hölle los ist. Und wo werden Sie sich einquartieren, Inspektor?»
    Wachtmeister Pluck, der gerade eine Packung Zwieback aufriß, sagte: «Ich habe Sie in der Pandorabüchse untergebracht, Sir. Ich dachte, Sie sind dann gleich an Ort und Stelle.»
    Als Jury Lady Ardry zur Tür brachte, zupfte sie ihn am Ärmel und flüsterte: «Könnte ich Sie einen Augenblick unter vier Augen sprechen –»
    «Aber natürlich.» Sie traten in den kleinen Vorraum, der auf die Straße hinausging.
    «Inspektor, werden Sie über diese Sache auch mit meinem Neffen Melrose Plant reden?»
    «Ich muß mit allen Anwesenden sprechen.»
    «Das dachte ich mir. Die Sache ist – ich sag’s Ihnen am besten gleich – zwischen uns gibt es gewisse Spannungen.»
    «Sie meinen, er könnte versuchen, Sie da hineinzuziehen?»
    Agatha preßte ihren Stock gegen ihren Busen. «Mich? Mich? Wie könnte er das?»
    «Ich dachte nur –»
    «Sollte er das wagen , sollte er versuchen, die Tatsachen zu verdrehen –» Ihre rechte Hand umklammerte ihren Stock, während ihre linke Jury am Revers packte. Aufgebracht flüsterte sie: «Jeder in Long Pidd wird Ihnen erzählen, wie furchtbar schlau er ist. Schlau, daß ich nicht lache! Er treibt sich auf der Universität herum und unterrichtet gerade einen Kurs. Einen ganzen Job hat er nicht gekriegt. Und nur weil er es schafft, in knapp einer Viertelstunde das Kreuzworträtsel der Times zu lösen –»
    «In knapp einer Viertelstunde?»
    «Mein Gott und wenn schon, wenn Sie nichts anderes zu tun hätten, als mit einer Flasche Portwein vor Ihrem Kamin herumzusitzen, hätten Sie auch bald Übung darin. Aber Sie und ich, wir müssen uns unsern Lebensunterhalt selbst verdienen. Wir erwarten nicht, daß uns alles auf einem silbernen Tablett serviert wird. Sehen Sie, ich habe gewisse Ansprüche auf Ardry End. Mein Mann, Melroses Onkel, hätte bestimmt von Melrose erwartet, daß er mehr für mich tut.» Als Jury nicht darauf einging, schüttelte sie seinen Ärmel, als wollte sie ihn zur Vernunft bringen. «Der

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