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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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bringen!» Beunruhigt fragte sie: «Du lieber Himmel, das ist doch wohl nicht zu befürchten?»
    Jury spürte, wie ihm die Kopfhaut prickelte. «Wann hat er es gefunden? Seit wann ist der Fund bekannt?»
    «Ich weiß nicht genau. Ich war heute morgen bei ihm. Er hat versucht, Sie zu erreichen, aber Sie waren gerade wieder einmal unterwegs – wahrscheinlich haben Sie wieder eine falsche Fährte verfolgt.»
    «Und Sie haben das Armband mit eigenen Augen gesehen?»
    «Ja, natürlich!»
    «Wo ist es jetzt?»
    «Denzil hat es wieder versteckt. Er sagte, er wolle es wieder da hinlegen, wo er es gefunden habe, es sei ein so gutes Versteck. Aber er wollte mir nicht sagen, wo.» Sie schubste schmollend ihr Ginglas hin und her. Dann sagte sie: «Meine Theorie ist, daß dieser Katalog der Verbrechen mit Marshall Truebloods –»
    «Mit Marshall Truebloods was, altes Haus?»
    Jury hatte ihn nicht hereinkommen sehen. Trueblood schien die Tatsache, daß hinter seinem Rücken über ihn geredet wurde, nicht im geringsten zu stören. Lächelnd blickte er in die Runde. «Hör’n Sie, meine Liebe, den Brieföffner rücken Sie am besten gleich wieder heraus, dann brauch ich nicht die Polizei zu verständigen. Sie waren heute in meinem Laden, erinnern Sie sich?»
    Agatha wurde puterrot. «Ich muß doch bitten! Ich würde mich nie an Ihrem arabischen Ramsch vergreifen.»
    «Oho. Ich würde den Brieföffner nicht als Ramsch bezeichnen. Er hat mich zwanzig Pfund gekostet. Also her damit, meine Liebe.» Er schnalzte ein paar Mal mit den Fingern.
    Jury stand von ihrem Tisch auf und ging zu den Bicester-Strachans hinüber. «Mr. Bicester-Strachan   hat der Pfarrer gesagt, er würde zu einer bestimmten Zeit hier sein?»
    «Ja.» Bicester-Strachan zog eine große, plumpe Uhr hervor. «Eigentlich schon vor einer Stunde. Punkt acht, sagte er.»
    «Verdammt», murmelte Jury. Er eilte zu seinem Tisch zurück und fragte: «Mr. Plant, könnten wir Ihren Bentley nehmen?»
    Bevor die andern ihre offenen Münder wieder zukriegten, waren sie schon aus der Tür.

XVI

    Der messerähnliche Brieföffner steckte bis zum elfenbeingeschnitzten Heft in der Brust des Pfarrers. Die Leiche lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden der Bibliothek.
    Die Bibliothek selbst war zwar nicht verwüstet, aber doch gründlich durchsucht worden: Bücher waren von den Regalen gefegt, Schubladen herausgezogen und Schränke geöffnet worden.
    «Ich versteh das nicht», sagte Melrose Plant. «Gut, er war hinter dem Armband her – aber lohnte es sich wirklich, dafür ein solches Risiko einzugehen? Für alle außer Ruby und ihm war das doch ein ganz gewöhnliches Armband.»
    «Ich glaube nicht, daß er es nur auf das Armband abgesehen hat. Vielleicht suchte er noch was anderes: Rubys Tagebuch. Nachdem einer von den vermißten Gegenständen aufgetaucht war, dachte er wohl, der Pfarrer sei auch im Besitz des andern. Und das war ihm offensichtlich zu gefährlich.» Jury ging um den Schreibtisch herum, setzte sich und rief die Polizei in Weatherington an; er vergaß dabei nicht, sein Taschentuch zu benutzen. Nachdem er Wiggins damit beauftragt hatte, die Laborleute zusammenzutrommeln, rief er Wachtmeister Pluck an.
    «Großer Gott, schon wieder einer?» Pluck schnappte nach Luft.
    «Ja, wieder einer. Und Sie sollten auf dem schnellsten Weg zur Pandorabüchse fahren und die Leute dort vernehmen – Simon Matchett, Sheila Hogg und Darrington. Und auch Lady Ardry. Alle übrigen schaffen Sie sich vom Hals.»
    In einem Tonfall, der am Bett eines kranken Kindes angebracht gewesen wäre, sagte Pluck: «Ich weiß nicht, ob das geht, Sir, der Morris, Sie verstehen? Er gibt diesen komischen Summton von sich, ich –»
    «Wachtmeister Pluck», sagte Jury mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit, «wenn Sie nicht sofort zur Pandorabüchse fahren, dann werden Ihnen die Ohren summen. Verdammt noch mal, Mann! Nehmen Sie irgendein Auto. Das von Ihrer Nachbarin, Miss Crisp. Oder halten Sie jemanden auf der Straße an –»
    Etwas in Jurys Stimme ließ Pluck strammstehen. Sogar seine Stimme salutierte. «Jawohl, Sir.»
    Jury knallte den Hörer auf die Gabel und knüllte das Papier zusammen, auf das er einen Morris gekritzelt hatte, der an einem Baum klebte. Er wollte es gerade in den Papierkorb werfen, als er einen Zettel bemerkte, der halb verdeckt unter einem lavaähnlichen Gesteinsbrocken lag, dem Briefbeschwerer des Pfarrers. Jury zog ihn hervor und überflog die zusammenhangslosen Stichworte, die

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