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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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«Ich glaube, ich sollte nicht darüber sprechen.» Beiläufig fügte sie hinzu: «In der Nähe des Hauses.»
    «Mit andern Worten, liebe Tante, du weißt es nicht. Der Pfarrer hat es gefunden. Hat er es denn schon Inspektor Jury gegeben?»
    «Hätte er bestimmt gern», sagte Agatha mit einem liebreizenden Lächeln. «Wenn er Inspektor Jury nur finden könnte. Er scheint immer unterwegs zu sein, wenn man ihn braucht.»
    «Hast du es weitererzählt?» Melrose hatte ein ungutes Gefühl bei der Vorstellung, daß die Neuigkeit im Dorf die Runde machte.
    «Ich? Nein, ich nicht. Ich kann den Mund halten. Aber du weißt doch, was für eine Klatschbase Denzil Smith ist. Ich war eben bei Lorraine, und sie wußte es bereits.» Sie klang verärgert; offensichtlich hatte sie gehofft, es ihr brühwarm erzählen zu können.
    Melrose seufzte. «Der Inspektor wird es wieder als letzter erfahren.»
    «Wenn er mal fünf Minuten lang im Dorf bleiben würde, dann könnte er auch der erste sein. Ich war gerade auf der Polizei. Aus Wachtmeister Pluck war kein Wort rauszukriegen. Den ganzen Morgen habe ich getan, was eigentlich Jury tun sollte.»
    Melrose bezweifelte das, konnte es sich aber nicht verkneifen, sie zu fragen: «Und was hast du getan?»
    «Ich habe systematisch alle Verdächtigen auf dieser Liste verhört.» Sie zog ein Blatt Papier aus ihrer Tasche und gab es Melrose; gleichzeitig brüllte sie noch einmal zu Dick Scroggs hinüber, er solle sich beeilen und ihr endlich ihren Sherry bringen. «Ich habe mich die Dorfstraße hochgearbeitet.»
    Melrose rückte seine Brille zurecht und überflog die Liste. Es gab zwei Rubriken: Verdächtige und Motive. «Was haben denn diese ganzen Eifersuchtsgeschichten unter Motiven zu suchen? Auf wen sollte denn Vivian Rivington eifersüchtig sein? Und Lorraines Name hast du ganz ausgestrichen?»
    «Sie war’s offensichtlich nicht. Ah, da ist mein Sherry.» Dick dräute über ihr und wartete darauf, daß sie bezahlte. Melrose fischte in seiner Tasche nach Kleingeld.
    «Übrigens treffen wir uns heute abend alle in der Pandorabüchse zum Abendessen.»
    Melrose hielt in der einen Hand sein Glas, in der andern die Liste. «Wer ist ‹wir alle›?»
    «Die Bicester-Strachans, Darrington und diese Person, mit der er liiert ist. Und dein Sonnenschein Vivian.» Maliziös bemerkte sie noch: «Simon war übrigens bei ihr, als ich heute nachmittag vorbeiging.»
    Melrose ignorierte diese Bemerkung. «Woher willst du wissen, daß Lorraine nichts mit den Morden zu tun hat?»
    «Weil sie aus einem guten Stall kommt, mein lieber Melrose.»
    «Das würde ihr Pferd freisprechen, aber nicht Lorraine.»
    Er hatte inzwischen auch seinen Namen auf der Liste entdeckt – ganz versteckt und in kleinen Druckbuchstaben zwischen Sheila und Darrington eingeschoben, als wäre er erst nachträglich eingetragen worden. Unter Motiven war ein Fragezeichen. «Heißt das, daß dir für mich kein Motiv eingefallen ist, liebe Tante?»
    Sie grunzte: «Zuerst warst du überhaupt nicht drauf. Wegen diesem verdammten Alibi, das du mit dem Inspektor zusammengebastelt hast.»
    «Wie ich sehe, fehlt dein Name.»
    «Natürlich, du Schlaukopf, ich war’s nicht.»
    «Aber unter Truebloods Name steht Drogen. Was hat er denn mit Drogen zu tun?»
    Sie grinste: «Mein lieber Plant. Trueblood handelt doch mit Antiquitäten, oder nicht?»
    «Ja, das ist mir bekannt.»
    «Diesen ganzen Kram, den er aus dem Ausland bezieht – wahrscheinlich auch aus Pakistan und Arabien – also, wo würdest du dein Haschisch oder Kokain verstecken, wenn du es ins Land schaffen wolltest?»
    «Keine Ahnung, in meinem Ohr vielleicht?»
    «Diese Männer, die um die Ecke gebracht wurden, waren – wie nennt man das? – Mittelsmänner. Vielleicht haben sich irgendwelche Verbrecherbanden gegenseitig liquidiert.»
    «Aber Creed war doch ein pensionierter Polizeibeamter.»
    Gegen seine bessere Einsicht ließ er sich auf eine Diskussion mit ihr ein.
    «Das ist ja der Punkt, mein lieber Plant! Er war ihnen auf der Spur, begreifst du denn nicht? Dem ganzen Ring. Trueblood mußte also –» Sie fuhr sich mit dem Finger über die Kehle.
    Melrose verfluchte sich. «Und Ruby Judd   –?»
    «Auch eine Mittelsperson.»
    «Zwischen wem?»
    «Mittelsleute gibt es immer. »
    Melrose gab auf. «Hör zu, Jury muß verständigt werden.»
    Agatha nippte an ihrem kratzenden Sherry. «Vielleicht kann die Interpol nach ihm fahnden», meinte sie mit einem maliziösen Lächeln.

    Jury

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