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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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her bewegt wurde. Es zeigte einen Fuchs, dem offensichtlich schon heftig zugesetzt worden war; auf dem Bild ruhte er sich jedoch gerade im Schatten irgendwelcher Büsche aus und fraß Trauben. Hinter jedem Baum und jedem Busch schien ein Hund zu sitzen und dem armen Tier aufzulauern; wahrscheinlich war es eine ganze Meute von Jagdhunden.
    Jury und Wiggins gingen um die Bucht herum zu dem Gasthof. Vor ihm stand ein atemberaubender Sportwagen, ein Lotus Elan.
    Wiggins pfiff durch die Zähne. «Ham Sie gesehen, ist doch nicht zu fassen. Mein ganzes Jahresgehalt würde dafür draufgehen.»
    «Wie er wohl die Arktis überquert hat?» sagte Jury. «Wahrscheinlich sind ihm Flügel gewachsen.»
     
    Mrs. Meechem, die sich als «Kitty» vorstellte, blickte erstaunt zu Jury hoch – entweder hatten es ihr seine Größe, sein Lächeln oder sein Dienstausweis oder alle drei Dinge zusammen angetan – und führte sie in einen kleinen Speiseraum im rückwärtigen Teil. Er war durch eine niedrige Tür mit der Bar verbunden; Jury mußte sich bücken, als er unter ihr hindurchging.
    Ein sehr schlanker, noch jüngerer Mann stand von seinem Tisch auf. Er mußte der Besitzer des Lotus sein. Und da er offensichtlich auf sie gewartet hatte, mußte er Kriminalinspektor Harkins von der Kriminalpolizei in Pitlochary sein. Neben ihm saß ein kleiner, rundlicher Bursche, der aussah, als würde er sich am liebsten in Luft auflösen.
    «Ich bin Harkins.» Er schüttelte Jurys Hand, nachdem er sorgfältig einen perlgrauen Handschuh abgestreift hatte. «Schön, daß Sie so schnell gekommen sind. Wir können Ihre Hilfe gebrauchen.»
    Eine glatte Lüge, dachte Jury. Harkins machte nämlich keinen sehr erfreuten Eindruck. Es war ja auch verständlich, wenn sie sich in der Provinz darüber ärgerten, daß ihre Macht beschnitten wurde. Aber es würde die Dinge nicht einfacher machen.
    Harkins stellte den andern Mann als Billy Sims vor. «Er fungiert hier als Wachmann.»
    «Wachmann? Was ist denn das, Mr. Sims?»
    Billy Sims zerdrückte seine Mütze zwischen den Händen und blickte sich nervös um; er fixierte alles, nur nicht Scotland Yard. «Seit zehn Jahren mach ich das schon. Colonel Crael bezahlt mich dafür.»
    Harkins, dem vor allem daran lag, die Sache möglichst schnell über die Bühne zu bringen, sagte: «Es ist ein alter Brauch. Früher war der Wachmann für die Sicherheit des Dorfes verantwortlich. Nicht hier in Rackmoor. Soviel ich weiß, hat es hier noch nie einen gegeben. Es war Sir Titus’ Idee. Aber in Ripin hatten sie einen. Billy hat die Leiche gefunden.»
    «Aha, und wann war das?»
    Billy Sims starrte auf den Fußboden, als erwarte er jeden Augenblick, wieder von dieser gräßlichen Erscheinung heimgesucht zu werden. «Es war gegen Mitternacht auf der Engelsstiege …»
    «War irgendwas zu sehen oder zu hören?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nein, Sir, nichts, Sir.»
    «Es würde uns sehr helfen, wenn Sie noch mal mit uns dort hingingen.»
    Jury dachte, der unglückselige Billy würde gleich auf die Knie fallen und seinen Mantel umklammern. «Ah, lieber nicht, Sir, wenn’s geht. Wie die aussah!» Billy machte wirklich einen mitgenommenen Eindruck.
    «Geht in Ordnung. Sie haben uns sehr weitergeholfen, Mr. Sims.»
    Sie starrten auf Billy Sims’ Rücken, der sich zur Tür hinbewegte, und Harkins schien ganz und gar nicht dieser Meinung zu sein.
    Jury warf seinen Mantel über einen Stuhl und nahm Platz. Er bemerkte, daß Harkins seinen sündhaft teuren Kamelhaarmantel erst gar nicht ablegte. Er schien nicht gewillt zu sein, auch nur einen Augenblick länger zu bleiben, als es seine Pflicht erforderte.
    «Waren Sie in Pitlochary? Und haben Sie die Leiche gesehen?» fragte Harkins. Jury nickte. Harkins zeigte ihm einen ordentlich beschrifteten braunen Umschlag. «Da ist alles drin, Inspektor.» Der Umschlag landete haarscharf auf der Tischkante.
    «Richard», sagte Jury. Er hielt ihm seine Zigaretten hin. «Möchten Sie eine?»
    Harkins schüttelte den Kopf, schenkte Jury ein schmallippige, Lächeln und zog ein Lederetui aus der Tasche. «Ich rauche nur die hier. Aus Kuba. Die Besten. Möchten Sie eine?»
    «Gern. Vielen Dank!» Jury zündete beide Zigarren an und öffnete den Umschlag. Er sah sich die Aufnahmen an, die der Fotograf gemacht hatte. «Von wem stammen die Fotos? Sie sind ausgezeichnet.»
    «Ein Fotograf aus dem Dorf.»
    «Können Sie den Tatort beschreiben?»
    Daraufhin erfolgte ein kurze Pause. «Steht alles da drin,

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