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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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befriedigen, vor nichts zurückschrecken. Melrose schob sein Besteck hin und her und fuhr fort: «Ich – ah, das heißt Jury – wollte dich und Mrs. Harries-Stubbs bitten –»
    «Teddy? Um was denn?»
    «Ich muß gestehen, daß mir hier etwas ziemlich Peinliches passiert ist …» Sie lächelte, zufrieden, daß er endlich in Ungnade gefallen war. «Ein Aufbewahrungsschein ist verlorengegangen. Er war in meiner Brieftasche. Ich kann nicht verstehen, wie er rausfallen konnte. Aber ich weiß, daß ich ihn bei Teddy verloren haben muß, es ist mir nämlich gleich danach aufgefallen.»
    «Für was ist der Zettel denn?»
    Melrose erwog verschiedene Möglichkeiten und entschied sich für die Gepäckaufgabe von Victoria Station. Ließen die Leute nicht dauernd ihre Sachen dort stehen?
    «Und was hat dieser Todd damit zu tun?»
    «Mr. Todd interessiert sich ebenfalls für den Schein.» Melrose zündete sich so unbekümmert eine Zigarette an, als gebe es weit und breit keine Geheimagenten.
    Agatha traten die Augen aus dem Kopf. «Ist er nicht gefährlich?»
    «Ich denke nicht, schließlich hat er keine Ahnung, daß der Schein bei Teddy herumliegt.» Melrose lächelte strahlend. So konnte er sichergehen, daß sie das ganze Haus auf den Kopf stellen würden, bevor Mr. Todd sie heimsuchte. «Du und Teddy, ihr müßt alles gründlich durchsuchen. Man übersieht ihn leicht, weil er so klein ist.»
    «Und wenn ihn die Putzfrau schon rausgefegt hat?»
    Melrose starrte auf den Filter seiner Zigarette. «Dann müßt ihr in den Mülltonnen nachsehen.»
    Als sie sich dagegen zu sträuben schien, legte er seine Hand auf ihre. Diese Geste war so ungewöhnlich für ihn, daß sie darauf starrte, als wäre ein Fisch auf ihrem Tisch gelandet. «Agatha, dieser Zettel ist verdammt wichtig. Du wirst mich – uns – doch nicht im Stich lassen?»
    Sie ließ ein paar Krümel von ihrem Brötchen auf Melroses Ärmel fallen und sagte: «Na ja, was tut man nicht alles für alte Freunde …» Anscheinend kam sie überhaupt nicht auf die Idee, daß Jury die Polizei von ganz Yorkshire zur Verfügung stand, wenn er eine Hausdurchsuchung durchführen wollte. «Wann sehe ich ihn denn? Um Bericht zu erstatten?»
    Ein klarer Fall von Erpressung. Vielleicht konnte er Jury dazu überreden, auf der Rückfahrt von London kurz bei ihr vorbeizuschauen. Eigentlich mußte ihm genausoviel daran gelegen sein, sich Agatha vom Leib zu halten. Nein, zum Teufel, es würde ihm überhaupt nichts ausmachen. Jury würde es schaffen, sie um den Finger zu wickeln und gleichzeitig zu ignorieren, ohne daß sie etwas merkte. Wo hatte er das nur gelernt? Percy Blythe fiel ihm wieder ein. «Jury wird mit mir zurückfahren. Morgen, übermorgen oder auch erst in drei Tagen.» Oder überhaupt nicht. Es war zwar nicht anzunehmen, daß Agatha die Kathedrale besichtigen würde, aber vielleicht sollte er diese Sache vorsichtshalber auch noch abklären. «Mr. Todd macht übrigens die Führungen in der Kathedrale. Um sich zu tarnen, spielt er den Fremdenführer.»
    «Tatsächlich? Aber was hat dieser Todd denn überhaupt mit den Craels zu tun?»
    Melrose hätte ihr einen ganzen Roman über Todd und die Craels erzählen können, aber er wollte so schnell wie möglich nach London. Und er sah auch, daß Todd seine Zeitung zusammenlegte und nach seinem Regenschirm tastete. Wenn Melrose Wert darauf legte, von ihm verfolgt zu werden, mußte er sich beeilen. Hinter vorgehaltener Hand sagte er zu Agatha, die sich gerade einen Brandy-Snap in den Mund schob: «Wenn wir jetzt gehen, können wir ihn vielleicht abschütteln, Agatha.»
    Verdrossen antwortete sie: «Ich hab meinen Tee noch nicht ausgetrunken, aber wenn es unbedingt sein muß …» Er hakte sich bei ihr unter und half ihr hoch.
     
    Als sie vor dem Sherry Club standen, versuchte Melrose etwas Zeit zu gewinnen und ließ seinen Wagenschlüssel fallen. Er beobachtete, wie sich die Tür hinter ihnen öffnete und Todd heraustrat. «Wir waren doch nicht schnell genug», flüsterte er. «Tu so, als würdest du ihn nicht sehen. Er muß dann weitergehen; er kann schlecht stehenbleiben und in den Himmel starren.»
    Und wie Melrose vorausgesagt hatte, ging Mr. Todd völlig sorglos die Straße hinunter.
    «Wirklich gerissen», sagte Agatha. «Man würde nie auf den Gedanken kommen, daß er dir folgt.» Beruhigend tätschelte sie den Arm ihres Neffen. «Vergiß nie, Melrose, wenn irgend etwas passieren sollte, Ardry End ist in guten Händen.»
    Melrose

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