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Inspektor Jury spielt Domino

Inspektor Jury spielt Domino

Titel: Inspektor Jury spielt Domino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Rauschgiftdezernat, und Jury vermutete, daß es ihm da so gefiel, weil er bei der Arbeit sein Haar lang und sein Hemd offen tragen konnte. Jimi wischte sich einen Krümel aus dem herunterhängenden Schnauzer.
    Für ein paar Minuten saßen sie schweigend nebeneinander. Der Pub füllte sich mit den Stammgästen, die nach der Arbeit hierherkamen, und mit vielen zufälligen Besuchern. Eine besonders attraktive junge Dame machte es sich auf dem Hocker rechts neben Jimi bequem.
    «’tschuldigung, Süße», sagte Jimi und streckte den Arm nach dem Senftopf vor ihr aus; die Gelegenheit war günstig, da sie noch damit beschäftigt war, sich auf ihrem Sitz zu installieren. Er schaffte es, ihren Busen zu streifen, und Jury sah, daß sich ihre Augenbrauen in mildem Ärger zusammenzogen, als sie Jimi ansah. Als sie bemerkte, daß Jury sie beobachtete, sah sie weg und dann gleich wieder zu ihm hin. Jury lächelte sie an, als teilten sie ein Geheimnis. Durch den Rauch ihrer Zigarette hindurch erwiderte sie es. Es war jedoch schon mehr als ein Lächeln.
    Jimi machte sich ganz viele Senfpünktchen auf seine Pastete und sagte: «Was ich nicht verstehe, ist: Hier bin ich mit meiner Alten und drei Kindern, zwei davon noch in den Windeln. Also hier bin ich –» Er breitete seine Arme aus, streifte erneut den Busen neben sich und murmelte: «Tut mir leid, Süße – jung, sexy, gutaussehend, ein freier Geist, jedenfalls fühle ich mich so. Und da bist du … groß, solide, zuverlässig wie ein Safe – deine Augen erinnern mich an die Londoner Silberschätze, weißt du das? – egal, da also bist du, hast keine Verpflichtungen, und die Frauen liegen dir zu Füßen. Da kommt eine von ihnen.» Jimi zeigte mit seiner Gabel auf Polly, das Barmädchen.
    «Hallo», sagte sie zu Jury, ohne Jimi dabei anzusehen. «Was soll’s sein?»
    «Ein Bitter und eins von den Soleiern, Polly.» Zwischen Jury und Jimi stand unter einer hohen Plastikhaube eine Platte. Polly faßte die Haube am Knauf, hob sie hoch und rollte ein Ei auf einen kleinen Teller. Sie lehnte sich über den Tresen, wodurch sie einen noch größeren Einblick in ihr Dekollete gewährte. «Wo bist du denn gewesen? Dieser Typ ist fast jeden Tag hier. Arbeitet der nie?»
    Jimi blickte finster auf ihren tiefen, gerüschten Ausschnitt.
    «Er arbeitet gerade.»
    Polly bemerkte Jimis Blickrichtung, winkte Jury zu, zwinkerte mit den Augen und ging an die andere Seite des Tresens.
    «Das ist es, was ich meine», sagte Jimi. «Ich versteh das einfach nicht.»
    «Ich auch nicht.»
    «Du mußt zugeben, daß ich einen gewissen Charme habe.» Er hielt inne, als wäre sein ganzes Identitätsgefühl abhängig von Jurys Nicken. «Gestern abend, das muß ich dir erzählen, hatte ich eine mit ein Paar Titten wie …» Er hielt seine Handflächen nach oben und bewegte sie, als würde er Kürbisse wiegen, dann packte er die Haube, unter der die Pyramide von Soleiern aufgebaut war, und preßte seine Stirn gegen das Plastik.
    Jury schüttelte den Kopf. Jimi war einer der besten Männer, die sie hatten, wahrscheinlich sogar der Beste im Rauschgiftdezernat, obwohl er jünger als die meisten von ihnen war, ungefähr zehn Jahre jünger als Jury. Bei der Arbeit strahlte er äußerstes Selbstvertrauen aus; aber außerhalb brauchte er jede Krücke, die sich ihm anbot, und Jury war derjenige, der das meiste Gewicht tragen konnte.
    «Diese Rothaarige, mit der du mal gegangen bist», fragte Jimi. «Was ist mit der passiert?»
    Maggie war ein Foto in Jurys Schreibtischschublade. Da hatte er sie vergraben. Aber hin und wieder exhumierte er die Leiche. «Sie hat einen anderen geheiratet, einen Australier.»
    Jimi schaute ihn total ungläubig an. «Verheiratet mit einem anderen? Und auch noch mit einem Australier? Jesus! Gab es nicht irgendeinen …?»
    «Warum lassen wir das Thema nicht fallen, Jimi?» Jury sah das Mädchen neben Jimi an. Sie war bordeauxrot gekleidet, ihr Arm hob sich wie Seide gegen das dunkle Mahagoniholz ab.
    «Okay, Mann, okay.» Jimi hielt die Hände hoch und wandte sich wieder seinem Essen zu. «Habe gehört, daß du jetzt endlich befördert wirst.»
    «Verdammt unwahrscheinlich, wie das Blumenmädchen sagen würde.» Jury hatte keine Lust mehr, über Frauen oder Beförderungen zu reden; er warf einige Münzen auf den Tresen und stand auf. «Ich habe eine Verabredung, Jimi. Wir sehen uns später.»
    Auf dem Weg durch den Raum spürte er, wie der Samtblick des Mädchens in Bordeauxrot ihm

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