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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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die Spieler auf eine falsche Fährte zu locken.»
    «Ja, schon, nur … Schauen Sie.» Ash wühlte in den Schubladen eines alten Schreibtisches; gelegentlich hielt er inne, um die kleinen Schreihälse durch die Küchentür hindurch anzubrüllen. Schließlich warf er die Tür zu, was den Lärm jedoch kaum dämpfte.
    Er gab Jury einen Plan. «Den da hat Trevor vor ungefähr zwei Jahren gemacht. Ein Phantasiedorf, in dem ein Schatz versteckt ist. In der Schmiede, wie sich dann herausstellte.» Es war die sehr ausgefeilte Skizze eines Dorfs, mit allerlei Ge-Schäften, einer Kirche, einem Gasthof, Bauernhäusern und Scheunen. Die Bäume sahen aus wie Wattebäusche. Es gab auch einen Teich und einen See. Das Ganze glich einer Luftaufnahme und war sehr sauber und klar gezeichnet. «Er dachte sich Abenteuer aus, für die wir Monate brauchten.»
    Die beiden Pläne sahen sich sehr ähnlich, vor allem, was den Zeichenstil anging.
    «Ich hab auch andere von ihm gesehen, den mit dem Collier zum Beispiel. Da spielte die Geschichte in einer Stadt. Trevor hatte alles haargenau aufgezeichnet, die Kneipe glich unserer hier aufs Haar – sogar die Tische, Stühle und so weiter. Er hat auch einen Plan mit ’ner Schloßruine gemacht. Der war wirklich gut. Ratten und Ruinen waren Trevors Spezialität.» Er klopfte auf Jurys Plan. «Deshalb kommt mir der hier irgendwie komisch vor – er hat mit nichts ’ne Ähnlichkeit. Ist aber auch nicht frei erfunden …»
    Jury beließ es im Augenblick dabei. «Und die Weiber, Ash? Wie sah es da bei Trevor aus?»
    Ash fing an zu lachen, und sein Morgenmantel fiel auseinander. Umständlich hüllte er sich wieder darin ein und verknotete die Kordel. «Trevor hat’s mit allem getrieben, was zwei Beine hatte. Elefant behauptet, er hätte sich auch mal an sie rangemacht, aber wahrscheinlich reißt sie nur das Maul auf. Irgendwo hört’s ja mal auf.»
    «Ich habe Fotos von ihm gesehen. Er sah recht gut aus.»
    «Ah, doch, kann man schon sagen. Mit dem Aussehen und dem Verstand hätt er’s zu was bringen können. Ein Jammer.»
    «War Cora Binns eines seiner Mädchen?»
    «Na ja, Cora scharwenzelte schon um ihn herum. Wo Trevor war, da gab’s immer ’ne Menge Weiber. Aber Cora war nicht sein Typ. Ich meine, Cora war eine, die auf lebenslänglich aus war. Bescheuert.» Als sollte der Beweis geliefert werden, welchen Trost die Ehe für die Seele bedeutet, hörte man aus der Küche ein ohrenbetäubendes Klirren von Geschirr und das Scheppern eines brutal auf gestoßenen Fensters.
    Das Gesicht von White Ellie erschien. Sie überschrie den Lärm der Mülleimerdeckel: «Warum paßt du nicht auf das verfluchte Kruppzeug auf. Sammy und Sookey laufen splitternackt herum, und Friendly hat wieder auf Mrs. Lilybanks Rosen gepißt!» Dann sah sie Jury, und ihre Brauen zogen sich noch unheilvoller zusammen. «Du hast’s also wieder gemacht!»
    Das Fenster wurde wieder zugestoßen, und die Scheiben schepperten noch gefährlicher. Ash verdrehte die Augen, als White Ellie, die ihrem Namen wirklich alle Ehre machte, einen Kinderwagen vor sich herschiebend ins Wohnzimmer gestapft kam. Auf dem Baby lag ein Berg Wäsche, und Jury war wieder einmal versucht nachzuschauen, ob das Baby noch atmete.
    «Nichts hab ich gemacht. Der Super und ich müssen zur Kneipe rüber, um was zu besprechen, wenn du mir also meine Hosen geben könntest –»
    White Ellies Garderobe bestand aus verschiedenen Schichten: Über einem Baumwollkleid trug sie einen blauen Pullover, der wiederum über Ashs Hosen hing.
    Als sie sie ausziehen wollte, sagte er jedoch: «Nein, warte, ich zieh die neuen an.»
    «Kommt nicht in Frage, die sind für die Kirche.»
    Er verschwand im Dunkel des hinteren Zimmers und sagte stur: «Mann, heut sind die neuen Buxen dran.»
    Fred Astaire hätte das auch nicht besser hingekriegt, dachte Jury, als sie fünf Minuten später zum «Anodyne Necklace» schlenderten.
     
     
     
    Sie schienen alle noch auf denselben Plätzen zu sitzen wie vor vierundzwanzig Stunden, als Jury sie verlassen hatte, im trüben, gelben Licht der Gaslampen gefangen wie Fliegen in Bernstein. Die Frauen – alle mit Schals – hockten auf den Bänken, während die Männer um die Tische herum saßen oder am Tresen lehnten.
     
    «Na, wenn das mal nicht Ash ist», sagte einer namens Nollie. «Herausgeputzt wie zu ’ner Hochzeit. Was ist denn der Anlaß?»
    «Da is gar kein Anlaß. Ich helf nur der Polizei ’n bißchen aus. Ihr wißt schon.»
    Jury

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