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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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breitete den Plan auf dem Tisch aus. «Kommt das jemandem bekannt vor?»
    Keith runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und gab den Plan Chamberlen. Der studierte ihn gründlich, nachdem er seinen Zwicker wie ein Juwelier seine Lupe angehaucht und blankgerieben hatte. Schließlich sagte er: «Prima gemacht, wirklich sehr gut.»
    «Was sollen denn die blöden Bärenstapfen?» fragte Nollie, als er den Plan in der Hand hielt. «Und wo ist dieser Wald von Horndean?» Er blickte zu Jury auf.
    «Ich dachte, ich könnte das von euch erfahren.»
    Nollie drehte sich mißtrauisch nach Ash um. «Ist das eine Falle, Ash?» Er schlüpfte in seinen Mantel.
    «Nein, is es nicht. Was ich zu sagen habe, könnt ich auch vor meiner alten Mutter sagen.»
    Keith höhnte: «Die is wohl stocktaub, die alte Schlampe, was?»
    Daß seine alte Mutter beleidigt wurde, konnte Ash nicht dulden. Er begann, seine Jacke auszuziehen. Jury klopfte ihm auf die Schulter und drückte ihn auf seinen Stuhl. Dr. Chamberlen seufzte nur und schüttelte den Kopf. Harry Biggins stellte einen Teller mit Aal in Aspik vor ihn hin, und er stopfte sich eine riesige weiße Serviette in den Kragen.
    Jury fragte Chamberlen: «Könnte Trevor Tree das gemacht haben?»
    Während er Zitronensaft über den Aal träufelte, angelte sich Chamberlen mit einem dicken Zeigefinger den Plan und begutachtete ihn noch einmal. Jury gefiel die Art und Weise, wie er eine Situation studierte, bevor er sich dazu äußerte. «Ja, doch, das könnte durchaus sein. Trevor dachte sich immer ganz schlaue Sachen aus. Sehr einfallsreich, dieser Trevor.»
    «Was heißt das?» Jury beobachtete, wie der glitschige Aal in Dr. Chamberlens Mund verschwand.
    «All diese Einzelheiten, die einen in die Irre führen sollen. Aber was soll das, Superintendent? Suchen Sie auch nach dem Heilenden Halsband?» Chamberlen sah aus wie ein Uhu. Die Gläser seiner Brille funkelten.
    «Nein, nach was Konkreterem, nach dem Smaragd, den Trevor Tree vor ungefähr einem Jahr den Kenningtons gestohlen hat. Ist ein Vermögen wert. Und ich weiß, daß Trevor hier Stammgast war.»
    Chamberlen nickte. «Tree war Magiermeister. Wie ich.» Er hielt einen großen Bogen Millimeterpapier hoch. «Von dem Smaragdcollier hab ich gehört. Wurde nie gefunden, was?» Chamberlen wischte sich die Finger ab. «Ein gerissener Bursche, dieser Trevor.»
    «Ein Gauner.» Jury sah Jenny Kennington vor sich, wie sie verloren in einem leeren Raum stand. «Lady Kennington muß deswegen ihr Haus verkaufen.» Chamberlen fuhr sich mit dem Finger über die Wange, als wollte er sich eine Träne wegwischen.
    «O Gott, o Gott, die feine Lady. Steht die Ärmste jetzt im Schnee und hat die armen Kleinen am Rockzipfel?»
    «Keine Kleinen am Rockzipfel. Sie ist zwar adlig, aber deswegen hat sie genauso ein Recht auf ihr Eigentum wie wir auch.»
    Dr. Chamberlen hielt seinen leeren Teller hoch. «Nollie, sei so nett und bring mir noch eine Portion Aal. Die hochmoralischen Reden des Superintendent machen mich richtig hungrig.» Gehorsam nahm Nollie den Teller entgegen.
    «Sie wissen also nichts über Trevor Tree, was uns weiterhelfen könnte? Er ist ja nicht mehr am Leben. Sie würden also keinen Kumpel verpfeifen. Und es ist ziemlich klar, daß er einen Kumpel hatte.»
    «Aber ich war das nicht, falls Sie das meinen.» Säuberlich wischte er sich den Mund mit dem Zipfel seiner Serviette ab.
    «Ich nehme an, Sie waren auch letzten Donnerstag hier?»
    Chamberlen nickte. «Dafür gibt es Zeugen, Superintendent, Zeugen.»
    Jury blickte in die Runde. Feierliches Kopfnicken.
    «Und alle übrigen sind auch hier gewesen, und jeder kann das Alibi des andern bestätigen?»
    Feierliches Kopfnicken.
    «Und keiner hat die geringste Ahnung, warum Cora Binns ermordet wurde?»
    Wieder feierliches Kopfnicken.

21
    Als Melrose schliesslich in die Gegend von Wembley Knotts kam, hatte er zwei gebührenpflichtige polizeiliche Verwarnungen bekommen, eine auf der A 10 und eine in Chigwell, wo er auf der Suche nach dem richtigen Weg ein Rotlicht überfahren hatte. Eine alte Frau, die er auf dem Fußgängerübergang beinahe gestreift hätte, gab einen Schwall von Kraftausdrücken von sich, während Melrose an seinen Hut tippte und weiterfuhr.
     
    Der Anblick eines Silver Shadow, der die Catchcoach Street entlangglitt, rief bei den wenigen Passanten, die noch unterwegs waren, unterschiedliche Reaktionen hervor. Die Frauen meinten, Prinzessin Di sei gekommen, um eine Hilfsaktion für

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