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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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er noch hinzu: «Deprimierend, was?»
    Sie sahen einander bei ihrem stockenden Gespräch nicht an, es war, als würden sie zu einem unsichtbaren Vierten am andern Ende des Tisches sprechen, der ihnen Antworten geben konnte, auf die sie selbst nicht kamen.
    Schließlich erhob sich Macenery. «Ich denke, ich gehe noch mal kurz zu ihr hinauf.»
    Jury zögerte. «Okay.»
    Als Macenery den Raum verließ, machte auch Wiggins Anstalten aufzustehen. «Möchten Sie, daß ich –?»
    Jury legte ihm die Hand auf den Arm und drückte ihn auf seinen Stuhl. «Nein.» Jury dachte an das, was Riddley gesagt hatte. Irreversibel. Ein Gedanke, der ihm das Blut in den Adern erstarren ließ: Katie O’Brien würde niemals wieder aus dem Koma erwachen, oder wenn, dann mit einem dermaßen geschädigten Gehirn, daß der Tod einem Wiedererwachen vorzuziehen wäre. «Warten Sie einen Augenblick. Ich wollte Ihnen noch von meiner Unterredung mit unserm Chef berichten. Racer scheint der Meinung zu sein, daß ich mich in Littlebourne verzettle, daß ich mich in London verzettle, daß ich mich überall verzettle. Das hat man davon, wenn man ihm Bericht erstattet.»
    Wiggins lächelte trübe. «Immer noch besser, Sie tun’s, als wenn ich es tue.»
    «Ja. Er ist jedenfalls der Meinung, wir sollten die Sache in ein, zwei Tagen erledigt haben, sonst müßte er einen andern auf den Fall ansetzen.» Jury grinste.
    Wiggins, dem als Kind wohl der Mund zu häufig mit Seifenlauge ausgespült worden war und der dementsprechend sparsam mit Flüchen umging, hielt sich diesmal nicht zurück.
    «Er hat sämtliche ‹disparaten Elemente›, wie er es nannte, wie Dominosteine aneinandergereiht und fragt sich, warum ich nicht einen umstoße – alle anderen fielen dann von selbst in sich zusammen. Probieren wir das doch mal!» Jury baute den Salz- und Pfefferstreuer, zwei leere Plastikbecher und einen Serviettenhalter vor sich auf. «Nummer eins: die Briefe – als solche völlig uninteressant. Sie bewirkten nur, daß die Leute nicht mehr an Katie O’Brien dachten: Kaum einer, der nicht erstaunt reagierte, wenn ich auf sie zu sprechen kam. Natürlich gab es inzwischen auch diesen Mordfall, aber Katies Mutter hatte ganz recht, als sie sagte, die Briefe hätten die Leute alles übrige vergessen lassen. Die Aufmerksamkeit der Polizei von Hertfield war auf etwas anderes gelenkt. Dominostein Nummer zwei ist –» Jury stieß einen Becher um – «der Mord an Cora Binns. Ich vermute, sie ist dem Mörder begegnet, und er hat einen oder mehrere der Ringe an ihrer Hand gesehen, die ihn an den Smaragd der Kenningtons erinnerten. An etwas, dem er schon seit über einem Jahr auf der Spur war und das er oder sie bald zu finden glaubte.»
    «Aber kommt es Ihnen nicht seltsam vor, daß die Person, der Cora Binns zufällig begegnet ist, auch prompt zu ihrem Mörder wurde? Irgendwie zu unglückselig, dieser Zufall. Und ist es nicht kurios, daß sie in Littlebourne keiner gesehen hat?»
    Jury dachte einen Augenblick lang nach. «Nein, das finde ich nicht.» Wiggins zog die Augenbrauen hoch, aber Jury fuhr einfach fort: «Wer auch immer versucht hat, Katie umzubringen und Cora Binns dann tatsächlich umbrachte – er muß befürchtet haben, die Polizei würde wieder herumzuschnüffeln beginnen. Was, wenn zum Beispiel dieser Plan in ihre Hände gelangte? Katie hatte ihn offensichtlich irgendwo gefunden. Wollte sie damit zur Polizei gehen? Wissen wir nicht. Das wäre also Domino Nummer drei. Nummer vier –» Jury stieß den andern Becher um – «ist die verstümmelte Hand. Ich kann mir das nur durch kataleptische Totenstarre erklären. Vielleicht hätte er die Finger auch brechen können, da aber Ernestine Craigies kleines Beil gerade zur Hand war –» Jury zuckte die Achseln.
    «Miss Craigie hat offenbar mehr mit der ganzen Sache zu tun, als gut für sie ist.»
    «Haben Sie sie zu ihrer Hauptverdächtigen erkoren?»
    «Jedenfalls ein zähes altes Huhn. Entschuldigung, das Wortspiel war nicht beabsichtigt.» Wiggins kippte den Pfefferstreuer um. «Wunderbar, Sir, Sie haben es geschafft. Alle Dominosteine sind gekippt, bis auf den Serviettenhalter. Der Mörder – stimmt’s?»
    Jury blickte darauf. «Stimmt.» Er wollte ihm schon einen Stups geben, ließ ihn dann aber doch stehen. «Es gibt einen, der sämtliche Voraussetzungen erfüllt.»
    Erstaunt blickte Wiggins ihn an. «Sie meinen, Sie wissen es? Warum, um Himmels willen –»
    «Ich glaube, es zu wissen.» Jury erhob sich

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