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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Mund.
    Sie musterte ihn eingehend. «Wenn Sie wegen Friendly kommen – das ist leider ein hoffnungsloser Fall. Ich hab gar nicht gewußt, daß die Leute vom Sozialamt auch sonntags unterwegs sind. Der Junge schlägt seinem blöden Pa nach.» Sie schob sich an Melrose vorbei und steuerte auf den Kinderwagen zu. Er war bedeckt mit Wäsche, die sauber oder auch schmutzig sein konnte. Darunter schien ein Baby zu schlafen. Als sie damit zurückkam, sagte sie: «Ashs Alter war noch schlimmer, das können Sie mir glauben. Was hätt ich denn machen sollen – er lag da draußen auf dem Treppenabsatz und gab so komische Geräusche von sich. Wären Sie da rausgegangen?» Sie funkelte Melrose an. «Woher hätt ich wissen sollen, daß er am Abkratzen war?»
    «Ja, woher auch?» Melrose warf einen Blick in den Raum, der wohl einmal als Wohnzimmer gedient hatte, und hoffte, daß dies nicht der letzte Ort gewesen war, den Jury lebend gesehen hatte.
    Mit seiner Antwort offenbar sehr zufrieden, zog sie ein Bündel Wäsche – nein, es war das Baby – aus dem Wagen, schüttelte es und legte es wieder hinein. «Die ganzen Stufen is er runtergefallen. Und ich sollte in dem gottverdammten Haus bleiben?» Sie sah genau so herausfordernd drein wie Sookey. Der Kleine war offensichtlich seiner Mutter nachgeschlagen. «Na, kommen Sie!»
    Fasziniert folgte ihr Melrose. Ein bissig aussehender Hund mit schmalem Kopf und krummen Beinen blickte zu ihm auf, als er sich in der Küche umschaute. Ein Löffel steckte in einer Schüssel, deren Inhalt ein Eigenleben zu führen schien; er warf Blasen, brach auf, bildete Risse und Spalten. Sie nahm sich diese explosive Masse vor und schien jetzt erst zu bemerken, daß sich ein völlig Fremder in ihrer Küche befand. Sie fragte: «Wer sind Sie eigentlich? Sie kommen einfach so reinspaziert.»
    Melrose verneigte sich leicht. «Melrose Plant, Gnädigste, ein Freund von Superintendent Jury; ich sah sein Auto vor dem Haus und dachte, er sei vielleicht hier.»
    «Sie sind also gar nicht vom Jugendamt?» Sie schien überrascht. «Na schön. Ich heiße Cripps. Und Sie sind ein Freund vom Super?» Als ob Jury zur Familie gehörte, dachte Melrose. «Er ist mit Ashley in die Kneipe rübergegangen. Gerade eben. Ich geh auch gleich, wenn die Kinder ihr Essen gekriegt haben. Setzen Sie sich doch.»
    Mitgehangen, mitgefangen, dachte Melrose und fegte die Brotkrumen von seinem Stuhl. «Die Sache ist sehr dringend, Mrs. Cripps.»
    «White Ellie. Fünf Minuten, dann gehen wir zusammen.» Ihr Ton schien zu besagen, daß er dieses Angebot unmöglich ausschlagen könne.
    Melrose fragte sich, was wohl in der Schüssel war, immerhin wollte sie eine ganze Mahlzeit damit bestreiten. Sie zog eine Pfanne auf den Herdring, wischte sie mit einem Handtuch aus, zündete das Gas an und ließ aus einem Glas Fett hineintropfen. Melrose glaubte etwas hinter dem Spülstein hervorhuschen zu sehen, einen Schatten, der sich in die dunklen Ecken flüchtete. Er blickte schnell weg und öffnete sein Zigarettenetui. «Nehmen Sie eine?»
    «Vielen Dank», sagte White Ellie, nahm sich eine Zigarette und zündete sie an der Gasflamme an. Dicke Klumpen Teig tropften von ihrem Löffel, die Pfannkuchen zischten in der Pfanne. «Wolln Sie einen?» Melrose lehnte dankend ab. «Wo die Kinder bloß wieder stecken!»
    Noch bevor er ihr sagen konnte, sie hätten den Laden an der Ecke gestürmt, um sein Geld auszugeben, kündigten sie mit viel Gejohle, Gejauchze und Getrampel ihre Rückkehr an; mit verschmierten Gesichtern fielen sie in die Küche ein und ließen sich und ihre Bonbonpapierchen auf die Hocker und Stühle fallen, die um den Tisch herum standen. Eines fehlte, wie Melrose bemerkte. Auch White Ellie fiel das auf, als sie die Teller austeilte. «Wo ist Friendly?»
    Sookey, der es anscheinend darauf abgesehen hatte, den Besucher zu vergraulen, Bonbons hin, Bonbons her, verkündete: «Friendly hat gesagt, er will an die Radkappen pinkeln.»
    Sie kicherten – eine Bande von Verrätern.
    Melrose erhob sich lächelnd und drückte dabei auf einen Knopf an seinem Spazierstock, worauf eine dünne Klinge aus dem Schaft hervorschnellte. «Ich an deiner Stelle würde mal ganz schnell zu Friendly rüberrennen und ihm ausrichten, daß der Herr hier drinnen ihm dringend rät, sich ein anderes Betätigungsfeld zu suchen.»
    Sie ließen Gabeln, Löffel und Ketchupflasche fallen. Sookey wurde noch blasser, als er schon von Natur aus war. «Verdammt!» flüsterte

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