Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden
Name wisse er ebenfalls nicht und auch nicht ihre Adresse, außer daß sie vermutlich in Chipping Norton wohne-, die sich, er könne nicht genau sagen, wann, aber vermutlich Ende Dezember, einer Gesichtsbehandlung, vermutlich einer Epilation, unterzogen habe. Ob sie ihm wohl sagen könnten, um wen es sich handle? Lächerlich, dachte Lewis, das Ganze war einfach lächerlich. Und das Ergebnis sollte ihm recht geben. Der erste Salon weigerte sich, «über derartig vertrauliche Dinge irgendjemandem, nein, auch nicht der Polizei», Angaben zu machen; beim zweiten erhielt er die knappe Antwort, eine Kundin aus Chipping Norton sei ihnen nicht bekannt; das dritte Institut informierte ihn per Anrufbeantworter, daß sie bis zum 6. Januar einschließlich geschlossen hätten, und beim vierten Anruf schließlich teilte man ihm mit, daß er beim Nachschlagen im Branchenfernsprechbuch in die falsche Spalte geraten sein müsse: sie würden zwar Haare waschen, schneiden und fönen, wellen und färben, das Entfernen von Haaren gehöre jedoch nicht zu ihren Aufgaben. Lewis hängte ein — er gab es auf. Frustriert ging er hinüber in die Kantine. Der einzige Gast dort war Morse, der, eine Tasse Kaffee vor sich, dabei war, die noch freien Felder des Times -Kreuzworträtsels auszufüllen.
Als er Lewis herankommen hörte, blickte er auf. «Ah, Lewis! Holen Sie sich auch einen Kaffee. Erfolg gehabt?»
«Nein, zum Teufel», blaffte Lewis los, so daß Morse ihn überrascht ansah — der Sergeant fluchte höchstens alle halbe Jahre einmal. «Ich brauche einfach Hilfe: ein halbes Dutzend Constables, dann würde die Sache laufen.»
«Ich glaube nicht, daß das nötig ist», sagte Morse.
«Ich schon», erwiderte Lewis aufsässig. Morse hatte seinen Sergeant selten so wütend gesehen. «Wir wissen ja nicht einmal, ob dieses verdammte Weibsbild tatsächlich in Chipping Norton wohnt. Vielleicht lebt sie in Chiswick — wie diese Nutte, mit der Sie sich da neulich im Great Western Hotel getroffen haben.»
«Lew-is! Lew-is! Nun beruhigen Sie sich erst einmal! Wenn ich eben gesagt habe, es sei nicht nötig, mehr Leute zu den Ermittlungen heranzuziehen, dann hieß das doch nicht, daß ich Ihnen Hilfe vorenthalten wollte — vorausgesetzt, daß Sie sie wirklich brauchten. Aber ich denke nach wie vor, daß wir auch alleine klarkommen. Ich mochte Sie eben nicht bei Ihrer Arbeit stören, deshalb habe ich mich selber ans Telefon gehängt und ein paar Anrufe getätigt. Im Augenblick warte ich übrigens auf einen Rückruf; er müßte eigentlich gleich kommen. Sollten sich dann, wie ich hoffe, meine Vermutungen bestätigen, dann wissen wir jetzt bereits, wer ist, und auch, wo sie wohnt. Ihr richtiger Name lautet Bowman — Mrs. Margaret Bowman, und dreimal dürfen Sie raten, wo sie wohnt?»
«Ich nehme an, in Chipping Norton», sagte Lewis ohne allzuviel Begeisterung.
Kapitel Vierundzwanzig
SONNTAG, 5. JANUAR
Einem Mann ist es allemal lieber, wenn seine Frau gut kocht, als daß sie Griechisch spricht.
Samuel Johnson
Morse hatte Mrs. Lewis’ Einladung, am Sonntag zu ihnen zu kommen, gerne angenommen, obwohl er wußte, daß Kochen nicht gerade ihre Stärke war. Der Rinderbraten war denn auch etwas zäh, die Meerrettichsoße etwas fade und der Yorkshire-Pudding etwas matschig. Die Bratkartoffeln waren jedoch gut, und im übrigen war ihm ihre Herzlichkeit sowieso wichtiger als das Essen. Lewis hatte dem hohen Gast zu Ehren eine Flasche Beaujolais Nouveau gekauft, und so fühlte sich Morse, als er sich nach der Mahlzeit in einen tiefen Clubsessel sinken ließ und ihm Mrs. Lewis noch eine Tasse Kaffee servierte, rundum wohl.
«Manchmal wünschte ich, ich hätte mich um irgendeinen unwichtigen kleinen Posten im ägyptischen Staatsdienst beworben», sagte er mit einem sehnsüchtigen, kleinen Lächeln.
«Möchten Sie einen kleinen Cognac, Sir?»
«Ja, warum nicht?»
Aus der Küche drang das Klappern von Geschirr, Mrs. Lewis hatte offenbar mit dem Abwasch angefangen. Trotzdem dämpfte Morse vorsichtshalber seine Stimme, als er sich zu Lewis wandte und sagte: «Für müde, alte Männer wie Sie und mich, Lewis, würde ein Wochenende mit einer aufregenden Frau in einem diskreten Hotel vermutlich Wunder wirken, aber in Ihrem Fall, Lewis, würde ich fast davon abraten — Sie haben so eine wundervolle Frau...»
«Ich habe an so etwas noch nie gedacht», sagte Lewis, ohne zu zögern.
«Ich bin nur darauf gekommen, weil es in unserem Fall
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