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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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dafür abgestellter höherer Beamter kümmert. Aber das alles ist im Grunde sowieso völlig egal. Ob nun der Brief im Fach des zuständigen Briefträgers oder im Fach für nicht zustellbare Briefe landet, ist völlig gleichgültig, weil nämlich ohnehin besagter Briefträger zur Stelle ist, um den Brief an sich zu nehmen — ich weiß, wovon ich rede, ich habe gestern ein langes Gespräch mit dem Dienststellenleiter in Chipping Norton geführt, ein netter Kerl und sehr entgegenkommend, und der hat mir bestätigt, daß ein Brief, der an die West Street Nummer 85 adressiert wäre, vermutlich ohne weiteres im Fach des zuständigen Briefträgers landen würde — die Hausnummern in der Straße gehen ohnehin bis in die Siebziger. Und falls der Brief aussortiert worden wäre, nun, so wäre auch das kein Problem, die Briefträger holen sich ihre Post immer in der Sortierstelle ab, und so hätte unser Mann keine Schwierigkeiten gehabt, den Brief, von dem wir reden, in seinen Besitz zu bringen. In dem Zustellbezirk, in dem die West Street hegt, hätten im Dezember abwechselnd zwei Briefträger Dienst getan: der eine ist ein noch junger Bursche, der über Neujahr mit seiner Freundin auf den Kanarischen Inseln war, der andere ist ein Mann in mittleren Jahren. Sein Name ist Tom Bowman, er wohnt in Chipping Norton, Charlbury Drive Nummer 6. Das Haus ist seit gestern oder vorgestern leer — die Nachbarn wissen nichts. Margaret Bowman ist Donnerstag abend gesehen worden, wie sie die Haustür aufschloß, sie hat vermutlich in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag noch dort übernachtet. Sie ist übrigens Freitag auch ganz normal an ihrer Arbeitsstelle erschienen; ich habe das überprüft. Nun, jetzt am Wochenende können wir ohnehin nicht viel tun. Max sagt, daß er bis Montag früh mit den letzten Untersuchungen fertig ist, er will die Leiche nur noch ein bißchen zurechtflicken und sie dann freigeben. Ich denke, wir werden bald wissen, um wen es sich handelt.»
    Endlich sah Lewis eine Gelegenheit, die Frage loszuwerden, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigt hatte: «Glauben Sie, der Tote ist Tom Bowman?» Morse zögerte einen Moment, dann sagte er: «Meinem Gefühl nach würde ich sagen, nein; aber ich kann mich auch irren...»
    Er legte den Kopf zurück und schloß die Augen; und Lewis ging leise hinaus in die Küche, um seiner Frau abtrocknen zu helfen.

    An eben diesem Sonntagnachmittag kehrte Sarah Jonstone, nachdem sie fast eine Woche im Hotel Haworth gewohnt hatte, wieder in ihre eigene Wohnung zurück. Sie hatte von Anfang an gewußt, daß sie wohl nie wieder in ihrem Leben derart aufregende Tage erleben würde, und so hatte sie wenig Neigung verspürt, das Hotel zu verlassen, solange es noch Schauplatz polizeilicher Aktivitäten gewesen war. Doch nun hatte man den Polizisten neben dem Eingang der Dependance abgezogen, und die vier Zimmer standen wieder zur Vermietung. Mrs. Binyon, die eigentlich schon kurz vor Neujahr hatte wegfahren wollen und die, als sich herausgestellt hatte, daß eine Reihe Angestellte erkrankt waren, sich nur sehr widerwillig hatte in die Pflicht nehmen lassen, war an diesem Morgen nun endlich gen Norden aufgebrochen, um ihre Eltern in Leeds zu besuchen. Nach dem Ansturm über Weihnachten und Silvester stand das Hotel jetzt so gut wie leer, es waren nicht mehr als höchstens ein halbes Dutzend Gäste abgestiegen, und in Anbetracht dieser Tatsache war es für Binyon vermutlich nur ein schwacher Trost, daß die erkrankten Angestellten inzwischen wieder alle genesen und am Arbeitsplatz erschienen waren. Gegen halb vier Uhr, gerade als sich Sarah ihren Mantel anziehen und gehen wollte, hatte das Telefon geklingelt, eine junge Frau mit angenehmer Stimme gefragt, ob Mr. Binyon zu sprechen sei, und als Sarah sich erkundigen wollte, wie denn ihr Name laute, war die Leitung plötzlich tot gewesen.

    Gegen Abend, sie saß im Sessel und schaute sich ein Fernsehspiel an, fiel ihr der kleine Zwischenfall plötzlich wieder ein. Eigentlich maß sie ihm keine besonders große Bedeutung zu, schließlich konnte die Unterbrechung auch auf eine technische Panne zurückgehen. Es konnte natürlich auch sein, daß... Und der Chief Inspector hatte ihr extra ans Herz gelegt, alles zu berichten, was ihr auffiel — auch wenn es in ihren Augen nur eine Nebensächlichkeit sei. Die Sache mit Mrs. Ballards Aufkleber zum Beispiel hatte ihn sehr interessiert... Und da war noch etwas gewesen, doch so sehr sie auch grübelte, es

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