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Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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Vergleich zu ihrem kalten, schlecht eingerichteten Quartier im Hotel Haworth geradezu anheimelnd, und er entschied, daß sie nun lange genug dort ausgeharrt hätten und ebensogut auch in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren könnten.
    «Soll ich ein paar neue Aktendeckel kaufen gehen, Sir?» fragte Lewis.
    Morse nahm zwei Ordner, die durch die vielen Papiere, die man hineingestopft hatte, schon ganz ausgebeult waren, und blätterte die darin aufbewahrten Unterlagen rasch durch.
    «Nein, nicht nötig. Wir können diese hier nehmen. Das Material ist ohnehin DEÜ.»
    «DEÜ?» fragte Lewis ratlos.
    «Ja. Durch Ereignisse überholt.»
    Eine halbe Stunde später klingelte das Telefon. Morse erkannte die Stimme von Sarah Jonstone. Ihr sei bezüglich Mrs. Ballard noch etwas eingefallen. Eine Kleinigkeit nur, und vielleicht sei es dumm von ihr, ihn überhaupt damit zu behelligen, aber sie könne schwören, daß Mrs. Ballard, als sie sich am Silvesterabend am Empfang gemeldet habe, einen roten, runden Aufkleber an ihrem Mantelrevers getragen habe — vermutlich von der RSPCA * .
    «Also», sagte Morse, nachdem er aufgelegt hatte, «ich finde, daß wir gute Arbeit geleistet haben, Lewis. Zwei von den drei Frauen, die wir uns näher ansehen wollten, haben wir bereits ausfindig gemacht, und ich denke, der dritten sind wir nun auch auf der Spur. Es dürfte jetzt nicht mehr allzu schwierig sein, sie aufzustöbern. Aber für heute reicht es mir. Ich bin todmüde — brauche ein Bad und mindestens acht Stunden Schlaf.»
    «Und eine Rasur, Sir», sagte Lewis lächelnd.

Kapitel Dreiundzwanzig

SAMSTAG, 4. JANUAR

    Arithmetik bedeutet, daß entweder die Lösung richtig ist — und dann ist die Welt in Ordnung, und du kannst aus dem Fenster sehen und in den blauen Himmel blicken - oder sie ist falsch, und das heißt, daß du noch einmal von vorne anfangen mußt, in der Hoffnung, es diesmal besser zu machen.
    Carl Sandburg, Complete Poems

    Das Tauwetter hatte über Nacht angehalten, und die gestern noch dicke Schneedecke war bereits an einigen Stellen von grünen Flecken unterbrochen. Nicht eine Wolke stand am Himmel, es sah so aus, als hätte es endlich den längst erwarteten Umschwung gegeben — genau wie im Mordfall Ballard.
    Morse hatte am nächsten Morgen gleich verkündet, daß er bis Mittag mit anderen Dingen beschäftigt sei und nicht gestört werden wolle, und so blieb Lewis nichts anderes übrig, als zuzusehen, daß er allein zurechtkam. Zunächst war ihm seine Aufgabe auch gar nicht sonderlich problematisch erschienen, und erst allmählich ging ihm auf, daß er sich festgefahren hatte. Er hatte angefangen damit, sich aus dem Branchen-Adreßbuch diejenigen Kosmetik-Institute herauszusuchen, die irgendeine Art von Haarentfernung anboten, angefangen von der Warmwachsmethode bis hin zur Elektro-Epilation. In Oxford allein gab es sieben derartige Institute, dazu fünf in Banbury, drei weitere in Bicester und eine Reihe anderer in den umliegenden Ortschaften, die für jemanden, der in Chipping Norton wohnte, durchaus erreichbar waren — immer vorausgesetzt,     Aber es gab zwei quadratische Gleichungen, mit deren Hilfe entschlüsselt werden konnte, und so machte sich Lewis daran, die zweite Gleichung zu lösen, das heißt zu prüfen, ob tatsächlich die RSPCA am 30. beziehungsweise am 31. Dezember in Oxford Spenden gesammelt hatte. In den vergangenen Jahren hatte es sich immer mehr eingebürgert, daß man, wenn man seine Spende in die Sammelbüchse gesteckt hatte, ein rundes, kleines Abzeichen mit gummierter Rückseite erhielt, das man sich an den Mantel oder das Jackett kleben konnte. Nach Lewis’ Erfahrung blieben sie aber nie besonders lange hängen, meistens fielen sie schon innerhalb der nächsten halben Stunde wieder ab. So konnte er denn auch Morse nur zustimmen, als dieser gemeint hatte, daß Mrs. Ballard den Aufkleber, den sie am 31. getragen habe, vermutlich am selben Tag, oder doch höchstens erst am Vortag, erworben hätte. Seine weiteren Schlußfolgerungen, daß vermutlich die RSPCA am 30. oder 31. in Oxford eine Sammlung veranstaltet und Mrs. Ballard ihren Aufkleber erworben hätte, gerade als sie im Begriff gewesen sei, eines der Kosmetik-Institute in der City zu betreten, hielt er allerdings für reichlich weit hergeholt. «Es ist alles kinderleicht», hatte Morse gesagt, «ich weiß gar nicht, warum Sie so skeptisch blicken, Lewis: wir haben den Tag, und wir haben den

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