Inspiration – Du sollst mein sein!
schön« wandte sie sich ab und verschwand hinter der Zwischenwand, die im rückwärtigen Teil von Romario‘s diskret den Zugang zu den Waschräumen verbarg.
Während sie sich ausmalte, wie ihr Bodyguard den Durchlass im Auge behielt, durch den sie gerade verschwunden war, rannte sie durch die Damentoilette, lief zu dem niedrigen Fenster, von dem sie wusste, dass es auf eine Nebenstraße hinausführte. Der Abstand zum Boden war dort nicht viel größer als drinnen. Sie stieß es weit auf und kletterte ohne große Mühe nach draußen.
Während sie sich kurz ihren Triumph auf der Zunge zergehen ließ, presste sich auf einmal ein süßlich riechender Lappen auf ihr Gesicht, und ein starker Arm schlang sich um ihre Taille. Mund und Nase waren völlig bedeckt. Sie konnte nicht atmen, es sei denn durch das Tuch. Sie hielt automatisch den Atem an, griff nach dem Arm, strampelte mit den Füßen, versuchte sich zu befreien. Dann holte sie doch Luft, und die Welt verschwamm vor ihren Augen, wurde immer unklarer, vernebelt und verschwand …
* * *
Miguel fluchte lautstark, als er in die Gasse neben dem Romario‘s stürmte. Natürlich war sie schon über alle Berge.
Wie ein dummer Anfänger hatte er sich von ihr hereinlegen lassen, hatte nicht damit gerechnet, dass sich Miss Etepetete durch ein Fenster verabschieden würde. Dreimal verfluchter Mist … er hatte nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo er sie suchen sollte. Wütend auf sich selbst und auf seine Schutzbefohlene eilte er zurück in das Lokal.
Ein Blick genügte, um seine Laune etwas zu heben. Geraldine war verschwunden, aber Stephanie Delainy saß noch am Tisch und stocherte in ihrem Salat herum. Die wusste bestimmt, wohin sich das kleine Biest abgesetzt hatte.
Und so wahr ihm Gott helfe, sie würde es ihm sagen.
* * *
Das unmerkliche Flimmern des hochauflösenden Bildschirms ließ winzige, nahezu unsichtbare Blitze über die Wand des abgedunkelten Zimmers zucken. Wie gebannt starrte er auf das geliebte Gesicht, die verehrte Gestalt. Allein sie war die perfekte Frau. Eine wundervolle Komposition von Körper und Verstand.
Langsam, beinahe ziellos griff er sich in den Schritt, wo seine Hose schon seit geraumer Weile spannte, streichelte sich selbst und flüsterte dabei wie im Gebet ihren Namen: »Bellinda … Belle … oh, Belle!«
Seine Gefühle wirbelten durcheinander wie Blätter im Herbstwind. Seine Umwelt, der Ort, an dem er sich befand, die junge Blondine, die betäubt und gefesselt auf dem Boden neben ihm lag, all das verblasste bei ihrem Anblick.
Plötzlich schreckte er auf, seine streichelnde Hand verharrte regungslos. Weinte sie? War sie etwa unglücklich, weil er ihr heute nicht geschrieben hatte? Vielleicht hätte er doch zumindest eine kurze Nachricht …?
Nein!
Nur dann, wenn es einen Erfolg zu berichten gab. Wenn er wieder eine ihrer Schöpfungen vollendet hatte, nur dann!
Er beugte sich dichter zum Bildschirm, fühlte fast das Kitzeln der elektrisch aufgeladenen Luft an seiner Nasenspitze. Jetzt konnte er sie genauer sehen. Nein, sie weinte nicht, sie wirkte müde und erschöpft. Sein armer Liebling rieb sich die Augen wie ein Kind kurz vor dem Einschlafen.
Oh Gott, wie gerne würde er sie beobachten, wie sie sich schläfrig zwischen ihren Laken räkelte, um die bequemste Lage zu finden. Wie liebend gerne würde er mit ihr Seite an Seite liegen, sie umarmen und sie betrachten, während sie schlief, selig und sicher in seinen schützenden Armen. Um dann, am nächsten Tag, gemeinsam mit ihm zu großen Taten fähig zu sein.
Lieber Gott … wie gerne würde er das erleben!
Doch noch war es nicht so weit. Erst musste er beweisen, dass er ihrer würdig war. Musste ihre begnadeten Werke vollenden.
Zu ihrer und seiner vollsten Zufriedenheit.
* * *
Als es spät am Abend an ihrer Wohnungstür klingelte, dachte Elli zuerst an Bellinda und ihren merkwürdigen Bewunderer. Vielleicht hatte ihre Freundin doch noch das Bedürfnis, sich ihre Sorgen unter vier Augen von der Seele zu reden. Doch als sie durch den Türspion sah, erkannte sie ihren Irrtum sehr schnell.
Abgemagert, ziemlich ungepflegt und trotz der Sonnenbräune ziemlich blass stand da ihr Ex-Mann Alexander Duchinski. Elli gingen sofort eine Menge Szenen durch den Kopf, die wenigsten davon waren angenehm. Merkwürdig , dachte sie, dass sich das Schlechte viel stärker einprägt als das Gute .
Alex klingelte erneut, klopfte dann kräftig gegen die Tür und rief: »Elli, ich weiß, dass
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