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Inspiration – Du sollst mein sein!

Inspiration – Du sollst mein sein!

Titel: Inspiration – Du sollst mein sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wolter
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du zu Hause bist. Bitte, mach auf. Ich würde dich nicht belästigen, wenn es nicht unbedingt nötig wäre. Und ich verspreche hoch und heilig, dass ich mich benehmen werde.«
    Elli zögerte noch einige Sekunden, schließlich öffnete sie die Tür und musterte die traurige Gestalt, die da vor ihr stand. Wenn sie ihn nicht so gut gekannt hätte, wenn sein Gesicht nicht in ihrem Gedächtnis eingebrannt wäre, dann hätte sie ihn womöglich nicht erkannt. Alex hatte sich seit ihrem letzten Zusammentreffen sehr verändert. Sein einstmals so attraktives Gesicht wirkte eingefallen und verlebt, tiefe Falten durchzogen Wangen und Stirn. Sein ohnehin immer schon schlanker und athletischer Körper wirkte jetzt eher zu mager. Insgesamt kam es ihr vor, als hätte er in den letzten Jahren nicht unbedingt eine tolle Zeit gehabt.
    Ihre mitfühlende Ader machte sich bemerkbar, doch Elli unterdrückte diese Regung schnell und rigoros. Dieser Mann hatte ihr Leben in eine Hölle verwandelt, und zwar vom Tag ihrer Hochzeit an. Seinetwegen hatte sie gelitten und sich von der Welt zurückgezogen, war schließlich sogar ins Ausland gegangen. Nur Bellinda war es überhaupt gelungen, in dieser Zeit zu ihr vorzudringen. Nein, Mitleid verdiente Alexander Duchinski nicht.
    »Was willst du? Warum kommst du ausgerechnet zu mir? Keine Freunde mehr, Mr. Duchinski?« Elli war selbst erstaunt über den Sarkasmus in ihrer Stimme. Offenbar waren die Jahre auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen, selbst wenn ihr das noch nie so bewusst geworden war.
    »Elli, ich … könntest du mich erst mal reinlassen? Ich erklär dir alles, aber es wär schön, wenn ich dabei sitzen könnte. Ich bin heute Morgen in L.A. gelandet und seitdem nur unterwegs gewesen.« Müde strich er sich mit der Hand über die Stirn und sah sie bittend an.
    Wortlos trat sie beiseite und gab die Tür frei. Innerlich schalt sie sich eine Närrin, ihn auch nur für eine Sekunde wieder in ihr Leben eintreten zu lassen. Doch andererseits hatte sie noch nie jemanden abgewiesen, der so offensichtlich Hilfe benötigte wie der Mann, den Elli hier vor sich sah. Selbst seine früher so kräftige Stimme wirkte brüchig und hatte überhaupt nichts mehr von ihrer Energie. Seufzend gestand sie sich ein, dass sie nicht herzlos genug war, ihn abzuweisen. Du bist viel zu weich, Purcell , ging sie in Gedanken mit sich selbst ins Gericht.
    »Okay, komm rein und setz dich. Ich hol uns was zu trinken, und dann möchte ich wissen, warum du hier mitten in der Nacht auftauchst. Und tu mir bitte einen Gefallen und lüg mich diesmal nicht an.« Eindringlich sah sie ihm in die Augen, die ihrem Blick jedoch nicht lange standhielten. Alex nickte nur, griff sich seine große, ausgebeulte und schmutzige Reisetasche und betrat Ellis kleines Reich.
    Anderthalb Stunden später stand Elli an ihrem Schlafzimmerfenster und starrte nachdenklich hinaus auf die dunkle, verwaiste Straße. Es hatte keinen Zweck, sich selbst etwas vorzumachen. Wieder einmal hatte sie ihre eigenen Prinzipien vergessen, was ihren Exmann anging. Seine Geschichte war tragisch, und ausnahmsweise glaubte sie ihm sogar. Es passte einfach zu gut zusammen.
    Alex, der Starreporter, der sich in jede noch so gefährliche Ecke dieser Welt wagte und dort Missstände und Menschenrechtsverletzungen anprangerte. So lange, bis er schließlich vom letzten Regime, das er an den Pranger gestellt hatte, im wahrsten Sinne des Wortes zum Abschuss freigegeben worden war und das bürgerkriegsgeschüttelte Land überstürzt verlassen musste.
    Eine Wohnung in L.A. besaß er schon seit Jahren nicht mehr, hatte er ihr versichert. Wenn er einmal hier Station machte, dann quartierte er sich in einem Hotel ein. Das klang für Elli auch plausibel, schließlich verbrachte er viel mehr Zeit im Ausland als in seiner Heimatstadt. Was sie allerdings nicht nachvollziehen konnte, war seine Versicherung, völlig pleite zu sein. Alex hatte immer verdammt gut verdient. Wo war das Geld geblieben? Elli wurde aus der ganzen Geschichte nicht so recht schlau.
    Alexander Duchinski, der wandelnde Widerspruch in sich: beruflich absolut integer und schonungslos ehrlich, im Privatleben ein Verschwender, Lügner und Betrüger. Elli hatte sich immer bemüht, zu verstehen, warum er so handelte. Eine Psychologin, mit der sie seit dem gemeinsamen Studium noch losen Kontakt pflegte, erklärte es ihr einmal so: Alex kämpfe beruflich andauernd gegen übermächtige Gegner, die für ihn trotz aller

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