Inspiration – Du sollst mein sein!
dem Sofa ein Bett gebaut hatte, wo er natürlich nur ungern und unter Protest blieb. Doch zumindest in dieser Beziehung hatte sich Elli als standhaft erwiesen.
Wenn Bellinda das wüsste, würde sie Elli sofort eine Standpauke halten. Zu sehr hatte sie damals mitgelitten, als sich Elli von Alex trennte. Monatelang weinte sich Elli an ihrer Schulter aus und wünschte Alexander in den tiefsten Hades. Jetzt schlief genau dieser Mann in ihrer Wohnung auf dem Sofa und schien bestrebt zu sein, bis in ihr Schlafzimmer vorzudringen. Und Elli befürchtete, dass er das möglicherweise auch schaffen könnte.
Eine unerträgliche Situation, mit der sie einfach nicht fertig wurde. Also tat Elli das, was sie eigentlich immer mit solchen Problemen machte. Sie verdrängte das Ganze und kümmerte sich um etwas anderes. Irgendwie – so hoffte sie inständig – würde sich die Lage schon von allein klären.
Bellinda war so in ihren eigenen Sorgen gefangen, dass ihr Ellis abwesender Blick überhaupt nicht auffiel. Sie platzte fast vor Nervosität, konnte kaum stillsitzen. Beinahe hätte sie Christine ihre Hand entrissen, nur um wieder über die Tischplatte tasten zu können.
»Chris … es ist wirklich wie verhext. Erst hab ich mich über die Briefe aufgeregt, und jetzt bin ich wie vom wilden Affen gebissen, weil kein Brief gekommen ist. Das ist doch irre! Aber jedes Mal, wenn ich das Zeug lese, wird mir mulmiger. Was ist, wenn es der Kerl wirklich auf mich abgesehen hat? Wenn er jetzt irgendwo in der Nähe hockt und auf mich wartet? Ich schlafe schon schlecht, weil ich bei jedem Geräusch hochschrecke. Ich habe mir sogar ein zusätzliches Schloss an die Tür bauen lassen. Das ist schon fast paranoid. Der Kerl macht mich ganz krank.«
Christine blieb wie immer völlig ruhig. Sie tätschelte Bellindas Handrücken. »Wenn du dir solche Sorgen machst, dann zieh doch einfach für eine Weile bei mir ein. Platz hab ich genug, das Haus hat schließlich drei Schlafzimmer. Dann wärst du nachts nicht allein und außerdem nicht dort, wo er dich vermuten könnte. Wenn man einmal davon ausgeht, dass er überhaupt deine Privatadresse kennt. Bis jetzt hat er die Briefe doch nur an dein Büro geschickt, oder?«
Bellinda nickte stumm. Durch Christines sachliche Art wurde ihr immer deutlicher bewusst, wie sehr sie sich selbst verrückt machte. Es lag nicht an dem Kerl, der diese Woche keinen Brief geschickt hatte. Es lag ganz allein an ihr. Sie fühlte sich verfolgt und beobachtet. Der Anruf dieses Kerls – von dem Christine und Elli nichts wussten, und Bellinda hatte nicht vor, das zu ändern – tat sein Übriges. Sie machte sich wahrscheinlich völlig umsonst verrückt. Und dabei war sie doch sonst so selbstsicher, immer so gut mit allem allein zurechtgekommen. Sie musste sich unbedingt zusammenreißen. So ging es jedenfalls nicht weiter.
Entschlossen hob sie ihren Blick und drückte nun ihrerseits Christines Hand. »Schon gut. Mach dir keine Gedanken. Ich bin nur im Moment nicht ganz ich selbst. Natürlich hast du vollkommen recht. Er hat nur ins Büro geschrieben. Er weiß vermutlich gar nicht, wo ich wohne. Und er wird auch garantiert nicht bei mir einbrechen und mir etwas antun. Ich danke euch beiden. Wenn ich euch nicht hätte, dann wäre ich vielleicht schon im Irrenhaus gelandet.«
Erst jetzt fiel Bellinda auf, wie still und in Gedanken versunken Elli die ganze Zeit neben Christine gesessen hatte. Plötzlich waren ihre eigenen Sorgen vergessen. All ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf Elli, die sich in diesem Moment mit dem Handrücken über die Stirn fuhr. Sowohl ihr Gesicht als auch ihre Körperhaltung drückten Müdigkeit und Anspannung aus.
»Elli? Du bist so ruhig. Ist irgendetwas nicht in Ordnung mit dir?« Ellis Kopf fuhr so abrupt hoch, als sei sie in Gedanken unendlich weit weg gewesen. Sie schluckte, ihre Augen wechselten von Bellinda zu Christine und wieder zurück. Ihr strahlendes Lächeln wirkte aufgesetzt und unecht.
»Nein, nein … alles in Ordnung. Ich hatte nur heute einen schweren Tag. Morgen geht es mir bestimmt wieder besser. Ehrenwort, es ist alles okay bei mir.«
Bellinda fühlte sich versucht, nachzuhaken und der trüben Stimmung ihrer besten Freundin auf den Grund zu gehen, aber Ellis Gesichtsausdruck sprach eine sehr deutliche Sprache: Fragt mich nicht, ich sag euch sowieso nichts.
Christine schien den feinen warnenden Unterton in Ellis Worten ebenfalls wahrgenommen zu haben, denn auch sie beließ es bei
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