Inspiration – Du sollst mein sein!
täglich arbeiteten, wussten genau, wie viele Rollen sie auf Vorrat hatten. Möglicherweise mussten sie darüber sogar Buch führen. Also hatte er das schon von vornherein nicht in Erwägung gezogen.
Es war aber mehr als leichtsinnig gewesen, die Originalrollen zu behalten. Es würde zwar niemanden direkt auf seine Spur bringen, die Rollen waren gut versteckt. Doch davon auszugehen, dass niemand sich die alten Unterlagen ansehen würde, war ein unverzeihlicher Trugschluss. Er hätte damit rechnen müssen. Ein grober Fehler … und er war bisher sehr stolz darauf gewesen, keine vermeidbaren Fehler zu begehen. Fehler dieser Art waren nicht akzeptabel!
Sofort nach dem intensiven Studium der abgedrehten Szenen hätte er die Rollen zurückbringen müssen. Doch er hatte es zu sehr genossen, sich die Originale immer wieder anzusehen, sich selbst in der Rolle des Vollstreckers vorzustellen und die beiden schon von ihm inszenierten Szenen damit zu vergleichen. Er hatte sich daran berauscht, wie perfekt ihm die zweite Szene beim zweiten Versuch gelungen war.
Und hatte dabei verdammt noch mal vergessen, welches Risiko er dadurch einging. Einfach vergessen …
* * *
Beau Lamar ekelte sich vor seinem eigenen Anblick in dem großen fleckigen Spiegel hinter der abgenutzten Theke. Obwohl er selten trank, hielt es ihn bereits seit mehr als vier Stunden auf dem abgesessenen Barhocker. Und dabei stach ihm eine der Sprungfedern im Sitz auch noch ständig durch seine Jeans in den Hintern. Nach seiner eigenen Zählung hatte er nun schon sechs Bier intus. Eine Menge, die er normalerweise nicht einmal während einer ganzen Woche trank. Und das alles nur wegen einer großen Rotblonden, die ihn kaum eines Blickes würdigte. Im Moment fand Beau sein Leben einfach zum Kotzen.
Dabei hatte der Tag eigentlich so gut angefangen. Gleich bei seiner Ankunft bei Norden Productions war sie ihm über den Weg gelaufen, genauso reizend wie immer, noch nach dem Duschgel oder irgendeiner Bodylotion duftend, die sie benutzt hatte. All seine Sinne hatten sich sofort auf sie konzentriert, bestrebt, so viele Eindrücke wie nur möglich zu sammeln.
Sie ging an ihm vorbei und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. Beaus Körper reagierte sofort und heftig. Gott sei Dank hatte sein über der Jeans hängendes weites Flanellhemd alle verräterischen Spuren seines Verlangens verdeckt. Ansonsten hätte es sehr peinlich werden können.
Als sie schließlich an ihm vorbei zu den Büros weiterging, blickte er ihr fasziniert nach, nur um zu sehen, dass noch ein anderer Interessent auf der Lauer lag.
Christopher Warner, Chef von Norden Productions und damit in der Geldkette unendlich weit vor Beau angesiedelt, hielt Bellinda noch im Zugang zum Treppenhaus auf und schien äußerst redselig zu sein. Christopher Warners gesamte Körpersprache gab jedem Mann in seinem Blickfeld zu verstehen, dass diese Frau eindeutig für ihn reserviert war. Und zwar nur für ihn.
Beaus Tag, der so verheißungsvoll begonnen hatte, entwickelte sich zur Katastrophe. Bei dem Anblick von Warner, der besitzergreifend um Bellinda herumscharwenzelte, wurde ihm seine eigene Unzulänglichkeit voll bewusst.
Was sollte wohl eine Frau wie Bellinda dazu bewegen, den Reichtum und den gesellschaftlichen Status eines Mannes wie Christopher Warner links liegen zu lassen und sich stattdessen mit einer Null wie ihm zu beschäftigen? Wenn Beau in seinem Leben eins gelernt hatte, dann das: Geld und Macht besaßen eine sehr starke Anziehungskraft.
Selbst wenn Bellinda immun gegen diese Verführung sein sollte, so musste Beau doch neidvoll zugeben, dass Christopher Warner ihm auch ansonsten überlegen war. Zum einen war der Besitzer von Norden Productions erheblich jünger als er. Beau schätzte ihn auf bestenfalls Mitte 30. Außerdem sah der Kerl auch noch sehr gut aus. Das musste sogar Beau als Mann anerkennen. Und Christopher Warner besaß – wenn er den Gesprächen der Schauspielerinnen und Set Girls, die er belauscht hatte, glauben durfte – einen Charme, der selbst einen Eisblock zum Schmelzen bringen konnte.
Beau beobachtete also das Spektakel so lange, bis Bellinda schließlich im Treppenhaus verschwand. Hätte er ihren Gesichtsausdruck sehen können, dann wäre ihm der Tag lange nicht so freudlos erschienen, denn Bellinda war einfach nur genervt von der Aufmerksamkeit, mit der sie ihr Chef überschüttete. Es war ihr unangenehm, derart umworben zu werden. Doch Bellinda drehte Beau die ganze Zeit
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