Inspiration – Du sollst mein sein!
den Rücken zu, also zog er seine falschen Schlüsse und verlor jedes bisschen Freude, das er kurz zuvor noch empfunden hatte.
Nun saß er in dieser Bar und versuchte, seinen Kummer im Bier zu ersäufen. Wenn ihn nicht alles täuschte, würde es ihm allerdings so schnell nicht gelingen. Obwohl er selten und dann auch nur wenig trank, spürte er die Wirkung des Alkohols überhaupt nicht. Lediglich sein Spiegelbild verriet ihm, dass er schon mehr als genug hatte.
Plötzlich wurde er wütend … auf sich, auf Christopher Warner, auf Bellinda Carlyle, auf die ganze Situation.
Wieder einmal fragte er sich, was er an dieser Frau so fesselnd fand. Sie war hübsch, aber nicht atemberaubend schön. Okay, die Figur war klasse, die Haare wirklich außergewöhnlich. Das Anziehendste an ihr aber war ihr offenes, freundliches Lächeln. Es war einfach dieses Gefühl, ernst genommen zu werden, ehrliche Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn Bellinda ihn anlächelte. Er hatte sich in ein Lächeln verliebt, in ein verdammtes Lächeln. Mittlerweile litt er unter dieser unerwiderten Vernarrtheit wie ein geprügelter Hund, überlegte sogar, seine Zelte in dieser Gegend abzubrechen und weiterzuziehen.
Sein ganzes Leben lang war er davongelaufen, die meiste Zeit vor sich selbst. Jetzt endlich hatte er einen Hafen gefunden, einen Ort, wo er bleiben wollte. Doch solange er hoffnungslos hinter Bellinda Carlyle herschmachtete, würde er auch an diesem Ort keine Ruhe finden. Im Gegenteil, er würde über kurz oder lang weiterwandern. Wieder heimatlos und wieder mit den dunklen Highways als einziger Begleitung. Trostlos …
Er seufzte und schielte auf den letzten Rest Bier am Boden des großen Glases. Nein, das war sein letztes für heute. Besser, er schob seinen Kummer beiseite und ging nach Hause. Dort konnte er wenigstens von Bellinda träumen.
* * *
Obwohl sie eigentlich in ihrem Büro sein sollte, ging sie einfach weiter in Richtung Hinterausgang. Im Stillen dankte sie ihrer Schlaflosigkeit, die sie zum Schreiben genutzt hatte. Dadurch waren die Drehbücher für die nächsten fünf Folgen der Seifenoper bereits fertig, und sie konnte sie einfach am Empfang abgeben. Irgendjemand würde schon dafür sorgen, dass Conrad Wolfe, der Regisseur, die Skripte bekam. Falls der noch irgendwelchen Änderungsbedarf sah, würde er sich melden.
Sie jedenfalls hatte die Nase voll davon, immer wieder von Christopher Warner aufgehalten zu werden, und brauchte dringend eine Pause. Sie hatte die Nase voll davon, dass dieser Mann sie offenbar für leicht erlegbares Wild hielt. Und sie hatte die Nase gestrichen voll davon, dass sie sich in seiner Gegenwart immer zurückhalten musste, nur damit sie ihren Job nicht verlor.
Nicht zum ersten Mal kam Bellinda der Gedanke, sich nach einer anderen Anstellung umzusehen. Es gab in Los Angeles mehr als genug Filmstudios, die ständig neue Drehbuchautoren suchten. Zumindest konnte sie sich einmal umhören. Es wäre einen Versuch wert.
Und dann war da noch dieser Miguel Velasquez. Noch so ein Typ, der ihr jetzt an den Fersen hing. Nur mit großer Mühe hatte sie es geschafft, ihn dazu zu bringen, sie nicht bis in ihr Büro zu begleiten. Zuerst war er ziemlich unwillig, dann hatte er sich doch bereit erklärt, ihr in gehörigem Abstand zu folgen und sich nicht in ihrer Nähe blicken zu lassen.
Nachdem sie also die fünf Skripte am Empfang mit entsprechendem Lieferauftrag abgegeben hatte, stieg Bellinda beinahe wieder gutgelaunt in ihren alten Explorer, kramte in ihrer Tasche und zog ihr Handy heraus. »Hallo Elli … du hast doch heute deinen freien Tag, oder? Lust, mit an den Strand zu kommen? Ich glaube, wir haben beide etwas Entspannung verdient. Ja? Toll … treffen wir uns an der üblichen Stelle? Fein, dann bis gleich. »
Sie würden sich einfach einen Tag am Strand gönnen, zum Teufel mit allen Männern.
* * *
Miguel fluchte leise vor sich hin. Es gab nicht viel, was er mehr hasste als das Gefühl, von einer Frau ausgetrickst worden zu sein. Frauen waren für ihn schutzbedürftige Wesen, mehr oder weniger hilflos. Ihm war zwar bewusst, dass sein Frauenbild nicht ganz auf dem neuesten Stand war, aber bisher schien sich keine seiner Freundinnen und schon gar nicht seine weibliche Verwandtschaft daran gestört zu haben. Die wenigen Klientinnen, die er betreut hatte, gehörten ebenfalls eher zum hilfsbedürftigen Typ. Bis auf Geraldine Wheeler, und ausgerechnet bei ihr hatte er versagt.
Und nun beobachtete er
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