Inspiration – Du sollst mein sein!
eine Amazone mit leuchtend rotgoldenen Haaren aus der Ferne, weil sie ihn mit seiner eigenen Arroganz geschlagen hatte. Lapidar hatte sie festgestellt, dass sie schließlich der Köder sei. Unmöglich, dass er sich in ihrem direkten Umfeld zeigte oder gar mit ihr zusammen gesehen wurde. Ihr Bewunderer würde sich ganz bestimmt nicht herauswagen, wenn er einen Bewacher an ihrer Seite bemerkte.
Sosehr es Miguel auch widerstrebte, er musste zugeben, dass sie damit recht hatte. Deswegen – und nur deswegen – lag er nun hier auf der Lauer und sah zu, wie sie in ihren uralten Explorer stieg und langsam vom Parkplatz rollte. Wie sie auf den Freeway einbog und in Richtung Strand davonfuhr. Strand …?
Miguel fluchte erneut und startete seinen nagelneuen Grand Cherokee.
* * *
Frustriert starrte er auf den Bildschirm. Sie war nicht da. Warum war sie nicht da? Sie musste doch heute unbedingt hier sein … es war Mittwoch, ihr gemeinsamer Tag. Wo war sie? Was tat sie? Mit wem tat sie es?
Hatte sie denn noch nicht begriffen, dass er der Einzige für sie war? Der einzig Wahre an ihrer Seite? Musste er ihr denn wieder und wieder beweisen, dass nur er allein ihre Kunst verstand, dass nur er allein sie umzusetzen wusste?
Oh, er hatte nicht vorgehabt, schon nach zweien ihrer Schöpfungen sein Wirken abzubrechen. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass er sich schneller und schneller an das Finale heranarbeiten musste. Sie zwang ihn dazu, verlangte unausgesprochen Beweise seiner Ergebenheit. Immer und immer wieder.
Sie zwang ihn dazu …
* * *
Rick fasste noch einmal die mageren Ergebnisse ihres ausgedehnten Besuchs bei Norden Productions zusammen.
»Also, da haben wir als Codekenner den Chef, Christopher Warner. Ein eiskalter Hund, beherrscht bis in die gepflegten Fingerspitzen. Mein persönlicher Favorit. Dann ist da noch Misty Paxton, Mr. Warners persönliche Assistentin, aber ich denke, die scheidet aus. Erstens ist sie weiblich und nicht lesbisch, sonst hätte sie dich nicht so angebaggert, und zweitens eindeutig nicht groß und kräftig genug für unseren Täter.«
Rick blätterte in seinem vollgeschriebenen Block hin und her und massierte sich schließlich kurz mit zwei Fingern die Nasenwurzel. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihm dieser Fall bis zur Aufklärung noch weit mehr als die leichten Kopfschmerzen bereiten würde, die ihm gerade jetzt das Denken erschwerten. Er räusperte sich kurz und fuhr mit seiner Aufzählung fort.
»Zu guter Letzt Mr. Milton Billings, Faktotum und Postbote in einem. Der kommt schon eher in Frage. Scheint auch ziemlich in Miss Carlyle verknallt zu sein. Aber auch dem traue ich diese Raffinesse und Cleverness nicht zu, die unseren Täter auszeichnet, obwohl ich mich da gewaltig täuschen könnte. Dann sind da noch die beiden Regisseure, Conrad Wolfe und River Pale, die zwar den Code nicht kennen, aber oft genug Einlass in das Filmarchiv verlangen und auch bekommen. Der gute Conrad interessiert sich für sein eigenes Geschlecht und ist eigentlich zu alt, um unser Mann zu sein. Mr. Pale passt da schon eher ins Schema. Aber irgendwie hab ich da meine Zweifel. Und was meinst du?«
Cooper spielte nachdenklich mit dem Bleistift in seiner Hand. »Tja, im Großen und Ganzen stimme ich dir zu. Allerdings bin ich bei diesem Milton Billings doch anderer Meinung. Der kommt mir einfach zu gewollt dumm vor. Hast du bemerkt, wie der plötzlich in sich zusammengefallen ist, als wir ihn angesprochen haben? Als er sich dann mit diesem blassen Schauspielertypen unterhalten hat, wirkte er ganz anders. Richtig selbstsicher und redegewandt. Der verstellt sich vor der ganzen Welt, da bin ich mir ziemlich sicher. Allerdings ist unser Schönling Christopher auch mein persönlicher Favorit. Hab mich mal kurz mit der Assistentin unterhalten und einige sehr interessante Dinge erfahren. Wenigstens hat‘s was gebracht, dass sie mich so toll fand. Angeblich balzt Mr. Christopher schon seit Jahren um unsere hübsche Bellinda herum, aber sie lässt ihn regelmäßig elegant abblitzen. Muss einen so von sich selbst überzeugten Burschen doch ganz schön frustrieren, oder?«
Rick rieb sich über das seit dem Morgen schon wieder stoppelig gewordene Kinn. Wenn es nach seinen Barthaaren ginge, dann müsste er sich mindestens zweimal am Tag rasieren, um annähernd wie ein gepflegter Mensch auszusehen. Manchmal tat er das sogar, doch heute war ihm sein Aussehen herzlich egal. Es war ja ohnehin niemand da, den er
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