Inspiration – Du sollst mein sein!
sah genauer hin. »Ich kenne das Gesicht«, raunte er seinem Bruder fast unhörbar zu, »das ist ihre Freundin, Christine Lennox. Ich weiß nicht, wie sie das verkraften wird.«
Rick warf einen prüfenden Blick auf seinen Bruder. »Bist du dir absolut sicher?« Miguel richtete sich auf und nickte nur. »Sagst du es ihr, oder soll ich …?« Rick überlegte kurz. »Tja, mi Compadre, sieht so aus, als könntest du es ihr schonender beibringen. Schließlich kennt sie dich inzwischen ganz gut, mich dagegen kaum. Also, wenn es dir nichts ausmacht, ich wäre dir wirklich dankbar. Auch wenn es eigentlich gegen die Regeln ist.«
Miguel straffte sich und musterte kurz die zusammengekauerte und einsame Gestalt auf dem Sofa. »Okay … aber dafür bist du mir was Großes schuldig.« Dann drehte er sich um und ging den kurzen Weg zu Bellinda hinüber, der ihm in diesem Moment nahezu unüberwindlich vorkam. Ohne ein Wort setzte er sich auf seinen alten Platz und zog sie fest in seine Arme. Tief holte er Atem und wappnete sich für die schwere Pflicht, die man ihm auferlegt hatte.
»Bellinda, es tut mir sehr leid, was ich Ihnen … dir jetzt sagen muss. Weine, wenn du willst, schrei, aber lass mich dich festhalten. Dein Bewunderer, er hat nicht gelogen. Es ist jemand, der dir sehr nahesteht. Die Frau auf dem Bild, es ist deine Freundin Christine. Sie ist …«
Wie versteinert lauschte Bellinda seinen Worten. Ihr Verstand begriff nicht, was er ihr sagen wollte. Sie wollte nicht begreifen, was er ihr mitteilte. Und doch realisierte sie die Tatsache, die er ihr eröffnete.
Dieses Ungeheuer, dieses perverse Monster hatte ihre Freundin getötet. Einen Menschen, den Bellinda liebte, der ihr seit Jahren Trost und Zuspruch gegeben hatte, wenn sie ihn am meisten brauchte. Mit dem sie gelacht und manchmal auch gestritten hatte.
Er hatte eine in Bellindas Augen wunderbare Frau getötet, ohne die Bellindas Welt weit weniger schön und lebenswert sein würde. Bellinda schluckte einmal, zweimal und schließlich kamen sie in einer wahren Flut – all die Tränen, die sie schon seit Wochen unterdrückt hatte.
Sie klammerte sich an Miguels Armen fest und schluchzte sich die Seele aus dem Leib. Sie registrierte unbewusst, dass seine Hemdbrust immer nasser wurde, dass er ihren Rücken streichelte und beruhigende Worte murmelte. Es war ihr egal. Christine war tot, gestorben durch ihre Schuld. Hätte sie diese verdammten Drehbücher nicht geschrieben, dann wäre Christine vielleicht noch am Leben.
Während Bellinda sich selbst gedanklich zerfleischte, drehte Rick Valdez das grausame Foto in der Hand und blickte zum ersten Mal auf die Rückseite. Er konnte sein Erstaunen kaum unterdrücken. Die Rückseite des Fotos war bemalt mit einer Art Straßenkarte. Winzig klein geschriebene Angaben an den Kreuzungen und schließlich in einer Ecke ein dickes rotes Kreuz. Rick war sofort klar, was das bedeutete. Dort war die Stelle, an der sie den zerstückelten Leichnam von Christine Lennox finden würden. Der Täter hatte sich noch einen letzten Triumph gegönnt, er gab der Polizei selbst den Tatort bekannt. Er zeigte ihnen damit deutlich, für wie unfähig er Rick und seine Kollegen hielt.
Der Bewunderer war allen überlegen, außer seiner angebeteten Liebsten. Also führte er allen anderen seine Vormachtstellung auch vor.
* * *
Er konnte es kaum glauben, dass sie in den Armen eines anderen lag. Immer wieder spulte er seine Aufzeichnung vor und zurück. Überprüfte die Szene im Wohnzimmer seiner schönen Belle wieder und wieder.
Gut, der Fremde hielt sie, weil sie weinte. Er hoffte zumindest, dass es nur deswegen war. Die anderen beiden waren ihm egal, obwohl er sich eigentlich auch ihre Gesichter hätte einprägen müssen. Immerhin waren sie von der Polizei und ihm auf den Fersen. Doch dieser eine, der es wagte, seine Göttin zu berühren, dieser eine …
Eigentlich hätte er mit sich zufrieden sein können. Obwohl seine Darstellerin eine glatte Fehlbesetzung gewesen war, hatte die Schwester-Szene im Film hervorragend ausgesehen. Seine Planungen waren zwar überstürzt, aber präzise ausgeführt worden. Er hatte auch schon die Voraussetzungen für die nächste Szene geschaffen. Trotzdem, er war unzufrieden.
Er hätte nicht erwartet, dass seine schöne Belle so reagieren würde. Schließlich hatte er ihr in seinem Brief mitgeteilt, was für eine Schlange sie an ihrem Busen genährt hatte. Vielleicht verstand sie nicht, dass ihre ach so geschätzte
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