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Inspiration – Du sollst mein sein!

Inspiration – Du sollst mein sein!

Titel: Inspiration – Du sollst mein sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wolter
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Christine Lennox einfach nur eine Hure und Verräterin gewesen war?
    Vielleicht hätte er doch mehr ins Detail gehen sollen? Mehr Informationen preisgeben von dem, was er über die hexenschöne Christine Lennox wusste? Hätte sie dann verstanden und gebilligt, was er getan hatte? Ihr zu Ehren?
    Er schlug sich mit den Fäusten hart auf die Knie.
    Was er auch tat, es schien nie genug zu sein, nie die Klarheit zu besitzen, die ihr allein würdig war.
    * * *
    Starr standen Bellinda und Elli Hand in Hand am Grab ihrer Freundin Christine. Niemand hatte sie mehr sehen können, ihr Sarg war verschlossen geblieben. Bellinda und Elli hatten das gemeinsam entschieden. Es wäre in Christines Sinn gewesen. Jedermann sollte sie so in Erinnerung behalten, wie sie im Leben war. Niemand sollte sehen, wie die Kälte des Todes ihre feinen Gesichtszüge in eine Maske verwandelte. Jene feinen Gesichtszüge, die merkwürdigerweise die grausame Zerstückelung ihres Körpers unbeschadet überstanden hatten.
    Bellinda hatte keine Tränen mehr, sie waren alle geweint. Sie fühlte sich wie ausgetrocknet, versteinert, erstarrt bis in ihr tiefstes Innerstes. Elli – das wusste sie – nahm es etwas leichter, hatte mit Christine nicht so viel Verbindung gehabt. Doch auch sie litt unter dem sinnlosen und gewaltsamen Tod der gemeinsamen Freundin.
    Von beiden fast unbemerkt hatte der Pfarrer die letzten Worte gesprochen und gab ihnen nun die Hand, kondolierte ihnen, weil es keine Familie mehr gab, die um Christine getrauert hätte. Obwohl die Presse ausführlich über Christines Ermordung berichtet hatte, war die Zahl der Trauergäste sehr überschaubar. Nur wenige Freunde und noch weniger Bekannte und Geschäftspartner hatten den Weg zu der kurzen Trauerfeier und der anschließenden Beerdigung gefunden. Und natürlich einige Polizisten, die wahrscheinlich darauf hofften, dass der Täter sich eine Blöße gab und ebenfalls erschien.
    Eine vergebliche Hoffnung, darauf hätte Bellinda gewettet. Zumindest hätte sie jedoch erwartet, dass wenigstens Christines Klienten sich die Zeit für diese letzte Ehre genommen hätten. Doch von all diesen Menschen war kaum jemand erschienen. Als sei mit Christines Tod nicht nur die geschäftliche, sondern auch die persönliche Bekanntschaft automatisch aus dem Gedächtnis gestrichen worden.
    Obwohl Bellinda immer noch auf das offene Grab starrte, an dem die wenigen Besucher nun vorbeidefilierten, um die obligatorische Blume und den Sand hinab auf den Sarg zu werfen, fühlte sie in ihrer Nähe die Anwesenheit Miguels. Des Mannes, vor dem sie anfangs so viel Angst gehabt und der sich unerwartet als ihr treuester Helfer entpuppt hatte.
    Halt hatte er ihr gegeben, Festigkeit und Wärme in einem Moment, in dem sie all das gebraucht hatte. Und das, ohne irgendwelche Forderungen an sie zu stellen, ohne dass sie sich vorher im Geringsten nahe gekommen wären. Er war einfach zur Stelle und half ihr über die ersten schlimmen Stunden nach Christines Tod hinweg. Das war für Bellinda die größte Überraschung gewesen. Etwas zu finden, wonach sie gar nicht gesucht hatte.
    In seiner Nähe fühlte sie sich stärker, er gab ihr Kraft und vermittelte Zuversicht. Ein Gefühl, das ihr in ihrem Leben fern von der Familie bislang fremd gewesen war. Selbst in der Zeit, als sie noch in ihrem Zuhause in Barstow bei ihrer Mutter Anne und ihren Großeltern lebte, hatte sie diese Art von Unterstützung nur selten erhalten. Was auch nicht weiter verwunderlich war.
    Schließlich war Bellindas Geburtstag gleichzeitig der Todestag ihres Vaters, der auf der Fahrt von der Klinik nach Hause einen tödlichen Autounfall erlitten hatte. Ihre Mutter, die schon von Kindesbeinen an querschnittgelähmt im Rollstuhl saß, hatte diesen Schicksalsschlag nie wirklich überwunden. Obwohl sie sich rührend um ihr Kind kümmerte, blieb ein Teil von ihr für Bellinda immer unerreichbar. Je älter sie wurde, desto mehr übernahm sie selbst dann die Rolle der Beschützenden, für ihre Mutter und auch für die Großeltern.
    Aus diesem Grund hatte Bellinda sogar auf das Studium an der Universität in Los Angeles verzichten wollen, für das sie immerhin ein Vollstipendium bekommen hatte. Ihre Mutter allein zu lassen kam für sie einfach nicht in Frage. Also sorgte Anne Carlyle auf sehr drastische Art dafür, dass Bellinda frei war, sich eine eigene Zukunft aufzubauen. Sie setzte ihrem ohnehin freudlosen Leben ein Ende und nahm damit Bellinda die Last der

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