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Inspiration – Du sollst mein sein!

Inspiration – Du sollst mein sein!

Titel: Inspiration – Du sollst mein sein! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Wolter
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Traumgeliebten etwas passiert war. Schließlich war sie schon seit einiger Zeit nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz gewesen.
    An sich war daran aber nichts wirklich Ungewöhnliches. Bellinda Carlyle genoss bei Norden Productions ziemlich viele Freiheiten, wie allerdings all die anderen Skriptschreiber auch. Sie waren eben Künstler, und diese Zunft arbeitete dann, wenn die zündende Idee kam. Das konnte genauso gut mitten in der Nacht zu Hause passieren.
    In ihre Büros kamen die meisten sogar nur zu den jeweiligen Abgabeterminen, um den Feinschliff vorzunehmen und notfalls mit den Regisseuren vor Drehbeginn noch Änderungen einzuarbeiten. Tja, Bellindas Abgabetag war der Mittwoch, also eigentlich heute …
    Unabhängig voneinander dachten alle drei Männer in diesem Moment das Gleiche. Arme Bellinda, der Tod ihrer Freundin musste sie hart getroffen haben. Selbstverständlich war sie dort bei der Beerdigung.
    Arme Belle…
    * * *
    »Ich konnte es einfach nicht. Es war mir unmöglich, Christines Leiche zu untersuchen. Dabei hätte ich doch alles tun müssen, um ihren Täter zu überführen. Bin ich eine schlechte Freundin, weil ich das nicht konnte?«
    Ellis Augen schwammen in Tränen, sie kämpfte mit ihrem Gewissen. Sie war Wissenschaftlerin, Pathologin. Ihr rationaler medizinischer Teil schrieb ihr vor, nach Anhaltspunkten zu suchen, Spuren zu finden. Ihr Herz jedoch weigerte sich strikt, das Bild der Freundin in ihren guten Zeiten durch die zerstückelten Überreste ihres seelenlosen Körpers zu zerstören.
    Bellinda schluckte leise, schlug ihre eigenen Dämonen nieder. Elli hatte es nicht verdient, noch mehr belastet zu werden. Bellinda musste mit ihren Problemen und Schuldgefühlen selbst fertig werden. Vielleicht mit Unterstützung des allgegenwärtigen Miguel Velasquez, der sich kaum eine Minute aus ihrer Umgebung entfernte. Sie ergriff Ellis Hand und blickte ihrer besten und nun einzigen Freundin in die traurigen Augen.
    »Elli, ich bin mir sicher, dass deine Vorgesetzten es nicht einmal zugelassen hätten, dass du die Obduktion vornimmst. Du bist viel zu befangen, viel zu tief berührt von Christines Tod. Niemand erwartet von dir, dass du auch in solchen Situationen wie ein Automat funktionierst. Auch Christine hätte das nicht gewollt, da bin ich mir sicher. Behalte sie lieber in Erinnerung, wie sie zu Lebzeiten war. Und nicht als kaltes, totes Fleisch auf einem Metalltisch.«
    Ellis Kopf sank an Bellindas Schulter. Miguel, der etwas abseits zwischen ihnen und den wenigen Trauergästen stand und den beiden damit etwas Privatsphäre verschaffte, beobachtete das besorgt. Er erwartete jeden Moment den Zusammenbruch, entweder Bellindas oder Ellis. Beide machten sich grundlos schwere Vorwürfe. Die eine wegen irgendwelcher Skripte, die sie geschrieben und damit ihren Job erledigt hatte, die andere, weil sie es nicht übers Herz brachte, den Tod ihrer Freundin zu untersuchen.
    Miguel war unschlüssig, ob er eingreifen sollte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann wusste er nicht einmal, wie er hätte helfen können. Schon in seiner Teenagerzeit war er mit solchen Aufgaben heillos überfordert gewesen. »Sagt mir, wem ich Manieren beibringen soll. Ich tue es sofort. Aber verschont mich mit Frauen, die weinen, dafür bin ich nicht der richtige Mann.«
    Warum mussten Frauen auch immer alles so kompliziert machen? Niemand war daran schuld, wenn sich ein Perverser austobte. Niemand konnte gegen seine eigene Natur an, wenn es um Menschen ging, die ihm am Herzen lagen. Das hatte er selbst auch schon erleben müssen. Trotz allem tat es ihm in der Seele weh, wie sich die beiden quälten.

14
    Alex hatte mittlerweile jegliches Zeitgefühl verloren. Nach wie vor war er gefesselt und nahezu unfähig, sich zu rühren. Seine Hände fühlte er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Seine Arme und Beine kribbelten ab und an, wenn er seine Position etwas veränderte und für kurze Zeit der Blutfluss stärker in Gang kam.
    Doch er war sich sicher, sollte irgendjemand ihm die Fesseln abnehmen oder er sich wider besseres Wissen doch noch befreien können, dann würde er keinesfalls in der Lage sein, loszulaufen. Im Gegenteil. Wahrscheinlich würde es Stunden dauern, bis er auch nur einen Fuß vor den anderen brachte, ohne über sich selbst zu stolpern oder zusammenzubrechen.
    Seitdem Alex das begriffen hatte, vegetierte er nur noch vor sich hin. Jeder Tatendrang hatte ihn verlassen, er besaß nicht mehr einen Funken Mut. Ganz

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