Inspiration – Du sollst mein sein!
allmählich fand er sich damit ab, dass er diesen Ort nur noch verlassen würde, um irgendwo anders zu sterben. Auch diese Tatsache war ihm inzwischen klar geworden.
Nachdem der unbekannte Entführer Christine betäubt und weggeschafft hatte, erwartete Alex noch einige Zeit, dass der Kerl sie bald wieder zurückbringen würde. Irgendwie hatte Alex die Hoffnung gehegt, dass der Unbekannte sich nur ein bisschen Spaß mit Christine gönnen wollte. Doch nachdem nichts geschah und Christine verschwunden blieb, sah Alex endlich der Wahrheit ins Auge.
Sie war tot, der Entführer hatte sie umgebracht. Und das Gleiche würde mit ihm passieren, weil er einfach nicht in der Verfassung war, auch nur den geringsten Widerstand zu leisten.
Wenn der Unbekannte also bald zurückkam … er war bereit. Alex hatte sich mit seinem Ende abgefunden. Er konnte nur darauf hoffen, dass es schnell vorbei war, wenn der große Moment kam.
* * *
Als Rick das Krankenzimmer betrat, saß Corinne Wheeler bereits abmarschbereit auf der Bettkante.
»Hallo, Miss Wheeler, sind Sie so weit, in Ihre Limousine zu steigen und sich vom Hof chauffieren zu lassen?« Rick Valdez bemühte sich, einen aufgeräumten Eindruck zu verbreiten. Corinne Wheeler hatte schon genug eigene Probleme, sie musste nicht noch weitere schlimme Details zu ihrer Geschichte hinzufügen. Es hatte Rick erhebliche Überzeugungsarbeit bei seinem Captain gekostet, dass er diese freie Zeit zugesprochen bekam. Seine Abteilung erstickte in Arbeit, nachdem nun auch noch Christine Lennox ermordet worden war.
Natürlich war der Tatort genau dort gewesen, wo der Täter ihn auf seiner provisorischen Straßenkarte eingezeichnet hatte. Und wie schon an all den anderen Tatorten vorher fanden sich auch dort wieder die Spuren, die eine Verbindung zwischen den verschiedenen Morden bestätigten. Die Eindrücke im Boden, die sorgfältig vorbereitete Szene, nahezu identisch mit der Beschreibung im Skript von Bellinda Carlyle. Der Kerl spielte mit dem ganzen Morddezernat des LAPD Katz und Maus – und er genoss es.
Trotzdem war Rick nun hier, weil er es Corinne Wheeler versprochen hatte. Wenn Rick ein Versprechen gab, dann konnte ihn nur eine schwere Krankheit oder der eigene Tod daran hindern, es auch einzulösen. Captain Carruthers hatte ihm schließlich nach langem Ringen diese kurze freie Zeit zugestanden mit der Auflage, die Dame an einem sicheren Ort unterzubringen. Keinesfalls wollte Carruthers das Risiko eingehen, dass ihm eine zweite Senatorentochter abhandenkam. Notfalls sollte Rick sie in Schutzhaft nehmen, was dieser natürlich nicht tun würde.
Er hatte vielmehr vor, sie zu seinen Verwandten, John und Lucia Graham, zu bringen. Die beiden lebten in der Nähe der Universität und waren mit Sicherheit weit weg von dem ganzen Geschehen. Selbst wenn der Bewunderer, wie er sich selbst nannte, auch den Hintergrund der beteiligten Polizisten ausleuchtete, würde er nur mit Mühe auf die Familie Graham stoßen, denn die Verbindung zwischen Rick und den Grahams, bei denen er in der schlimmsten Prügelphase seines Stiefvaters bis zu dessen Tod etwa ein Jahr lang gelebt hatte, lag so weit in der Vergangenheit, dass sich kaum noch jemand außerhalb der Familie daran erinnerte.
Außerdem hielt Rick es für unwahrscheinlich, dass der Kerl noch einmal zurückkam, um Corinne zu holen. Er hatte mittlerweile sein Opfer gefunden und seine Szene abgedreht. Corinne wäre wohl seine erste Wahl gewesen, aber offensichtlich hatte ihm seine zweite nicht einen Deut weniger gefallen. Und ein weiteres Skript, in dem es eine weibliche Opferrolle gab, war nicht vorhanden. Damit war das Risiko für Corinne und seine Zieheltern mehr als vertretbar.
»Detective, ich hatte eigentlich nicht mit Ihnen gerechnet. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie nicht verpflichtet sind, sich um mich zu kümmern. Ich komme schon zurecht. Ich hätte mir einfach ein Taxi gerufen und wäre nach Hause gefahren. Wirklich …« Rick schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab.
»Ich habe Ihnen versprochen, dass ich Sie nicht im Stich lasse. Wir alle, und damit meine ich meinen Captain, meine Kollegen und mich, sind der Überzeugung, dass Sie sich besser für eine Weile zurückziehen. Nur für den Fall, dass der Kerl noch mal zuschlagen will. Mein Captain hat sogar die Anordnung erteilt, dass ich Sie notfalls einsperren soll. Ich habe Ihnen also ein nettes Plätzchen gesucht, wo Sie sich absolut wohl und sicher fühlen können. Und das
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