Inspiration – Du sollst mein sein!
ging ihm einfach nicht aus dem Kopf.
Das klang fast so, als wäre er über jeden, aber auch wirklich jeden Schritt Bellindas im Bilde. Es war absolut unmöglich, dass dieser Kerl ständig in ihrer Nähe war. Er hätte keinen seiner Morde verüben können, wenn er sie selbst observieren würde. Und was in der Wohnung vor sich ging, hätte er schon gar nicht wissen können, ohne selbst dabei zu sein. Also musste er eine andere Möglichkeit gefunden haben, jede Sekunde im Leben seiner Angebeteten zu überwachen.
Miguel war nicht umsonst seit Jahren im Sicherheitsgeschäft. Er konnte sich sehr gut vorstellen, wonach er suchen musste. Der Täter hatte bisher bei jedem seiner Morde Kameras eingesetzt, die Spuren waren eindeutig. Was, wenn der Kerl auch Bellindas Büro und Wohnung mit seinen Spielereien verwanzt hatte? Die beiden einzigen Orte, wohin er ihr nicht so einfach folgen konnte?
Zielstrebig wandte sich Miguel den Stellen zu, an denen er eine solche Kamera installieren würde. Schon nach kurzer Zeit hatte er in jedem kontrollierten Zimmer von Bellindas Wohnung mindestens ein Gerät entdeckt. Offenbar hatten sie den Kerl unterschätzt. Dieser Verrückte besaß eindeutig sowohl Einbrecherqualitäten als auch technisches Know-how, das weit über das Aufstellen einer Handkamera hinausging.
Hinter jedem Lüftungsgitter zum jeweiligen Schacht, an den die Klimaanlage angeschlossen war, befand sich eine Kamera. Sogar im Badezimmer. Und er war sich ganz sicher, dass ihn das Gleiche auch im Wohnzimmer erwartete. In der ganzen Wohnung gab es nicht einen unbeobachteten und privaten Ort. Alle Kameras waren an die Stromzufuhr für die Lüftungsventilatoren angeschlossen, verfügten offenbar über einen kabellosen Sender und waren online, wie der kleine rote Punkt unterhalb der Linse vermuten ließ. Leise murmelte Miguel eine Verwünschung. Der Umstand, dass es Kameras ohne Mikrofon waren, fiel in Miguels Augen kaum ins Gewicht. Vielleicht waren die einfach nur woanders versteckt. Dieser verdammte Bastard!
Schnell ging er quer durchs Wohnzimmer zur Wohnungstür und hinaus auf den Flur davor, holte erneut sein Handy heraus und drückte auf die Wahlwiederholung. »Hallo, Rick … ich bin‘s noch mal. Bring bitte auch eure Jungs von der Spurensicherung mit. Unser Freund ist ein Einbrecherkönig. Ich stand gerade vor einem Loch in der Wand, das vollgestopft ist mit technischem Schnickschnack. Der Mistkerl hat Bellindas gesamte Wohnung von oben bis unten verkabelt.«
Den letzten Satz presste er nur noch mit Mühe heraus. Ohne auf Ricks Antwort zu warten, beendete er die Verbindung. Seine Hände zitterten vor Empörung über dieses dreiste Eindringen in Bellindas Intimsphäre und vor Entsetzen darüber, dass sie in viel größerer Gefahr schwebte, als er bislang angenommen hatte. Ein Glück, dass es diesem Wahnsinnigen bisher nur in den Sinn gekommen war, seine Traumfrau aus der Ferne zu bewundern.
Eine überwältigende Welle der Wut stieg in Miguel auf, als er wieder vor der Schachtöffnung im Schlafzimmer stand. Fluchend griff er nach der Kamera, die er vor sich sah, und riss sie mitsamt ihrer Verkabelung aus der Halterung. Er konnte sich gerade noch beherrschen, sonst hätte er das Ding auf dem Boden zerschmettert.
Hinter ihm öffnete sich zögernd die Tür. Bellindas Kopf erschien in der Öffnung. »Was machst du denn da?« Langsam kam sie näher und warf einen verwunderten Blick auf das kleine Gerät in seiner Hand. »Was ist das? Was hast du da?«
»Bellinda, ich glaube nicht, dass ich …« Miguel ballte sofort seine Hand über der winzigen Kamera zur Faust und versuchte, sie hinter seinem Rücken zu verstecken. Doch Bellinda war schneller, griff beherzt zu. »Das ist doch eine Kamera, oder nicht? Sag bloß, dieser Mistkerl hat meine Wohnung überwacht? Das ist …« Erschrocken blickte sie ihn an. »Sag mir die Wahrheit, sind diese Dinger überall oder …?«
»Bellinda, bitte!« Miguel zog eine Grimasse und führte seinen Zeigefinger an die Lippen, bedeutete ihr, zu schweigen. Bellinda verstand sofort, ließ aber nicht locker. Ihre Finger schlossen sich mit erstaunlicher Kraft um seinen Unterarm, dann zog sie ihn hinter sich her nach draußen vor die Wohnung. Dort lehnte sie sich gegen die Wand und betonte leise jedes einzelne Wort.
»Sag … mir … die … Wahrheit! In jedem Zimmer? Auch im Bad?« Gespannt wie ein Bogen kurz vor dem Schuss starrte sie Miguel in die Augen, jede seiner Regungen wurde registriert.
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