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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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Tommys schockierte Reaktion, als ich ihm eröffnete, ein Undercover-Cop zu sein. »Du bist’n Bulle? Nie im Leben. Ich hab dich durchgecheckt. Supergründlich.«
    Lag es daran, dass mich weder Wolfe noch Haddock persönlich überprüft hatten, sondern der verantwortliche Leiter der Undercover-Operationen beim CO10, jemand, auf dessen Wort sie sich verließen, jemand wie Captain Bob?
    Schließlich hatte ich mich ja auf eigene Faust bei Wolfes Crew eingeschlichen, hatte alles nur Menschenmögliche unternommen, damit meine Bosse nichts davon mitkriegten. Ich hatte eine alte Identität benutzt, die aus der Zeit stammte, als ich zur SOCA abgestellt war. Und weil die SOCA unabhängig operierte, wusste davon niemand bei der Met etwas. Bob war sicherlich nicht in der Lage, Sean Tatelli als Undercover-Identität zu bestätigen. Außerdem hatte ich mein Äußeres stark verändert. Ich hatte mir nicht nur die Haare wachsen und riesige Koteletten stehen lassen, sondern auch ein paar Kilo zulegt. Es war denkbar, dass Bob mich auf einem Foto nicht erkannt hätte, zumindest falls das Foto, das man ihm vielleicht gezeigt hatte, nicht besonders gut war.
    Und wenn Bob sie mit Informationen versorgte, erklärte das auch, warum Wolfe und seine Crew der Polizei stets einige Schritte voraus waren. Wenn die Polizei deren Aktivitäten etwas genauer unter die Lupe nahm, würde sie feststellen, dass sie ihre Drogen von Paul Wise bekommen hatten, zu dessen Hauptgeschäften der Drogenschmuggel zählte.
    Und dann war da noch die Art und Weise, wie Bob sich eiligst verabschiedet hatte, als ich die Aufnahme erwähnte.
    Es passte alles zusammen. Trotzdem hatte ich im Augenblick nichts weiter als eine Theorie, die so vage und so wenig mit Indizien unterfüttert war, dass meine Kollegen mich ausgelacht hätten. Von einem ordentlichen Gericht ganz zu schweigen. Und eine innere Stimme fragte, ob ich nicht zu viel in die Sache hineininterpretierte, ob ich nicht durch die Ereignisse der letzten Tage vollends paranoid geworden war. Es fiel mir schwer zu glauben, dass mein Boss bewusst die Leute deckte, die meinen Bruder umgebracht hatten. Doch es gibt auf der Welt genug Beispiele von Menschen, die zu Schrecklichem bereit und in der Lage sind, wenn sie dadurch zu Geld kommen. Und vielleicht zählte Captain Bob dazu, für den auch ohne seinen Verrat der Begriff Eigeninteresse geradezu erfunden worden schien.
    Ich versuchte Tinas Festnetznummer. Sie nahm nicht ab, deshalb hinterließ ich eine Nachricht, sagte ihr, es sei dringend, und bat sie, mich in meiner Wohnung aufzusuchen. Dann versuchte ich es auf dem Handy, mit demselben Ergebnis. Auch da hinterließ ich ihr die Nachricht.
    Ich legte den Hörer auf. Ich hatte keine Ahnung, ob sie zu Hause war oder nicht und ob sie sich in akuter Gefahr befand, trotzdem würde ich keine Ruhe geben, ehe ich sie nicht erreicht hatte, und wenn es nicht übers Telefon funktionierte, musste ich mich eben selbst hinbemühen.
    Um dann was zu tun? Sollte ich sie bewachen, bis sie die Aufnahme einem Journalisten übergeben hatte? Ich, ein gerade erst halbwegs zusammengeflickter Invalide mit einem kaputten Bein, der sich eigenmächtig aus dem Krankenhaus entfernt hat?
    Tatsächlich hatte ich nicht den leisesten Schimmer, was ich unternehmen sollte, aber etwas musste ich tun, also humpelte ich zurück auf mein Zimmer und versuchte, die Schmerzen in meinem steifen Bein zu ignorieren. Zum Glück hatte ich Simon Tilley gebeten, mir ein paar frische Sachen zum Anziehen zu bringen. Die zog ich jetzt an, wobei ich mich bemühte, die Verbände nicht zu verschieben, die den größten Teil meiner Magen-Darm-Gegend bedeckten. Zu meinem Erstaunen hatte keine der Kugeln lebenswichtige Organe getroffen, und die Wunden heilten besser als erwartet, dennoch war ich noch weit davon entfernt, mich ernsthaft jemandem widersetzen zu können. Abgesehen von meinem steifen Bein bereiteten mir meine zwei gebrochenen Rippen höllische Schmerzen, selbst jetzt, da ich nur vorsichtig im Zimmer umherging.
    Die Uhr zeigte mittlerweile 22:14 Uhr. Seit Captain Bob sich so eilig verabschiedet hatte, war mindestens eine Stunde vergangen.
    Ich humpelte los und hoffte, nicht zu spät zu kommen.

EINUNDSECHZIG
    Tina Boyd ließ sich sanft in einen halbtrunkenen Dämmer hinübergleiten. Von der Dokumentation, die im Fernsehen lief, bekam sie nicht mehr viel mit.
    Den Abend hatte sie in rastloser Langeweile verbracht, weil sie es kaum erwarten konnte, Nick Penny, den

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