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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Diener, nach dieser Mahlzeit. Er fragte sich, ob die Ställe ebenso verlassen sein würden.
    Er hatte unbeschreibliches Glück, daß er Mr-Stokely-von-Boston allein antraf. Zumindest hielt er zu dieser Zeit das Treffen noch für zufällig. Später erkundigte er sich bei dem Vogelmann. Mr-Stokely-von-Boston war, wie der Raumlord geargwöhnt hatte, tatsächlich ein Untermensch.
    Mr-Stokely-von-Bostons Lächeln war weise und freundlich. »Sehen Sie, Gouverneur Kuat hegt nicht den geringsten Verdacht, daß ich ein Untermensch bin. Und selbstverständlich hat die universelle Gedankenbarriere keinen Einfluß auf mich. Es war ein wenig schwierig, aber es gelang mir dann doch, zu Ihnen vorzustoßen. Ich war etwas bekümmert, als meine tastenden Gedanken die Narben bemerkten, die von Styron IV zurückgeblieben sind, aber ich habe die modernsten Methoden benutzt, um Ihre Seele zu heilen, und ich bin überzeugt, daß wir Erfolg haben werden.«
    Vorübergehend verspürte der Raumlord einen merkwürdigen Widerwillen bei der Vorstellung, daß ein Tierabkömmling derart intimen Kontakt mit seinem Bewußtsein gehabt hatte, aber der Zorn hielt nicht lange an, denn bald sah er die Parallelen zwischen seinem mentalen Gespräch mit dem Vogelmann und der stillen, einfühlenden Zuneigung, die ihn mit Griselda verband.
    Mr-Stokely-von-Bostons Lächeln wurde ein wenig breiter. »Ich habe mich in Ihnen nicht getäuscht, Lord bin Permaiswari. Sie sind der Verbündete, den wir hier auf Xanadu benötigen. Sie sind überrascht?«
    Lord bin Permaiswari nickte. »Der Gouverneur war so davon überzeugt, daß es hier auf Xanadu keine Untermenschen gibt …«
    »Hierher zu gelangen war nicht einfach«, gestand Mr-Stokely-von-Boston, »aber ich bin nicht allein. Und natürlich unterstützen uns auch andere menschliche Familien, aber bis jetzt besaßen wir keinen Verbündeten, der so mächtig ist wie ein Raumlord.«
    Lord Kemal erkannte, daß es ihm nicht mißfiel, als Verbündeter bezeichnet zu werden. Erneut las der Vogelmann seine Gedanken und lächelte ihn an. Er besaß ein ungewöhnlich gewinnendes, keckes, aber freundliches Lächeln. Er wirkte vertrauenswürdig, und Lord Kemal war bereit, alles zu akzeptieren, was der Vogelmann sagen mochte.
    Ihre Gedanken trafen sich. »Lassen Sie mich zunächst mich Ihnen vorstellen«, sprakk der Vogelmann. »Mein richtiger Name lautet A’dolar, und mein Vorfahre war der große E-telekeli, von dem Sie vielleicht schon gehört haben.«
    Lord Kemal fand die falsche Bescheidenheit dieser Bemerkung eher rührend. Respektvoll neigte er kurz den Kopf; der legendäre Vogelmann, der E-telekeli, war in der ganzen Instrumentalität als unumstrittener Führer und spiritueller Ratgeber der Untermenschen bekannt. Dieser Untermensch konnte der Instrumentalität bei der Erfüllung ihrer Aufgaben von ungeheurem Nutzen oder ein Gegner von fürchterlicher Macht sein. Die Lords und Ladys, die die Instrumentalität regierten, ängstigten sich vor seiner Mitarbeit.
    Von vielen Untermenschen war bekannt, daß sie ungewöhnliche medizinische oder psychische Fähigkeiten besaßen, und es beruhigte den Raumlord, daß der Tierabkömmling, der seinen Geist manipuliert hatte, ein Nachkomme des E-telekeli war. Er entdeckte, daß er seine Gedanken aussprakk, denn A’dolar konnte ihn offensichtlich verstehen. Es würde dem Raumlord gewiß leichterfallen, Xanadus Rätsel zu lösen, wenn sie zusammenarbeiteten, aber zunächst mußte er feststellen, ob ihre ungewöhnliche Allianz gegen die Gesetze der Instrumentalität verstieß.
    »Nein«, erklärte A’dolar. »Tatsächlich werden wir eine Entwicklung korrigieren, die im direkten Gegensatz zu den Gesetzen der Instrumentalität steht.«
    »Handelt es sich dabei um etwas ›Autochthones‹?« fragte der Raumlord scharfsinnig.
    »Die hiesige Kultur spielt dabei eine Rolle«, stimmte A’dolar zu, »aber sie wird nur als Bühne für etwas benutzt, das weitaus böser ist – und ich verwende das Wort ›böse‹ nicht allein in diesem Sinne« – er hielt Kemal das Kreuz des Gottes Hochgenagelt entgegen –, »sondern im Sinn eines grundlegenden Verstoßes gegen das Recht auf Leben. Ich meine das Recht eines Lebewesens, zu existieren, nach den eigenen Vorstellungen zu existieren, vorausgesetzt, diese beeinträchtigen nicht die Rechte anderer, das Recht, auf eigene Art mit dem Leben zurechtzukommen und sein Dasein selbst zu bestimmen.«
    Zum zweiten Mal nickte Lord Kemal bin Permaiswari voller

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