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Intelligenz aus dem Nichts

Intelligenz aus dem Nichts

Titel: Intelligenz aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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inne. »Kannst du – kannst du meine ebenfalls lesen, Adam?«
    Er preßte die Hände an die Schläfen und runzelte die Stirn. »Schwester Louella, dürfte ich Kekse und Milch haben?«
    »Lies meine Gedanken, Adam. Ich weiß, daß du es kannst. Komm, versuch es! Versuch es für Schwester Louella.«
    Adam blickte sie an und dachte an Kekse. Er griff nach ihr.
    »Lieber Gott, wenn das funktioniert, mache ich Millionen«, murmelte Adam.
    Schwester Louella stieß einen Freudenschrei aus. »Gott sei’s gelobt! Er kann es wirklich!« rief Adam synchron mit der Frau. »Er kann wahrhaftig meine Gedanken lesen. Aber was ist, wenn … Adam, das genügt. Du darfst nicht mehr in meinem Kopf lesen, hörst du?«
    Zuck. Adam starrte sie vage an.
    »Ein echter, wahrhaftiger Gedankenleser«, murmelte Schwester Louella. »Wenn ich mir überlege, was wir alles machen können … Adam, nein, ich glaub’, ich nenn’ dich jetzt lieber Bruder Adam. Ein Mann mit deinen Fähigkeiten!«
     
    Drei Wochen später saß Adam allein in einem halb verdunkelten Zimmer. Er trug einen alten Frack, Eigentum des seligen Mr. Knefter, den Louella enger hatte machen müssen, obwohl Adam dank ihrer kalorienschweren Küche ein wenig zugenommen hatte. Er starrte auf die Tapete, und seine Aufmerksamkeit wandte sich den Stimmen im anschließenden Zimmer zu. Er hatte gelernt, Richtung und Entfernung eines Stimmen-Ursprungs abzuschätzen, aber rein automatisch, ohne Überlegung. Im nächsten Raum befanden sich zwölf Stimmen-Quellen. Er dachte von ihnen nicht als Menschen. Es hätte ihn nicht im geringsten verwundert, wenn die Stimmen aus Steinen oder Bäumen gekommen wären. Er hielt die Quellen auch nicht für etwas von den Stimmen Getrenntes. Er lauschte lediglich und registrierte, was er hörte.
    … hatte nicht erwartet, daß die alte Frau Kleek …
    … verdammt, mich so überreden zu lassen! Lydias Idee …
    Adams Aufmerksamkeit wanderte zur Struktur des Hauses. Er sah die Fehler im Bau, stellte fest, wo die Belastung am größten war, wo sich die ersten Schäden bemerkbar machen würden …
    … wo sind Sie? Antworten Sie mir! Eine ferne Stimme riß ihn aus seiner Konzentration. Sie war drängender, zielbewußter als die anderen.
    Ich bin Arthur Poldak! Antworten Sie mir! Wo sind Sie? Die feste Entschlossenheit der Stimme reizte Adam. Er lauschte aufmerksamer, hörte jedoch nur die Unterströmung der Stimmen, da erlosch sein Interesse. Er begann ein Spiel mit den Stimmen, trennte sie voneinander, lockte eine Stimme näher, bis er sie in seiner Kehle spürte. Dann schob er sie zurück und hörte sie, ohne daß es ihr gelang, sein Ich zu verdrängen …
    Als er dieses Spiels müde war, erfand er ein neues. Er verfolgte seine Erinnerungen zurück, sah die Bilder mit absoluter Klarheit: die Zeit, ehe er zu Schwester Louella gekommen war, sein Herumirren in der Stadt, die Zelle mit dem Betonboden …
    Doch da endete jegliche Erinnerung. Es war, als wäre ein Licht erloschen, das seinen Geist in totaler Finsternis zurückließ. Nein, doch keine totale Finsternis. Er konnte an der Barriere vorbeispähen. Es war wie ein Korridor ins Dunkel. Er machte einen zögernden Schritt, spürte die Parameter seiner Erkenntnis fast im Nichts enden. Aber ein dünner Faden schwachen Bewußtseins blieb. Er folgte ihm – zurück bis zum Anfang.
    Schmerz und eine chaotische Flut aller möglichen Eindrücke. Licht, Laut, Druck, Hitze, Kälte. Nun, da er außerhalb seines Ichs stand, war er in der Lage, das Phänomen seines Geburtstraumas in Worte zu kleiden. Er war damals klein gewesen, das spürte er jetzt. Er sah sich, wie die Tage und Wochen und Jahre vergingen, sah, wie er körperlich wuchs, wie er schließlich imstande war, zu stehen, zu gehen, aber nicht zu sprechen, nicht selbst Essen zu sich zu nehmen. Geistig blieb er ein Säugling.
    Idiot. Plötzlich wußte er die Bezeichnung dafür. Er war als Schwachsinniger geboren worden. Vage sah er durch die Augen seines früheren, ungeformten Verstands die Zimmer, in denen er gelebt hatte, sein Bett, den für seine Größe angefertigten Kinderstuhl, auf dem man ihm den Brei in den Mund gelöffelt hatte. Er erlebte erneut die endlosen Stunden der endlosen Tage.
    … Er sah sich durch eine versehentlich offengebliebene Tür treten, in einem Zimmer mit stark riechenden Dingen herumirren: die Anstaltsküche. Er stopfte Zucker in sich hinein, Fett, Papier – das er wieder ausspuckte – kalten Eintopf, Schokolade. Ein glattes

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