Intelligenz aus dem Nichts
er.
»Nun ja, er hat hin und wieder seine Anfälle. Aber er wird nie gewalttätig …«
»Wie kam er überhaupt zu Ihnen?«
»Sein Wagen hatte einen Motorschaden. Er suchte Hilfe. Er war krank. Ich hab’ ihn gesund gepflegt. Da ist er hier geblieben.«
»Und der Wagen? Hat er ihn abschleppen lassen?«
»Hm, daran hab’ ich gar nicht mehr gedacht. Er war so krank, erkältet, leichte Lungenentzündung und so …«
»Das war vor zwei Monaten, nicht wahr?« fragte Pendleton scharf. »Zu der Zeit haben wir hier in der Nähe ein gestohlenes Stadttaxi gefunden. Der Dieb wurde folgendermaßen beschrieben …« Er zog ein Papier aus der Tasche, studierte es und musterte Adam. »Einsdreiundsiebzig, achtundfünfzig Kilo, Haar und Augen braun! Stimmt alles genau! Kommen Sie mit, Mister!«
Schwester Louella schrie und zog den Sheriff am Arm. Der Revolver, den er herausgezogen hatte, knallte, die Kugel drang in die Wand, sechs Schritt von Adam entfernt.
Jetzt sprang Adam Pendleton an. Der Sheriff ging in die Knie, und sein Schädel schlug knirschend gegen die Wand.
»Verdammt, schießwütige Bullen!« knurrte Adam. Pendleton ächzte und rollte auf den Rücken. »Hol’ deinen Wagen, wir müssen weg!« befahl Adam. Louella starrte ihn ungläubig an.
»Adam, was ist in dich gefahren? O Gott, wie soll das weitergehen? Der Sheriff in meinem Haus niedergeschlagen!«
»Beeilen Sie sich, Schwester Louella«, bat Adam mühsam. Und plötzlich mit anderer Stimme. »Ich tu dir nichts!« Sie riß die Augen weit auf. »Tun Sie, was er sagt«, bat Adam angespannt.
»We-wer?«
»Walter Kumelli. Muß ihn benutzen. Er kennt sich aus. Verdammt, tu, was ich dir befohlen hab’.« Die letzten Worte klangen wieder anders. Louella rannte wie von Furien gehetzt aus dem Zimmer.
Fessle ihn! forderte Walters Stimme Adam auf. Adam erkannte, daß die Stimme etwas von ihm verlangte, wovon er nichts verstand, also gestattete er, daß der andere seinen Körper übernahm, aber er ließ sich nicht ganz von ihm verdrängen. Er paßte auf …
»Wohin fahren wir, Adam?« erkundigte sich Schwester Louella mit zitternder Stimme. Adam schwieg. Es erforderte seine völlige Aufmerksamkeit, Walter und Ich im richtigen Gleichgewicht zu halten, um Walters Wissen und Fähigkeiten zu benutzen, während das Ich die Kontrolle behielt. Der neun Jahre alte Dodge holperte über mehrere Schlaglöcher und kam fast von der Straße ab. Louella schrie erschrocken auf, griff nach dem Lenkrad. Adam stieß ihre Hand zur Seite. »Nimm die Pfoten weg, verdammt!« Und gleich darauf: »Verzeihen Sie, Schwester Louella, bitte …« Seine Stimme erstarb.
»O Adam, ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Du warst noch nie so … Du bist es doch, Adam, nicht wahr?«
»Ja, aber Walter hilft mir – ich muß mich konzentrieren.« Seine Stimme wurde wieder hart. »Müssen über die Staatsgrenze, Atlanta, vielleicht. Brauchen Geld, eine Karte …«
»Ich hab’ eine Karte, Adam. Hier!« Schwester Louella schlug sie auf. »Wir sind auf der Bundesstraße 42, etwa bei Oakland.«
»Wir fahren südwärts weiter. Hast du Geld?«
»Nur ein paar Münzen, Adam. Es ging alles so schnell …«
»Brauchen Geld.« Adam starrte verbissen auf die vorüberhuschenden, unkrautüberwucherten Felder, Dickichte, Telegraphenmaste. Voraus, rechts, lag eine kleine Tankstelle. Mit quietschenden Reifen bremste er vor der Zapfsäule. Er steckte den Revolver, den er dem Sheriff abgenommen hatte, in die Tasche und stieg aus dem Wagen.
»Adam – wa-was hast du vor?«
»Halt’s Maul, verdammt!« Und verlegen fügte er hinzu: »Tut mir leid, Schwester Louella.« Er schritt auf das Büro der Tankstelle zu. Der Tankwart kam heraus. »Soll ich auffüllen?« fragte er, ohne Adam überhaupt anzusehen.
»Ja«, knurrte Adam und ging an ihm vorbei.
»He!« brüllte der Tankwart ihm nach, während er mit einem Auge auf die sich schnell bewegenden Zahlen an der Zapfsäule achtete. »Im Büro hat niemand was zu suchen.« Adam achtete nicht auf ihn, sondern hielt nach der Kasse Ausschau.
Der Mann kam hereingestürmt. »Raus!« brüllte er mit sich überschlagender Stimme. »Wer, glauben Sie …«
»Wo ist die Toilette?« erkundigte sich Adam tonlos.
»Um die Ecke. Warum haben Sie nicht gleich nach dem Schlüssel …«
»Stellen Sie sich an die Wand!« befahl Adam drohend. Er richtete den Revolver auf den Tankwart. »Tun Sie, was ich sage, oder!«
Der Mann wurde aschgrau, seine Beine zitterten
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