Intelligenz aus dem Nichts
Adam.
»Aber sie hätten dich nicht fertigmachen dürfen. Ich versteh’ nicht, daß du nicht vorher gewußt hast, was sie vorhatten …«
»Ich habe es gewußt, aber ich konnte nichts tun. Sie waren viel stärker als ich.«
»Adam! Willst du mir vielleicht sagen, wovon wir leben sollen, bis mir etwas eingefallen ist, wie man dein Talent am besten einsetzen kann? Bis jetzt sind wir nur immer davongelaufen und haben uns verkrochen. Du könntest der mächtigste Mann auf der ganzen Welt werden, unter meiner Führung, natürlich.«
»Ich könnte einen Job annehmen«, schlug Adam vor.
»Job! Du? Was kannst du denn schon? Ich meine, Nützliches? Ach, ich meine, wofür du Geld bekämst? Du bist so hilflos wie ein Baby, Adam. Und so schwach! Dich würde doch niemand einstellen …«
»Man-Ball Chong schon«, murmelte Adam.
»Was heißt denn das schon wieder? Du hörst mir ja überhaupt nicht zu.«
»Der Mann, der unten wohnt, würde mich nehmen.«
»Du meinst den Chinesen? Wozu könnte er dich schon brauchen?«
»Um seine Heißmangel zu bedienen, zusammenzukehren, Essen für ihn aus dem Restaurant in der Apex Street zu holen, seine Kundschaft zu bedienen, Rechnungen auszustellen …«
»Aber, Adam! Wann hast du denn mit ihm gesprochen?«
»Ich – ich habe ihm zugehört. Jetzt gerade.«
Louella riß die Augen weit auf. »Ich vergeß’ immer. Irgendwie ist es wie Zauberei. Du hörst wirklich, was der Chinese denkt?«
»Hwai er dz. Bu ting hwa de syi fu …«
7.
Es war ein ruhiges, eintöniges Leben in der chinesischen Wäscherei. Nach seiner Überraschung, daß ein Weißer bei ihm arbeiten wollte, wenn auch ein sehr kränklich aussehender, erlebte Man-Ball Chong eine noch größere Überraschung, als er feststellte, daß der Bewerber fließendes Kantonesisch sprach, noch dazu den Dialekt seines Heimatorts, den er vor zwanzig Jahren das letztemal gesehen hatte. Daraufhin nahm er Adam jedenfalls sofort auf und bot ihm zwei Dollar die Stunde. Er ließ ihn die Zimmer kehren, die Heißmangel und die weiße Kundschaft bedienen – und nach ein paar Tagen auch die chinesische, die sehr erfreut war, daß ein Weißer so perfekt Kantonesisch sprach.
Der neue Angestellte lernte erstaunlich schnell mit der uralten, quietschenden Heißmangel umzugehen, und wenn sie streikte – was häufig der Fall war –, reparierte Adam sie sofort, stellte Man-Ball Chong zu seinem Staunen fest, genau wie er es selbst auch getan hätte. Er war sehr zufrieden mit seiner neuen Hilfskraft.
Am Mittwoch von Adams zweiter Arbeitswoche betrat ein Trio Jugendlicher mit olivfarbener Haut und öligem Haar die Wäscherei. Adam, der an der Mangel beschäftigt war, sah sie selbst nicht, aber er nahm ihre Stimmen auf. Cuidado – chino viejo, gringo enfermizo …
»Mr. Man-Ball«, rief Adam. Der Alte blickte ungeduldig auf. »Sie wollen den Laden ausrauben«, erklärte Adam auf Chinesisch.
»Was sagen Sie da?«
»Der größte von ihnen hat eine Pistole. Die beiden anderen tragen Messer.«
Mr. Man-Ball erstarrte kurz, dann lächelte er und verbeugte sich vor den Jugendlichen. Er zog einen Revolver von unter der Theke hervor und richtete ihn auf die drei Burschen.
»Verhalten Sie sich ganz ruhig«, sagte er. »Adam – rufen Sie die Polizei.«
»No disparará«, brummte einer der drei. »Gritaré«, die beiden anderen. »Luega atácalo, Chico.«
»No lo hagan, muchachos«, warnte Adam. Er stand jetzt neben Mr. Man-Ball. »Disparará seguro.«
»Wer sind Sie?« fragte der Anführer des Trios. »Sie arbeiten für den Chinamann?«
»Mario – möchtest du wirklich, daß Chico umgebracht wird?« sagte Adam zu dem dritten, der sich an die Theke heranarbeitete.
Mario blieb abrupt stehen. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
»Mr. Man-Ball, wenn sie sich zurückziehen und versprechen, es nie wieder zu versuchen, lassen Sie sie dann gehen?«
»Jet syé rén de hwnà bu jr chyán«, sagte der Alte.
»Versprecht ihr, nie wieder einen Überfall auf Mr. Man-Ball zu versuchen, wenn er euch ungeschoren davonkommen läßt?« fragte Adam.
»Gern.« Wir werden heut’ nacht zurückkommen, wenn der gelbe Teufel schläft, und ihm die Bude auf den Kopf stellen …
»Nein, das werdet ihr nicht!« sagte Adam drohend. »Ich lasse es nämlich nicht zu. Ich werde horchen und aufpassen!«
»Ich hab’ ja gar nichts gesagt«, brummte Chico, »außer ›gern‹.«
»Dann gib mir dein Wort, dein echtes!«
»Das hab’ ich ja …« Verdammt, dich
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