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Intelligenz aus dem Nichts

Intelligenz aus dem Nichts

Titel: Intelligenz aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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– die Ekliptik …«
    Der arme Kerl ist krank. Verrückt, vielleicht. Sicher harmlos, aber – ich sollte doch lieber …
    »Bitte entschuldigen Sie mich.« Adam bemühte sich, sich so zu benehmen, wie er es nach ihren Gedanken sollte. »Ich habe vermutlich zu wenig gegessen. Aber jetzt geht es schon wieder. Danke.«
    »Wenn Sie wollen, können Sie das Lexikon gern während der Mittagspause studieren, aber jetzt sollten Sie sich doch um Ihre Arbeit kümmern. Der letzte Buchhalter hat nicht alles in besonders guter Ordnung hinterlassen, fürchte ich.« Sie öffnete das Hauptbuch. »Sie sehen, die letzten Eintragungen liegen zwei Wochen zurück. Hier sind die Rechnungen, Quittungen …« Sie rasselte herunter, was er alles tun sollte. »Sie fangen am besten mit der Debitorenaufstellung an und vergleichen die Zahlen mit den Depositen hier, sehen Sie?«
    Adam starrte auf den Stoß Papiere. Er hob das erste Blatt auf, drehte es um, legte es wieder weg.
    »Mr. Adam, haben Sie denn nicht verstanden? Sie brauchen nur auf den Namen hier oben auf der Rechnung zu schauen und nachsehen, ob sie bezahlt ist. Ich helfe Ihnen mit den ersten. Sie nennen mir die Namen. Also?«
    Wieder drehte Adam das Blatt um und betrachtete es verkehrt herum. Lucy starrte ihn ungläubig an.
    »Mr. Adam – können Sie denn nicht lesen? « Mit einem manikürten Fingernagel deutete sie auf die Zeichen am oberen Ende des Blattes.
    »Fernost Import.« Adam nahm die Worte aus Lucys Geist.
    »Einen Augenblick hatte ich schon Angst …« Mein Gott, wenn Harry einen Analphabeten als Buchhalter eingestellt hätte!
    Adam war schon früher die Beziehung zwischen geschriebenen Zeichen und dem gesprochenen Wort aufgefallen, aber noch nie hatte er sich dieses Systems selbst bedienen müssen. Während Lucy jetzt laut las und ihr Finger auf dem Papier mitwanderte, analysierte Adam das System. »So, und jetzt lesen Sie sie vor, und ich kontrolliere sie …«
    Gehorsam las Adam die Angaben auf dem nächsten Blatt in seiner Hand. Lucy nickte, dann blickte sie schnell auf die Rechnung. Kopfschüttelnd sagte sie: »Erst taten Sie, als könnten Sie überhaupt nicht lesen – und jetzt rattern Sie sogar das Chinesische herunter!« Sie lachte. »Sie wollten mich also auf den Arm nehmen, und ich bin doch glatt darauf hereingefallen! Seien Sie mir bitte nicht böse, daß ich mich so belehrend benommen habe.«
    »Ganz im Gegenteil, Lucy. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Einweisung. Sie haben mir wirklich sehr geholfen.«
     

 
8.
     
    Adam hatte sich nicht im geringsten über seine Fähigkeit gewundert, sowohl Englisch als auch Chinesisch innerhalb einer Viertelstunde lesen zu können. Es gab überhaupt nichts, das ihn wirklich überraschte, denn Überraschung setzte Erwartung voraus und eine vorgefaßte Meinung, und Adam hatte keine vorgefaßte Meinung. Er akzeptierte alles als völlig natürlich und selbstverständlich, genau wie ein Kind die Wunder des Regens, des Tageslichts und der Dunkelheit akzeptiert. Er fand auch nichts Ungewöhnliches an der Tatsache, daß er sich alles, aber auch alles merken konnte. Er wußte nichts von anstrengenden Lernmethoden, von endlosem Pauken. Sein Gedächtnis war wie ein Computer, der alles aufnahm und speicherte. Obgleich er sich für alles Neue interessierte und sich fasziniert damit beschäftigte, kannte er doch weder Neugier noch Wissensdrang im üblichen Sinn. Er absorbierte Tatsachen, registrierte Daten, doch nie verfolgte er sie von selbst weiter. Er konnte nun lesen, aber er las nur, was zu seiner Arbeit gehörte oder ihm zufällig vor die Augen kam, doch nie hatte er das Bedürfnis, sich etwas zu seiner Erbauung oder Anregung vorzunehmen.
    Er stellte sich als ungemein tüchtiger Buchhalter heraus, nachdem er sich die ersten Tage mit der Erforschung der mit seiner Arbeit zusammenhängenden »Muster« beschäftigt hatte. Er eignete sich besonders dazu, Fehler aufzudecken, da es ihm keine Mühe machte und er es auch nicht müde wurde, die Zahlen und sonstige Eintragungen immer wieder zu überprüfen. Er stellte bald fest, daß Mr. Lin, obgleich er ein vorhersehender Einkäufer, ein gerissener Verhandlungspartner und ein guter Verkäufer war, der alles günstig an den Mann brachte, überhaupt nichts von wirtschaftlicher Geschäftsführung verstand. Solange genügend Geld auf dem Geschäftskonto war, um die Gehälter, Löhne und Rechnungen zu bezahlen, stellte er keine Fragen. Er schrieb die Tatsache, daß trotz zunehmenden

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