Intelligenz unerwünscht
Fingerabdruck. Wir haben jedenfalls in der PLATO-Robotkartei kein einziges Duplikat entdeckt, obwohl dort neuerdings die Abdrücke aller lebenden Menschen gespeichert sind.«
Der Fall begann interessant zu werden. Reling schaute mich so eigentümlich an, daß ich seinen Blick als unausgesprochene Frage auffaßte.
»Und welche Abdrücke haben Sie auf dem Diamantlager gefunden?« erkundigte ich mich.
Er lachte humorlos auf und reichte das Stück einem Wissenschaftler.
»Ich komme noch darauf zurück. Unsere Spezialisten behaupten, Gleitlager dieser Art wären in verschiedenen marsianischen Maschinen gefunden worden. Wir haben sie sowohl auf dem Mond als auch auf dem Mars entdeckt. Daher darf als sicher angenommen werden, daß dieses Lager ebenfalls aus der marsianischen Produktion stammt, nur wurde es nicht auf dem Mond gefunden, sondern mit hundertprozentiger Sicherheit irgendwo in den Felsschluchten des versunkenen Erdteils Atlantis.«
»Oder es stammt aus den Nachschublieferungen des Marsversorgers ALPHA-VI«, gab ich zu bedenken. »Der australische Kontinent und die südpolaren Regionen der Erde gleichen noch immer einem gigantischen Materiallager, mit dem wir nichts anzufangen wissen. Diebstähle dürften mittlerweile zur Tagesordnung gehören. Selbst wenn es sich nur um Andenkenjäger oder relativ harmlose Abenteurer handelt, die in die Sperrzonen eindringen, ist doch wohl anzunehmen, daß dieses Werkstück von dort stammt.«
Argunson ergriff das Wort.
»Die Diebstähle häufen sich«, bestätigte er meine Mutmaßung. »Aus diesem Grunde befinde ich mich zur Zeit in Washington. Es ist unvorstellbar, was wir allein in Europa sichergestellt haben. Die Delikte sind strafrechtlich überhaupt nicht zu verfolgen, denn es gibt noch keine entsprechenden Gesetze. Fest steht, daß fast jeder, der irgendwie als Urlauber oder beruflich in die Nähe antarktischer Zonen kommt, etwas mitgehen läßt. Eine meiner U-Bootbesatzungen hat sich sogar dazu hinreißen lassen, einen kompletten marsianischen Atomreaktor in Miniaturbauweise an Bord zu nehmen. Der Kommandant war dienstlich unterwegs mit dem Auftrag, den Unterwassersperrgürtel zu verstärken. Es erscheinen immer mehr – wie sagten Sie? – ja, immer mehr Abenteurer, die sich brennend für marsianische Erzeugnisse interessieren. Das könnte man noch mit einem weinenden und einem lachenden Auge hinnehmen, wenn unser ›Militärischer Abschirmdienst EURO‹ nicht zu dem begründeten Verdacht gekommen wäre, daß sich allmählich auch andere Leute dafür interessieren.«
»Gewissermaßen Diebesbanden?« fragte ich überrascht.
Er wiegte zweifelnd den Kopf.
»Das ist nicht der richtige Ausdruck. Marschall Primo Zeglio, Chef des MADE, vermutet, daß sich gewisse Großkonzerne eingeschaltet haben. Anscheinend haben fähige Wissenschaftler und Techniker, die für solche Großunternehmen arbeiten, besondere Verwendungsmöglichkeiten für Marsgüter entdeckt.«
»Für welche?«
»Das ist die große Frage, HC-9. Wir wissen es nicht – oder noch nicht. Irgendwann werden wohl Geräte oder Maschinen auf dem Weltmarkt erscheinen, deren Innenleben, bildlich gesprochen, marsianischen Ursprungs ist. Sehen Sie sich dieses Diamantlager an. Ich kann mir als erfahrener U-Bootmann vorstellen, daß Turbo- oder Unterwasser-Staustrahltriebwerke mit hohen Drehzahlen wesentlich länger halten und besser funktionieren, wenn man solche Lager einbaut. Die Maßwerte der Marserzeugnisse kann man bei einer geringfügigen Fabrikationsumstellung ohne weiteres
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