Intelligenz unerwünscht
ihm unter Umständen von Dr. Feinbinder mitgeteilt wurde. Das kann man ausschmücken und notfalls zweckbedingte Dinge dazu erfinden.«
Ich verstand plötzlich, warum der europäische U-Bootkapitän so wichtig war. Meine Frage, weshalb ich ausgerechnet diesen Mann darstellen sollte, erübrigte sich infolgedessen. Ich ging also doch in einen Einsatz unter erschwerten Bedingungen!
»Ist ihm denn etwas mitgeteilt worden?« erkundigte ich mich.
»Kein Wort von besonderer Bedeutung«, belehrte mich Argunson. »Man forschte nach untergegangenen Städten früher Mittelmeerkulturen. Feinbinder war ein unwirscher und zurückhaltender Mensch. Mit Kabelberg scheint er sich jedoch einigermaßen gut verstanden zu haben. Die Heulboje …«
»Bitte …?« unterbrach ich verständnislos.
Gunnar Argunson lachte.
»Ach so, das können Sie nicht wissen. Kabelberg trägt wegen seiner gewaltigen Stimme den Spitznamen Heulboje. Natürlich nur in Marinekreisen. Er erteilt seine Anweisungen grundsätzlich mit der dreifachen Lautstärke als notwendig. Das kann ich Ihnen leider nicht ersparen. Sie müssen es nachahmen, oder Sie werden niemals zu einem zweiten Frank Kabelberg.«
Auch das noch!
»Können Sie mich nicht zu einem anderen, weniger auffälligen EURO-Offizier ernennen, Sir?« erkundigte ich mich.
»Ausgeschlossen«, wehrte Reling ab. »Kabelberg ist unsere Schlüsselfigur. Es gibt zwar außer ihm noch fünf Kommandanten, die ebenfalls in antarktische Festlandspalten eingedrungen sind. Die können Sie aber wegen Ihrer Körperlänge nicht kopieren. Nur Kabelberg hat Ihre unverschämte Größe.«
»Vielen Dank.«
»Bitte«, grinste er. »Sie besitzen auch seine Muskelbündel. Also werden Sie Frank Kabelberg sein. Befleißigen Sie sich gefälligst seiner typischen Ausdrucksweise und erlernen Sie die Kraftausdrücke, die er mit Vorliebe gebraucht. Seine Ehefrau und seine beiden Söhne brauchen Sie natürlich nicht zu besuchen. Das überlassen wir lieber dem echten Kabelberg. Sie haben drei Monate Zeit. Länger spielen die überwiegend verheirateten Männer der U-Bootbesatzung nicht mit. Wir können froh sein, daß die Europäer überhaupt ihr Einverständnis gegeben haben. Suchen Sie nun die Maskenabteilung auf. Die Biofolie dürfte heute noch fertig werden. Die Stimmbandkorrektur kann bis übermorgen verheilt sein. Anschließend fliegen Sie mit einem GWA-Bomber zu den Lofoten. Unterhalten Sie sich mit Kabelberg. Prägen Sie sich auch die Namen und Gesichter seiner Männer ein. Dienstgrade, besondere Eigenschaften und was der Dinge mehr sind. Aber darin haben Sie ja größte Erfahrung. Wenn man Sie jemals nach einem Besatzungsmitglied von U-2386 fragen sollte, dürfen Sie nicht ins Stottern kommen. Sonst noch Fragen?«
Ich wollte schon verneinend den Kopf schütteln, als mir etwas einfiel. Ich schaute Reling zwingend an.
»Ja, noch eine! Sie meinten, der Archäologe hätte sich mit dem linken Daumen an dem Diamantlager verletzt. Dann erwähnten Sie zwei denkbare Möglichkeiten, die ich ergründen soll. Was ist damit? Die Frage nach den Fingerabdrücken steht auch noch offen.«
Reling wischte sich über die Stirn. Der Blickwechsel zwischen ihm und dem Europäer entging mir nicht.
»Ein Gedächtnis wie ein Computer«, meinte der U-Bootchef stirnrunzelnd. »Donnerwetter, daran hätte ich nicht mehr gedacht.«
»GWA-Schatten haben auf solche Dinge zu achten«, wurde er von Reling im Tonfall der Zufriedenheit belehrt. »Ich bin bewußt vom Thema abgewichen. Ab und zu kann ein Rest nichts schaden. Hier …!«
Er nahm das Diamantlager und hielt es nochmals in die Höhe.
»Dieses
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