Intelligenz unerwünscht
Öffentlichkeit wird bereits morgen über ›Ihre‹ aufsehenerregenden Funde unterrichtet. Generaladmiral Argunson wird die Unionsregierung offiziell informieren. Wir stellen entsprechende Filmaufnahmen aus dem GWA-Archiv und marsianische Erzeugnisse zur Verfügung. Sie stammen vom Mars, aber das weiß man in Genf nicht. Den Kapitän, den Sie zu verkörpern haben, gibt es wirklich. Er hat auch eine Forschungsfahrt in unterantarktische Wasserkanäle unternommen, dort aber nicht die geringste Spur von Marsindustrien entdeckt. Ist das soweit klar?«
Und ob das klar war! Die GWA-Maßarbeit kannte ich seit vielen Jahren. Hier war wieder an alles gedacht worden. Fehlerquellen gab es nicht, bestenfalls unvorhersehbare Situationen. Diese konnten jedoch von zwei Telepathen millionenmal schneller durchschaut werden als von anderen Menschen. Hannibal und ich würden durch die Ergründung fremder Gehirnimpulse augenblicklich den tatsächlichen Sachverhalt feststellen können. Mir war also klar, warum der Alte Hannibal und mich auf der NEPTUN haben wollte.
Ich erhob mich und schaute mir nochmals das Diamantlager an.
»Okay, Chef, keine Fragen mehr, bis auf eine.«
»Ja, bitte …?«
»Ist der europäische Kapitän eingeweiht worden? Was geschieht mit der Besatzung seines Bootes?«
Admiral Argunson gab die Antwort.
»Totale Urlaubs- und Nachrichtensperre, gewissermaßen Quarantäne. U-2386 hat in einem Unterseebunker der Lofoten-Inseln, Norwegen, festgemacht. Der West-Fjord ist gesperrt. Offiziell gilt Geheimhaltungsstufe eins. Besatzung und Kommandant sind informiert. Man ist mit einer dreimonatigen Sicherheitsverwahrung einverstanden. Wir zahlen den dreifachen Sold und zehntausend Dukaten Trennungszulage pro Mann. Sie müßten sich vor Beginn der Atlantis-Expedition mit Kapitän Frank Kabelberg unterhalten. Er ist 1,96 Meter groß. Das entspricht Ihrer Körperlänge. Leider ist er etwas zu fettleibig, aber das kann sich ja geändert haben. Seit seiner Antarktisfahrt hat ihn kein Unbefugter gesehen. Sie haben also abgenommen und den beachtlichen ›Rettungsring‹ um Ihre Hüften verloren. Seine Schulterbreite besitzen Sie auch. Wie man Ihnen allerdings Kabelbergs gewaltige Baßstimme verleihen will, ist mir etwas unklar.«
Ich dachte an die Maskenabteilung der GWA. Kabelbergs Gesicht nachzubilden, war eine Kleinigkeit. Operationen, wie zu Beginn meiner Tätigkeit als GWA-Schatten, waren nicht mehr notwendig. Dafür gab es hauchdünne, biologisch lebende und an den Blutkreislauf anschließbare Folien, auf denen sogar die Haupt- und Barthaare des Originals wuchsen und nachgeahmt werden konnten.
Anders war es mit der Stimme oder der Tonfrequenz. Hier half nur ein chirurgischer Eingriff, der allerdings jederzeit rückgängig gemacht werden konnte.
»Lassen Sie das nur unsere Sorge sein«, mischte sich Reling ein. »Das Bio-Maskenprogramm läuft bereits im positronisch gesteuerten Zuchtlabor. Sie werden ein Kabelberg-Gesicht sehen, daß Sie nicht mehr wissen, wer Ihr echter Kapitän ist.
Konnat, Sie müssen bis übermorgen fertig sein. Studieren Sie während des Heilungsprozesses Ihrer Stimmbänder Kabelbergs Personalakten. Wir haben nichts vergessen. Für uns ist ferner wichtig, daß Kabelberg zwei Monate lang mit Dr. Feinbinder in einem engen dienstlichen Kontakt gestanden hat. Der Archäologe war an einer Unterwasserexpedition im Mittelmeer unter Kabelbergs Kommando beteiligt. Das könnte für Sie während Ihres ›Urlaubs‹ äußerst nützlich sein. Niemand außer Kabelberg kann wissen, was
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