Intelligenz unerwünscht
konnte man voluminöser, großzügiger und störsicherer bauen. Man war nicht unbedingt darauf angewiesen, fünfzig integrierte Schaltkreise in eine Gesamthülle von Fingerhutgröße zu packen. Trotzdem waren die Schaltungen noch winzig genug. Reparaturen konnten nur mit Spezial-Optiken und mikrofein steuerbaren Greifern vom zehnfach geringeren Durchmesser als dem eines Haares durchgeführt werden. Auf diesem Gebiet war Frisco ein Spezialist. Da ihm außerdem Dr. Nishimura zur Seite stand, konnte kaum etwas passieren. Darüber hinaus hatten wir eine solche Anzahl von Ersatzteilen aller Art an Bord, daß ein Raumschiffkommandant vor Neid erblaßt wäre. Unsere größten und modernsten Plasmakreuzer der neuen Marsflotte konnten nicht den hundertsten Teil mitführen.
Das war der deutlich bemerkbare Unterschied zwischen einem Raumschiff und einem Unterwasserschiff. Das Prinzip blieb jedoch gleich: Jenseits der Druckwände lauerte der Tod.
4.
Wir waren noch am 29. April 2010, meinem Ankunftstag, kurz vor Mitternacht ausgelaufen.
Freeman Delihoe, der schwarzhäutige, hünenhaft gebaute Leitende Ingenieur, hatte die NEPTUN so routiniert und gekonnt am Liegeplatz absinken lassen, als handelte es sich um ein Zweimann-Schiffchen für Sportzwecke.
Nur eine Minute später war ein Schwesterschiff der NEPTUN in aller Stille aufgetaucht und hatte an der von uns verlassenen Boje auf offener Reede festgemacht. Auf dem Turm des anderen Bootes leuchtete der Namenszug NEPTUN.
Die Täuschung war perfekt, zumal ab Mitternacht der U-Boothafen hermetisch abgesperrt worden war.
Die am fernen Ufer lauernden Berichterstatter konnten sich nur noch auf ihre Teleobjektive verlassen, nicht aber mehr auf ein direktes Interview. So waren wir sang- und klanglos verschwunden.
Wir hatten den Long Island Sund passiert, die Grundminenstrecke per Kodegeber ungefährdet gekreuzt und drei Stunden später südlich der Insel Block den offenen Atlantik erreicht.
Die NEPTUN war ein phantastisches Boot, aber sie war kein Renner! Mehr als dreißig Knoten Marschfahrt schafften ihre beiden Wasserdruckstrahl-Turbinen nicht.
Atomar direkt aufheizbare Staustrahl-Triebwerke besaß sie nicht. Bei schnellen Kampfbooten wurde das durch die Anfangsfahrt in die Stauöffnungen hineinschießende Wasser in atomar erhitzten Wärmetauschern blitzschnell in Dampf verwandelt, der danach mit ungeheurem Expansionsdruck durch die achteren Auslaßdüsen schoß. So entwickelte sich je nach dem Grad der Aufheizung und der damit verbundenen Dampfausdehnung eine raketengleiche Schubkraft, die modernen U-Kreuzern eine Unterwasserfahrt von bis zu hundertzwanzig Knoten verlieh.
Im Falle der NEPTUN hatte man auf dieses Verfahren verzichtet. Es war aufwendig, in gewissem Grade gefährlich und beanspruchte zuviel Platz. Die Reaktoranlage war wesentlich komplizierter, und eine radioaktive Verseuchung mußte immer einkalkuliert werden.
Unser Tiefseeboot fuhr also brav und gelassen mit zwei mächtigen Turbinen, die das angesaugte Frischwasser lediglich beschleunigten und mit hohem Überdruck aus den Heckdüsen preßten.
Dieses »kalte Verfahren« war einfach und unkompliziert. Der moderne Fusionsreaktor war mittschiffs installiert worden. Koh lersche Fesselfelder bändigten die freiwerdenden Thermoenergi en, die in einem Scheuning-Umformer bewährter Bauart direkt in Arbeits-Gleichstrom umgesetzt wurden. Die Leistungsausbeute betrug nur dreiundfünfzig Prozent, aber das spielte bei den Brennstoffreserven eines ultramodernen
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