Intelligenz unerwünscht
innerhalb der Normalaufbauten angefordert und auch erhalten«, erklärte er sichtlich stolz. »Damit haben wir nicht nur eine Druckzone innerhalb einer Druckzone, sondern überdies einen Aussichtspunkt, von dem aus wir ohne auffällige Außenoptik die beiden Hangars beobachten können. Das ist wichtig, wenn man nicht genau weiß, wie es draußen aussieht und die Elektroniken verrückt spielen. Alles schon passiert. Kommen Sie, Chief. Ach so – auf der Neptun wird jeder Kommandeur mit Chief angesprochen, obwohl das auch bei uns ein LI-Titel ist. Das macht aber nichts. Bei uns laufen viele Dinge ganz anders, aber –« er unterbrach sich und lächelte verhalten – »es klappt auch alles.«
Er fuhr das Außenschott des transparenten Innenturmes auf. Die Schleuse faßte bestenfalls fünf Mann, aber das genügte.
Hinter ihr lag ein großer, von Geräten überfüllter Raum. Man konnte die gesamte Turmzentrale einwandfrei übersehen. Hier begann auch die von Allison erwähnte Rolltreppe, eine Bequemlichkeit, die man den hart arbeitenden Aquanauten anscheinend gegönnt hatte.
»Wenn man völlig erschöpft von draußen kommt und auf dem letzten Kubikmillimeter Luft pfeift, ist das eine feine Sache«, stellte Frisco fest.
Seine Worte verrieten mir endgültig, weshalb die Konstrukteu re eine solche Treppe eingebaut hatten. Hier schien alles seinen Sinn zu haben.
Wir fuhren mit der Treppe nach unten. Im Vorraum zur benachbarten Ortungs- und Funkzentrale begegnete uns der japanische Wissenschaftler; ein mittelgroßes Muskelpaket und dreifacher Weltmeister im Schnellfeuerschießen.
Der I.O. stellte mir den Japaner vor. Nishimura zeigte sein ruhiges Lächeln und neigte den Kopf. Er hatte mich nicht erkannt. Meine Stimme konnte mich auch nicht verraten.
»Ich bin sehr geehrt, Herr Kapitän«, versicherte er mir. »Ihr Antarktisunternehmen dürfte nicht einfach gewesen sein.«
»Sie sagen es, Doktor. Aber – wie ich von einem Mann des MADE hörte, haben Sie noch mehr geleistet. Ich erfuhr etwas vom GODAPOL-Gehirn und einer überlichtschnellen Raumreise.«
»Oh, sagt man das? Sie sehen mich überrascht. Darf ich nun meinen Obliegenheiten nachgehen?«
Er verneigte sich, lächelte erneut und verschwand mit raschen, katzenhaften Schritten.
»Der Junge ist Klasse«, nickte Frisco anerkennend. »Und schweigen kann er wie ein Grab. Wir haben ihn nämlich im Verdacht, daß er über unsere Aufgabe ebensoviel weiß wie beispielsweise Sie.«
Er schaute mich offen und etwas flehend an. Ich konnte seine Neugierde verstehen, aber ich durfte ihm noch nichts sagen.
»Gedulden Sie sich noch einige Stunden«, tröstete ich ihn. »Übrigens, wer war denn dieser tollwütige Zwerg, der mich ums Haar umgebracht hätte?«
Frisco lachte schallend. Vorbeigehende Männer der Besatzung grinsten.
»Mein Wort, Chief, den hatten wir wirklich nicht auf Sie losgelassen, obwohl wir Sie mit Nichtachtung strafen wollten. Sie sollten ein Schleifer sein – hatte man gesagt. Da haben wir sauer reagiert. Nein, unser Frenchy ist Ihnen zufällig über den Weg gelaufen.«
»Frenchy …?«
»Dr. Louis Rousselet, Europäer wie Sie. Er ist Biochemiker und der großartigste Luftmixer, den wir jemals hatten. Wenn Sie in viertausend Meter Tiefe aussteigen und das dafür richtige Atemgas suchen, dann wenden Sie sich an ihn. Das kann keiner wie er. Er hat seine Geheimnisse, die er niemand verrät. Er arbeitet sogar mit Flüssigsauerstoff und einem von ihm entwickelten Dosierungsverdampfer, der Ihnen pro Atemzug die exakte Menge gibt. Das Gerät wird elektronisch gesteuert. Beim geringsten Anzeichen für einen Sauerstoffrausch wird die Mischung
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