Intelligenz unerwünscht
geändert. Flüssigsauerstoff hat böse Tücken, besonders dann, wenn er nach dem Verdampfen und Aufwärmen mit Helium gemischt werden soll.«
»Aha! Aber ein Choleriker ist er, nicht wahr?«
»Und was für einer. Der geht schon hoch, wenn ›sein‹ Stuhl von einer Mücke gekitzelt wird. Seine Tochter dagegen, hmm …«
Der Erste Offizier verdrehte die Augen und stieß einen sehnsuchtsvollen Seufzer aus. Ich dagegen erinnerte mich an meinen Streit mit dem Alten. Wir hatten eine Frau an Bord! Reling hatte darauf bestanden, aber keine näheren Angaben gemacht. Das soll te ich »gefälligst« selbst herausfinden.
»Der Kobold hat eine Tochter?« staunte ich. »Unmöglich!«
»Ha, von wegen. Das Gegenteil von ihm. Die Mutter kam aus Tahiti, und von ihr hat sie die Prachtfigur, die zauberhaften Augen, den …«
»Kommen Sie zu sich, Frisco.«
»Wie? O ja, wenn ich an Lahoa Rousselet denke, verliere ich den Verstand. Da ist aber nichts zu machen, mein Lieber, nicht einmal für mich.«
»Und das will etwas heißen, wie? Wer Ihrem muskeluntermalten Charme widersteht, muß entweder blind oder intelligent sein. Intelligente Mädchen halten sich von Typen Ihrer Art generell fern, weil sie genau wissen, daß die Enttäuschung auf dem Fuße folgt. Was macht Lahoa an Bord?«
»Lassen Sie die Finger von ihr«, warnte er. »Sie sind schließlich verheiratet.«
»Was sie hier macht, will ich wissen.«
»Doktor der Biomedizin, Spezialistin für abnorm beanspruchte Organismen; also für Aquanauten, Kosmonauten und andere Narren, die ständig die Gefahr suchen. Operieren kann sie auch, und wie! Sie hat schon manchen Bluthuster in der Anpassungs-Druckkammer wieder auf die Beine gebracht. Kennen Sie die neue chirurgische Methode, die Taucherkrankheit zu bändigen?«
»Nein, ich möchte das auch nicht erleben. Wenn ich nach draußen gehe, dann grundsätzlich nur mit einem starren Valopurit-Panzer. Ich bin schließlich ein U-Bootmann, nicht aber ein Tiefseeschwimmer mit all seinen Druck- und Beatmungsproblemen. Gegen ausperlenden Stickstoff …«
»Verwenden wir gar nicht«, unterbrach er mich. »Grundsätzlich nur Sauerstoff-Helium, wie bei der Raumfahrt. Gelegentlich auch Rein-Sauerstoff, das aber nur unter besonderen Bedingungen. So, Sie gehen immer mit den neuen Kunststoffpanzern raus? Hm, das hat etwas für sich, aber Sie sind dann ziemlich unbeweglich. Trotzdem –« er wiegte überlegend den Kopf – »die Dinger sind bei einiger Gewöhnung leichter zu handhaben als man denkt. Viele Leute an Bord der NEPTUN haben eine Antipathie dagegen. Die Gelenkteile sind bruchanfällig. Bei über fünfhundert atü wird es kritisch, und was sind schon fünftausend Meter! Das war einmal beachtlich, heute nicht mehr. Okay, wie Sie wollen. Ich lasse Ihnen einen ›Ritter‹ in passender Größe klarmachen.«
Ich schmunzelte wieder. Also »Ritter« nannte man die modernsten Erzeugnisse der Tiefseetauchtechnik.
»Das ist überflüssig, Frisco. Ich habe einen Spezialanzug mitgebracht. Und – hören und staunen Sie – bei dem sind die Gelenkeinheiten nicht mehr bruchanfällig. Letzte Geheimkonstruktion der EURO-Marine. Gut für achttausend Meter und so leicht, wie vor siebzig Jahren einer der ersten Gummianzüge für Froschmänner. Gehen wir weiter?«
Die Führung durch die NEPTUN dauerte noch drei Stunden. Ich sah die geheimsten Errungenschaften von Technik und Elektronik. Es war erstaunlich. Komplizierter konnte die Zentrale eines Raumschiffes auch nicht sein, nur wurde hier mit anderen Maßstäben gearbeitet.
Das in der Raumfahrt verpönte »Gewicht« spielte an Bord eines fast zehntausend Tonnen großen Tiefseekreuzers überhaupt keine Rolle. Also
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