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Intelligenz unerwünscht

Intelligenz unerwünscht

Titel: Intelligenz unerwünscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ge­än­dert. Flüs­sig­sau­er­stoff hat bö­se Tücken, be­son­ders dann, wenn er nach dem Ver­damp­fen und Auf­wär­men mit He­li­um ge­mischt wer­den soll.«
    »Aha! Aber ein Cho­le­ri­ker ist er, nicht wahr?«
    »Und was für ei­ner. Der geht schon hoch, wenn ›sein‹ Stuhl von ei­ner Mücke ge­kit­zelt wird. Sei­ne Toch­ter da­ge­gen, hmm …«
    Der Ers­te Of­fi­zier ver­dreh­te die Au­gen und stieß einen sehn­suchts­vol­len Seuf­zer aus. Ich da­ge­gen er­in­ner­te mich an mei­nen Streit mit dem Al­ten. Wir hat­ten ei­ne Frau an Bord! Re­ling hat­te dar­auf be­stan­den, aber kei­ne nä­he­ren An­ga­ben ge­macht. Das soll te ich »ge­fäl­ligst« selbst her­aus­fin­den.
    »Der Ko­bold hat ei­ne Toch­ter?« staun­te ich. »Un­mög­lich!«
    »Ha, von we­gen. Das Ge­gen­teil von ihm. Die Mut­ter kam aus Ta­hi­ti, und von ihr hat sie die Pracht­fi­gur, die zau­ber­haf­ten Au­gen, den …«
    »Kom­men Sie zu sich, Fris­co.«
    »Wie? O ja, wenn ich an La­hoa Rous­se­let den­ke, ver­lie­re ich den Ver­stand. Da ist aber nichts zu ma­chen, mein Lie­ber, nicht ein­mal für mich.«
    »Und das will et­was hei­ßen, wie? Wer Ih­rem mus­kel­un­ter­mal­ten Char­me wi­der­steht, muß ent­we­der blind oder in­tel­li­gent sein. In­tel­li­gen­te Mäd­chen hal­ten sich von Ty­pen Ih­rer Art ge­ne­rell fern, weil sie ge­nau wis­sen, daß die Ent­täu­schung auf dem Fu­ße folgt. Was macht La­hoa an Bord?«
    »Las­sen Sie die Fin­ger von ihr«, warn­te er. »Sie sind schließ­lich ver­hei­ra­tet.«
    »Was sie hier macht, will ich wis­sen.«
    »Dok­tor der Bio­me­di­zin, Spe­zia­lis­tin für ab­norm be­an­spruch­te Or­ga­nis­men; al­so für Aqua­nau­ten, Kos­mo­nau­ten und an­de­re Nar­ren, die stän­dig die Ge­fahr su­chen. Ope­rie­ren kann sie auch, und wie! Sie hat schon man­chen Blut­hus­ter in der An­pas­sungs-Druck­kam­mer wie­der auf die Bei­ne ge­bracht. Ken­nen Sie die neue chir­ur­gi­sche Me­tho­de, die Tau­cher­krank­heit zu bän­di­gen?«
    »Nein, ich möch­te das auch nicht er­le­ben. Wenn ich nach drau­ßen ge­he, dann grund­sätz­lich nur mit ei­nem star­ren Va­lo­pu­rit-Pan­zer. Ich bin schließ­lich ein U-Boot­mann, nicht aber ein Tief­see­schwim­mer mit all sei­nen Druck- und Be­at­mungs­pro­ble­men. Ge­gen aus­per­len­den Stick­stoff …«
    »Ver­wen­den wir gar nicht«, un­ter­brach er mich. »Grund­sätz­lich nur Sau­er­stoff-He­li­um, wie bei der Raum­fahrt. Ge­le­gent­lich auch Rein-Sau­er­stoff, das aber nur un­ter be­son­de­ren Be­din­gun­gen. So, Sie ge­hen im­mer mit den neu­en Kunst­stoff­pan­zern raus? Hm, das hat et­was für sich, aber Sie sind dann ziem­lich un­be­weg­lich. Trotz­dem –« er wieg­te über­le­gend den Kopf – »die Din­ger sind bei ei­ni­ger Ge­wöh­nung leich­ter zu hand­ha­ben als man denkt. Vie­le Leu­te an Bord der NEP­TUN ha­ben ei­ne An­ti­pa­thie da­ge­gen. Die Ge­lenk­tei­le sind bruch­an­fäl­lig. Bei über fünf­hun­dert atü wird es kri­tisch, und was sind schon fünf­tau­send Me­ter! Das war ein­mal be­acht­lich, heu­te nicht mehr. Okay, wie Sie wol­len. Ich las­se Ih­nen einen ›Rit­ter‹ in pas­sen­der Grö­ße klar­ma­chen.«
    Ich schmun­zel­te wie­der. Al­so »Rit­ter« nann­te man die mo­d­erns­ten Er­zeug­nis­se der Tief­see­tauch­tech­nik.
    »Das ist über­flüs­sig, Fris­co. Ich ha­be einen Spe­zi­al­an­zug mit­ge­bracht. Und – hö­ren und stau­nen Sie – bei dem sind die Ge­lenk­ein­hei­ten nicht mehr bruch­an­fäl­lig. Letz­te Ge­heim­kon­struk­ti­on der EU­RO-Ma­ri­ne. Gut für acht­tau­send Me­ter und so leicht, wie vor sieb­zig Jah­ren ei­ner der ers­ten Gum­mi­an­zü­ge für Froschmän­ner. Ge­hen wir wei­ter?«
    Die Füh­rung durch die NEP­TUN dau­er­te noch drei Stun­den. Ich sah die ge­heims­ten Er­run­gen­schaf­ten von Tech­nik und Elek­tro­nik. Es war er­staun­lich. Kom­pli­zier­ter konn­te die Zen­tra­le ei­nes Raum­schif­fes auch nicht sein, nur wur­de hier mit an­de­ren Maß­stä­ben ge­ar­bei­tet.
    Das in der Raum­fahrt ver­pön­te »Ge­wicht« spiel­te an Bord ei­nes fast zehn­tau­send Ton­nen großen Tief­see­kreu­zers über­haupt kei­ne Rol­le. Al­so

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